Das letzte Spiel vor der langen Winterpause steht an. Was gibt’s besseres als zum Jahresabschluss auswärts gegen Bayer 04 Leverkusen ran zu müssen? Zudem konnten die Gastgeber das berühmte Ruder endlich rumreißen und zogen dank zwei Siegen am VfB vorbei.
Es ist langsam absurd. Schon wieder ein Heimsieg in allerletzter Sekunde. Literally. Das Spiel wurde nach dem Kopfballtor von Konstantino Mavropanos gar nicht erst wieder angepfiffen. Nicht nur, dass der VfB dieses Jahr nur daheim gewinnen kann, das Spiel gegen Bochum ausgeklammert fiel der Siegtreffer immer erst nach der 80. Minute. Bei drei Siegen fiel das entscheidende Tor sogar erst in der Nachspielzeit. Drama, das können sie in der Mercedesstraße. Und das Drama wird auch in der bundesligafreien Zeit weitergehen, denn während Fans anderer Vereine ihren Nationalspielern zujubeln, den gewonnenen Samstag für Familie und Freunde nutzen, oder einfach nicht an König Fußball denken, steht den Anhänger*innen des Brustrings ein aufregender Winter bevor. Wer wird neuer Trainer? Bleibt es Wimmer? Was wird aus Mislintat? Wird Sosa den VfB verlassen? Dazu kam noch die Meldung, dass mal wieder der Daimler über einen Rückzug als Trikotsponsor nachdenkt. Da könnte ein Auswärtssieg in Leverkusen gut tun… oder zumindest ein Punktgewinn. Im besten Fall haben wir die Chance, das Jahr sogar auf Platz 12 beenden. Das wäre nach den Worten von Sportdirektor Mislintat unser Platz 1. Es könnte aber ganz anders kommen: Niederlage gegen Xabi Alonsos Aspirintruppe während gleichzeitig Hertha gegen Köln gewinnt und wir überwintern auf Rang 16. Dann wird der Winter erst recht unruhig. Leverkusen dagegen hat endlich sein Mojo gefunden, sie haben Union Berlin 5:0 aus dem Stadion geprügelt und 2:1 mit Ach und Krach in Köln gewonnen. Die Werkself könnte sich wohl Schlimmeres vorstellen, als gerade jetzt gegen den auswärts noch sieglosen VfB ranzumüssen. Was auch für Leverkusen spricht ist wohl unsere
Personalsituation
Eigentlich kann man die Frage stellen, wer überhaupt nach Leverkusen fährt… Mavropanos ist gegen Leverkusen aufgrund seiner fünften Gelbe Karte gesperrt. Sein Fehlen wird ein Loch in die schon sowieso wackelige VfB Defensive reißen. Capitano Wataru Endo wird aufgrund einer Gehirnerschütterung ebenso ausfallen. Nach dem üblen Zusammenstoß mit Sunjic kein Wunder. Die gute Nachricht ist, dass er das Krankenhaus ohne Komplikationen verlassen konnte und die WM nicht verpassen wird.
But wait there is more! Pascal Stenzel, der durchaus Mavropanos hätte ersetzen können, sowie Nikolas Nartey werden grippebedingt ausfallen. Doch die eigentliche Hiobsbotschaft ist der Ausfall von Borna Sosa und Silas. Ersterer fehlt aufgrund von muskulären Problemen, es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass wir den jungen Kroaten im VfB-Dress gesehen haben. Silas dagegen hat sich eine Zerrung zugezogen und wird ebenfalls gegen Leverkusen fehlen.
Ohne Endo, ohne Dinos, ohne Stenzel und vielleicht ohne Sosa.
Es spricht also alles für einen überraschenden 2:0 Auswärtssieg in Leverkusen.#VfB
— twofourtwo (@two_four_two) November 11, 2022
Mögliche Startaufstellung
Michael Wimmer plagt sich gerade mit einigen Ausfällen. Zum Glück kehren jetzt Vagnoman, Zagadou und Millot zurück von ihrer Verletzungspause, so sind die Lücken nicht ganz so groß. Enzo und Karazor ersetzen Endo und Egloff im Mittelfeld, während Vagnoman und Zagadou die beiden Flügel übernehmen. Dafür rückt Anton in die Innenverteidigung, wo neben ihn Ito ebenfalls sein Startelf-Comeback feiern wird. Für den quirligen Silas spielt der vielseitige Führich auf Rechtsaußen und soll so Guirassy mit Flanken versorgen. Ich kann mir aber vorstellen, dass Michael Wimmer sich auch für eine Formation entscheidet. Bis jetzt hing er nie allzu fest an Einer, vielleicht sehen wir das Comeback des 4-4-2 oder wir spielen 3-3-2-2 mit Vagnoman und Zagadou als Wingbacks. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
Statistik
“Gentners Kopfball lässt Stuttgart von Europa träumen”. So lautete die Kicker-Überschrift unseres letzten Sieges gegen Leverkusen. Das ist schon 4 Jahre her. Damals war Dietrich noch Präsident und Korkut wurde Rückrundenvizemeister. Dementsprechend sieht auch die Bilanz aus. Von 85 Duellen konnten wir nur 23 gewinnen. 42 davon gingen verloren. Bedeutet: Leverkusen konnte mehr als doppelt so viele Spiele für sich entscheiden. Das schreit nur so nach Angstgegner. Was kann man ansonsten über die Werkself sagen? Sie erspielen sich kaum Chancen und sind hinten anfällig. Sie lassen die meisten Pässe zu, kassieren durchschnittlich 1,5 xG und kreieren selber kaum Torchancen. Klar sie haben zwei Kantersiege, einmal gegen schwache Schalker, die ihren Trainer loswerden wollten und einmal gegen Union Berlin, wo sie aus 1,7 xG bzw. 11 Schüsse aufs Tor 5 Dinger machten. Zum Vergleich: Gegen Köln haben wir 0:0 gespielt und einen xG-Wert von 1,9 erreicht. Zudem haben die Leverkusener mit Piero Hincapie den unfairsten Spieler der Bundesliga. Der 20-jährige Außenverteidiger flog bereits zweimal mit Gelbrot vom Platz. Wer sich zudem auf ein Wiedersehen mit Robert Andrich gefreut hat, wird bitter enttäuscht werden. Er wird aufgrund einer Gelbsperre der Werkself fehlen.
Letzte Chance Leverkusen! Der @VfB wartet im Jahr 2022 weiter auf den ersten Auswärtssieg in einem Ligaspiel. Seit mittlerweile 16 Spielen sind die Schwaben in der Fremde ohne Sieg – es ist die aktuell längste Serie im deutschen Profifußball. #VfB #B04VfB pic.twitter.com/rL2iXnPzEQ
— Die falsche 9 (@die_falsche_9) November 10, 2022
Fazit
Ich denke nicht, dass wir hier mit drei Punkten rechnen können. Leverkusen ist qualitativ ein Level über unseren Jungen Wilden. Doch wir sollten (und ich weiß diesen Satz schreibe ich gefühlt das dritte Mal, obwohl wir immer danach verloren haben) den Sieg gegen Berlin als Rückenwind für ein erfolgreiches Spiel gegen Leverkusen nutzen. Spielen wir unbequem, erwischen unsere Defensive und Müller einen guten Tag ist vielleicht mehr als nur ein Punkt drin. Doch egal wie das Spiel aus geht, es bleibt wohl zumindest neben den Platz spannend beim Verein für Bewegungsspiele. Es wartet die Entscheidung auf den Trainerstuhl, dazu erwartet uns noch ein Transferfenster, wo der VfB mal wieder Geld generieren muss und all das ohne zu wissen wer 2023 unser Sportdirektor sein wird.
Brace yourself, Winter is coming.
Titelbild: © Christof Koepsel/Getty Images