Nach dem Fast-Auswärtssieg in Hoffenheim wartet gleich das nächste Gastauftritt gegen einen Retortenclub auf unseren VfB. Bereits am Freitagabend um 20:30 Uhr spielt der VfB Stuttgart im altehrwürdigen Leipziger Zentralstadion. Dort trifft er auf Rasendingsbums Leipzig, der gerade den FC Schalke 04 6:1 abgeschossen hat.
Eine Minute früher. Hätte Schiedsrichter Florian Badstübner nur eine verdammte Minute früher abgepfiffen, wir hätten auf Tabellenplatz 14 “überwintert”. Zwar nur mit einem Punkt auf den Relegationsplatz, aber Platz 14 nach 17 Spielen wäre nach den letzten eineinhalb Jahre Balsam für die Stuttgarter Seele. Aber naja, hätte hätte Fahrradkette. So sind wir dann doch nur 15. Wir beginnen die Rückrunde quasi, dort wo wir vor der Hinrunde standen: Auf Platz 15 und punktgleich mit dem Sechzehnten. Leider diesmal ohne Mislintat und Matarazzo, sondern mit Wohlgemuth, Labbadia und einem neuen internen Machtkampf, der so unübersichtlich wie schädlich für den Verein für Bewegungsspiele ist. Auch wenn es kreativere Lösungen für die Trainerposition gab, ich muss hier für unseren neuen Trainer eine Lanze brechen. Zwar sieht der Fußball unter ihm nicht wie das Gelbe vom Ei aus, aber jenseits der VfB-Bubble wird er nicht ganz so kritisch gesehen. “Mir kommt Labbadia als Trainer viel zu schlecht weg[…]. Das erste Spiel war gut. Das war defensiv solide, mit einem guten Pressing und guten Chancen. Es war eher ein unglückliches 1:1 würde ich behaupten”, sagte Taktik-Blogger Tobias Escher nachdem Mainz-Spiel im Bohndesliga Podcast. Meine Wenigkeit ist auch etwas vorsichtig optimistisch geworden. Die Mannschaft versucht ein stabiles Ballbesitzspiel mit hohen Pressing aufzubauen und die Defensive wirkte zuletzt stabiler. Leider scheiterten wir wieder an dasselbe wie vor Labbadia: Gegen Mainz hatten wir paar Mal den Siegtreffer auf den Fuß und gegen Hoffenheim war die Defensive für eine Sekunde nicht konzentriert. So stehen am Ende nur Zwei von Sechs Punkten unterm Strich. Hätte es besser laufen können? Ja! Sind wir chancenlos und eigentlich bereits abgestiegen? Nein! Wird am Freitag die Serie der Unentschieden weitergehen? Wahrscheinlich nicht, denn die
Personalsituation
ist sehr kritisch. Erstmal fehlt Ahamada gelb-rot gesperrt, weil er mit den Fans den zwischenzeitlichen Führungstreffer gefeiert hatte.
Personalupdate:
Borna #Sosa und Daxo #Zagadou fallen weiterhin aus. #Silas‘ Einblutung im Schienbein ist größer als erwartet, er kommt ebenfalls nicht in Frage für #RBLVfB. Tiago #Tomas hat einen Einriss Bauchmuskulatur erlitten und wird mind. drei Wochen fehlen.#VfB | #VfBPK— VfB Stuttgart (@VfB) January 26, 2023
Links fallen der WM-Dritte Sosa sowie Daxo verletzt aus, während auf der rechten Seite Silas wegen einer “Einblutung im Schienbein” fehlt. Auch Tiago Tomás, der wie Silas gegen Hoffenheim verletzt ausgewechselt werden musste, wird erstmal auf der Tribüne Platz nehmen müssen. Wenn ihr jetzt denkt “Ohje, aber dann spielt Ito wahrscheinlich links”, dann habe ich schlechte Nachrichten für euch: Hinter Itos Einsatz steht genauso ein Fragezeichen, wie hinter dem Einsatz von Konstantin(os) den Großen. Letzterer hatte sich in einem Kopfballduell verletzt und hat nach wie vor Probleme, auf dem rechten Auge zu sehen, wo wir wieder beim altbekannten Thema Kopfverletzungen im Fußball sind.
Mögliche Startaufstellung
Ich hoffe mal nicht, dass bei Ito und Mavropanos der Worst Case eintritt. Falls sie doch ausfallen, könnte Alternativ Anton/Stenzel oder Aidonis innen spielen. Im Mittelfeld ersetzt Enzo Millot den gesperrten Ahamada. Ansonsten käme Egloff in Frage, der wirkt aber bei Labbadia etwas in Ungnade gefallen, wenn man sich an die Kommentare aus Marbella zurückerinnert. Für Silas und Tomas rutschen Führich und Perea rein. Letzterer hatte ein gutes Spiel gegen die SAP-Truppe und ich würde ihn gern mal von Anfang an sehen. Statt des 4–3‑3- könnte ich mir auch ein 4–4‑2 vorstellen, mit Pfeiffer und Guirassy als Ochsensturm.
Statistik
Ich weigere mich dieses Konstrukt als Angstgegner zu betiteln. Denn das würde bei der Legitimierung von der Betriebssportmannschaft nur helfen. Nichtsdestotrotz: Wir haben bis jetzt in Leipzig nur verloren. Nicht einmal ein verdammtes Tor haben wir dort erzielt. Wir konnten gegen Leipzig noch nicht einmal gewinnen, als 93/94 wir gegen den VfB Leipzig (ja es haben auch mal richtige Leipziger Vereine in der Bundesliga gespielt) zweimal nur 0:0 gespielt haben. Immerhin haben wir damals in Leipzig einen Punkt erbeutet. Ein Ergebnis, über das wir uns Freitagabend um 22:30 Uhr freuen würden.
Dank der Energy-Drink Millionen hat Leipzig eine schlagkräftige Truppe. Sie kreieren neben den BVB und den Bayern die meisten Chancen, haben die zweitbeste Passquote der Bundesliga und erzielten die zweitmeisten Tore der Bundesliga. Gerade im Kurzpassspiel sind sie sehr stark und sogar besser als die Bayern während wir sehr anfällig für das Kurzpassspiel sind. Aber auch Defensiv lassen sie wenig zu. Nach den Bayern haben sie die wenigstens Torchancen zugelassen und auch sonst sind sie im Spiel gegen den Ball sehr stark.
Apropos Statistik, Um die (Twitter-)Gemüter zu beruhigen: Der VfB ist in vielen relevanten Statistiken mindestens Mittelmaß, gerade was Chancenkreierung angeht, können wir uns sehen lassen. Nach dem Trio Bayern/Dortmund/Leipzig haben wir die meisten Shot-creating Actions. Es ist eigentlich unbegreiflich wie wir da unten festsitzen. Es gibt dabei zwei Wege, wie das Ganze weitergehen könnte: Entweder wir machen weiter wie jetzt und irgendwann schlägt das Matchglück zu unseren Gunsten, oder wir passen uns leistungstechnisch unseren Tabellenplatz an und spielen genauso wie ein Absteiger. Um Letzteres zu vermeiden, müssen Punkte her. Egal wann, egal wie.
Fazit
Wir sind eigentlich mehr mit uns selbst beschäftigt. Es fehlen etliche Leistungsträger, die bereits erwähnten Inneren Quereleien wegen des Teamarztes der Frauen und wir befinden uns mitten im Abstiegskampf. Währenddessen spielt der Gegner um die Meisterschaft, kommt mit einem Kantersieg im Rücken und einem Duell gegen Real Madrid im Blick auf uns zu. Eigentlich spricht alles für eine deftige Auswärtsniederlage. Einfach nur hinter uns bringen und möglichst nicht blamieren, lautet die Devise. Dazu noch hoffen, dass am Samstag die Hertha das Derby verliert, der SC Freiburg einen guten Tag gegen Augsburg erwischt und Gentner den Bochumer erzählt, dass man in Mainz nicht gewinnen muss. Doch ich bin optimistisch, nicht trotz sondern gerade weil alles gegen uns spricht. Der Fußball wäre nicht der Fußball, wenn wir am Ende nicht durch ein Kopfball-Tor von Guirassy in der 10. Minute der Nachspielzeit dreckig und total unverdient 1:0 gewinnen und glücklich nach Hause fahren würden. Hoffnung stirbt zuletzt.
Titelbild: © Martin Rose/Getty Images