Nach einer überzeugenden Leistung gegen FC Augsburg ist die Stimmung binnen weniger Tage wieder ins Positive gekippt. Jetzt treffen Wimmers Winner wieder auswärts auf eine Borussia, die dieses Mal jedoch schlagbar scheint.
Der VfB konnte sich gegen seine alte Trainer-Nemesis aus den bayrischen Schwabenland durchsetzen. Und wie! Nach 90 Minuten standen 31 Torschüsse sowie 3,12 xG (Saisonhöchstleistung!) zu Buche und gleich drei Spieler im Brustring standen in der Kicker-Elf des Tages. Über diesen Erfolg lässt sich nicht streiten, schließlich brauchen wir im Kampf gegen den Abstieg jeden einzelnen Punkt. Doch obwohl wir offensiv furios aufspielten, waren es wieder typisch VfBsche Fehler, die uns am Samstag vielleicht zwei oder drei Punkte gekostet hätten. Die Abwehr? Mal wieder ein frühes Gegentor, ausgelöst durch einen individuellen Aussetzer. Vorne? mal wieder Chancenwucher des Grauens. Zudem hatten wir Glück, dass der VAR Sousas Sosas Handspiel nicht als Elfmeter gewertet hatte.
sonstigen Linie ab. Foul gg Götze zu ahnden, aber nicht nachvollziehbar. #VFBFCA Handspiel Sousa 57.min: nach Flanke von links, die länger als erwartet ist + die Spieler sich entsprechend nach hinten bewegen müssen, köpft Petkov den Ball Richtung Zentrum zurück,als Sousa den Ball pic.twitter.com/Wg7Z1TZ6uK
— Manuel Gräfe (@graefe_manuel) October 30, 2022
Ob unberechtigt oder nicht (ich blick bei der Handspielregel eh nicht mehr durch), wir haben schon für weniger einen Handelfmeter kassiert. Was wäre, wenn Stieler oder Jöllenbeck das Handspiel gepfiffen hätten und wir dann 0:2 zurücklägen? Ich denke, die Stimmung an der Mercedesstraße wäre wieder am Tiefpunkt. Anyway, das Leben ist kein Konjunktiv und die Mannschaft reist mit Selbstvertrauen nach Gladbach. Dort erwarten uns die Fohlen, die zwar tabellarisch vor uns liegen, aber seit dem Derbysieg am neunten Spieltag kein Spiel mehr für sich entscheiden konnten. Am Sonntag erlagen sie sogar dem selben Schicksal wie der FCA als sie kurz vor Schluss das entscheidende Gegentor zum 1:2 Endstand kassierten. Durchaus ein Gegner, der gerade am Wanken ist und die Winterpause kaum noch abwarten kann. Wenn wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben, sind drei Punkte auf jeden Fall drin und dann würde das Abstiegsgespenst auch im Borussia-Park halt machen. Sollte dies gelingen, könnte die Winterpause durchaus für uns wesentlich ruhiger verlaufen. Denn dann wette ich, wird die Cheftrainerfrage geklärt sein und Michael Wimmer kann das Wort “Interims” auf seiner Visitenkarte durchstreichen. Was uns ebenfalls Hoffnung machen sollte, ist die
Personalsituation
Mavropanos und Vagnoman sind zurück im Training und könnten schon in Gladbach wieder im Kader stehen. Enzo Millot und Tanguy Coulibaly werden dagegen sicher ausfallen. Bei Enzo Millot ist das mehr als ärgerlich, schließlich konnte er seit dem Bochum-Spiel ordentlich aufblühen, Coulibaly dagegen ist maximal ein Rotationsspieler und hätte sowieso nicht gespielt.
Mögliche Startaufstellung
Never change a winning Team! Außer vielleicht Zagadou. Der 23-jährige Franzose wird für seinen Patzer gegen Augsburg mit der Bank bestraft. Für ihn rückt Mavropanos wieder in die Innenverteidigung. Normalerweise sehen wir dann Mavropanos als RV und Anton als IV, aber Waldis Vorstöße waren zuletzt gefährlicher und wurden tatsächlich mit einem Tor belohnt. Sosa und Führich sind links eingespielt, während rechts unser Top-Scorer Silas mit seinen Inversen Läufen Druck aufbaut. Ahamada und Endo werden das Mittelfeld absichern. Im Sturm steht wahrscheinlich unser Ochsensturm Remastered. Ich hab richtig Bock, die beiden in Aktion zu sehen. Pfeiffer, den ich eigentlich immer kritisiere, gefiel mir sehr gut seit paar Spielen. In der Verteidigung könnte auch alternativ Pascal Stenzel für Ito reinrotieren. Ich sehe auch ein Szenario wo Tomas statt Pfeiffer spielt: Sollte Wimmer eher auf Gegenpressing und Umschaltspiel setzen, könnte der quirlige Portugiese den Vorzug erhalten. Dann rechne ich aber mit einem 4–3‑3.
Statistik
Bei der Wiederauflage des UEAF-Pokalhalbfinale von 1980 konnte sich der VfB in genau 100 Bundesligaspielen 41 mal durchsetzen während Gladbach bei 30 Unentschieden nur 29 Mal das Spiel für sich entscheiden konnte. Deswegen stehen auch die Schwaben in der ewigen Bundesligatabelle weiterhin knapp vor den Fohlen auf Platz 4 mit acht Punkten Vorsprung. Die Stärke von Gladbach liegt vor allem im Passspiel. Im Kurzpassspiel stehen sie auf Augenhöhe mit den Bayern und Freiburg. Allerdings können sie selten Kapital daraus schlagen. Nur 174 von den 5285 Pässen führte zu einer Torchance. Zum Vergleich: Der VfB hat aus 3974 Pässen 198 Torchancen kreiert. Allgemein spielt der VfB nach den Bayern die meisten Torchancen heraus. Wahrscheinlich hatte das chancenreiche Augsburg-Spiel seinen Einfluss darauf, aber gegen Augsburg schießt man nicht mal eben so 31 Mal aufs Tor. Gladbach lässt dagegen die viertmeisten Chancen aus dem Spiel heraus zu und beinahe jeder zweite Schuss geht direkt aufs Gladbacher Tor. Gott sei Dank für sie haben sie Sommer, sonst stünden sie wahrscheinlich tabellarisch wesentlich schlechter dar. Apropos Yann Sommer: Der Schweizer Nationaltorwart gilt nach wie vor als einer der Besten der Bundesliga. Er kassierte 2,5 Tore weniger als erwartet. Florian Müller kassierte zum Vergleich 3,8 Tore mehr als erwartet. Aber Yann Sommer fällt sicher gegen uns aus. Das heißt, diesen Vorteil zwischen den Linien werden die Borussen nicht haben, was wiederum mehr für unseren VfB spricht.
Fazit
Sollten die Defensiven Aussetzer sich auf ein Minimum reduzieren und Yann Sommer keinen guten Tag erwischen, könnte der VfB eine Chance auf Punkte bei der Elf vom Niederrhein haben. Zwar gehen die Fohlen als Favorit in das Spiel, sie sind aber gerade in einer Minikrise und trauern vielleicht noch dem verlorenen Punkt in Köpernick nach. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir gerade noch knapp über den Strich stehen. Vor allem glaube ich nicht, dass Leverkusen lange noch dort unten verweilt. Wenn es sein muss, kaufen sie Freiburg, Mainz oder Bremen kaputt und retten sich so. Deswegen müssen wir gegen so einen anfälligen und kriselnden Gegner unbedingt punkten. Unser mieser Saisonstart erlaubt uns keine Ausrutscher gegen solche Gegner mehr. Allgemein sind die nächsten drei Spiele wahrscheinlich die Wichtigsten der bisherigen Saison. Wollen wir einen entspannten Winter haben, will der VfB sich bei der Marketingreise durch Amerika so gut es geht auf das Sportliche konzentrieren, müssen wir mindestens noch 4 Punkte holen. Die Mannschaft steht steh mit dem Rücken zur Wand, jetzt muss es weiter vorwärts gehen!