Nach zwei 1:2‑Niederlagen in Folge reist der VfB nach Frankfurt, wo sie auf die zuletzt schwächelnde Eintracht stoßen. Die Schwaben stehen aber unter Druck. Eine weitere Niederlage könnte am Ende den Absturz auf den letzten Tabellenplatz bedeuten.
Es wird Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen. In sechs Rückrundenspielen stehen ein Sieg und fünf Niederlagen auf dem Konto. Zum Vergleich: Nach sechs Hinrundenspielen konnte die Mannschaft damals unter Matarazzo zwar keinen Sieg verbuchen, aber es waren dagegen fünf Unentschieden und nur eine Niederlage. Ich bin wahrlich kein Labbadia-Fan, aber auch kein erbitterter Gegner des schönen Bruno, der nur darauf wartet, dass dieser scheitert, aber langsam sollte der Trainerstuhl wärmer werden. Da könnte das Spiel gegen Eintracht Frankfurt gerade gelegen kommen. Ja, Frankfurt ist amtierender Europa League-Gewinner, ja Frankfurt spielt Champions League ABER: Frankfurt ist verletzungsgebeutelt und mit dem Kopf wahrscheinlich eher in Neapel als in der heimischen Bundesliga. Dazu die Geschichte rund um die nicht erlaubten Gästefans im Stadio Diego Armando Maradona (was fürn geiler Stadionname!), was eine absolute Farce ist. Da kann ich den Frust und die Wut der Adlerträger und seinen Anhänger*innen sehr gut verstehen.
Und der VfB? Nach der katastrophalen ersten Halbzeit, wegen der ich nach wie vor sehr sauer bin und einem gut mitgehalten™ gegen die Bayern, müssen sie endlich Wiedergutmachung leisten. Es muss endlich ein Auswärtssieg her. Die Mannschaft soll endlich zeigen, dass sie Bock hat, dass sie den Abstiegskampf angenommen hat, dass sie bereit ist zu kämpfen und selbst am Boden liegend weiterkämpft und Kniekehlen abbeißt. Das von der ersten Sekunde an. Frankfurt muss dafür bestraft werden, was der VfB die letzten Wochen und Monaten vergeigt hat.
Eine Frage die wir uns stellen sollten, was passiert bei einer Niederlage? Was passiert im Worst-Case und wir stürzen auf Platz 18 ab? Dann muss mit Labbadia gebrochen werden. Ja dann wird es ne 3‑, 4‑, 5- oder wasweißich für eine Trainersaison. Aber wir müssen alles für den Klassenerhalt tun. Ein Abstieg darf keine Option sein. Sollte es zum Worst-Case kommen, dann wird Fabian Wohlgemuth gefragt sein. Er ist unser Sportdirektor bzw. er war es für die längste Zeit sollte er Labbadia rauswerfen wollen und von Wehrle blockiert werden. Wäre ich Fabian, würde ich bei so einer Geschichte sofort zurücktreten. Natürlich ist Wehrle der Chef, er muss auch auf die Finanzen schauen. Doch gerade beim Cheftrainer sollte nicht gespart werden. Das ist die wichtigste Person im Verein. Er arbeitet mit den Spielern, er plant die Taktik und die Aufstellung und er stellt die Spieler auf. Ein Nachfolger für Labbadia würde auch in den Startlöchern stehen:
Nico Willig.
Laut Medienberichten möchte unser U19-Trainer gerne eine Bundesligamannschaft trainieren. Falls dies wahr sein sollte und er seine Zurückhaltung diesbezüglich aufgegeben hat, sollte der VfB ihm eine Chance geben. Ja, es wäre ein schlechtes Omen, schließlich sind wir unter Nico Willig 2019 abgestiegen. Aber es war nicht Willigs Schuld. Nachdem er übernommen hatte, konnte er die Mannschaft noch auf Platz 16 retten und beide Relegationsspiele wurde streng genommen nicht verloren. Also warum nicht Willig eine Chance geben? Die U19 befindet sich sowieso im Tabellen-Niemandsland, sie kann weder absteigen noch in der Meisterrunde teilnehmen. Ansonsten traue ich Wohlgemuth zu, einen kompetenten Nachfolger für Labbadia zu finden.
Das Beste natürlich wäre, wenn wir dieses Spiel und die Nachfolgenden für uns entscheiden und uns endlich von da unten absetzen könnten. Am Besten mit einem entspannten 34. Spieltag, wo wir uns mit anderen Themen befassen könnten, wie zum Beispiel warum die Stadionwurst so verdammt teuer geworden ist. Man darf ja noch wohl träumen?
Personalsituation
Von einem Einsatz nur träumen dürfen hingegen Serhou Guirassy und Pascal Stenzel. Während der kopfballstarke Neuner seit Längerem aufgrund eines Sehnenrisses ausfällt, plagen Pascal Stenzel muskuläre Probleme. Um ehrlich zu sein, wäre er wahrscheinlich auch so gar nicht zum Einsatz gekommen. Ich mein, wer braucht schon einen gelernten Rechtsverteidiger???
Mögliche Startaufstellung
Never change a winning gut mitgehalten™ Team! Ja, Anton auf RV ist quasi gesetzt. Joshua Vagnoman wird sich wahrscheinlich fragen was zur Hölle er falsch gemacht hat, dass Bruno ihm so wenig zutraut. Das Gleiche wird sich Silas fragen, der mit der Rolle als Stoßstürmer sehr arg fremdelt. Wobei mit dem Comeback von Tiago Tomas könnte ich mir auch ihn als pressenden Stürmer vorne vorstellen. Auch wenn er sich wie Silas auf dem Flügel deutlich wohler fühlt ist er als Stürmer deutlich besser. Und Silas? Silas könnte als Joker für Dias oder Führich eine Option sein. Ein frischer Silas in der 70. Minute auf dem Flügel ist deutlich gefährlicher, als ein Silas von Anfang an auf der Neun.
Statistik
Wie gegen Schalke wird auch dieses Spiel das 100. Duell der beiden Traditionsvereine sein. In 99 Spielen konnte sich der VfB 42 Mal durchsetzen während die Frankfurter bei 23 Unentschieden 43 mal siegreich waren. Für die jüngeren unter euch, die diese Statistik verwundert: Ja, es gab mal eine Zeit in der der VfB deutlich besser war. Doch über die letzten 20 Jahre haben die Mannschaften ihre Rollen getauscht. Während damals der VfB regelmäßig in den Top 5 war und in einer Zeit, wo noch andere als Bayern Meister wurden auch mal einen Meistertitel gewann, kämpfte die Eintracht um die erste Liga. Die Zeiten sind leider (oder endlich, je nachdem welches Team man unterstützt) vorbei. Die Frankfurter sind bekannt für ihr schnelles Tempo und für ein gefürchtetes Umschaltspiel. Doch manchmal sind sie zu schnell, schließlich wurde am Meisten gegen Frankfurt auf Abseits entschieden. Auch wenn dies sich wie ein sehr vertikales Spiel anhört, spielt Frankfurt die wenigsten lange Bälle nach vorne, sondern sie versuchen durch kurze und mittlere Bälle sich nach vorne zu kombinieren. Doch die wahre Stärke der Frankfurter ist ein Spieler: Randal Kolo Muani. Der kostenlose(!) Neuzugang hat sich im Herzen von Europa prächtig entwickelt. Er allein ist an 24 der 38 Tore der SGE beteiligt. Er ist der Topscorer der Bundesliga und aus der Startelf sowohl in Frankfurt als auch in der Nationalelf quasi nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile würde es mich nicht wundern, sollte er jenseits der 70 oder gar für 100 Mio. Euro im Sommer nach England wechseln (oder die Bayern schnappen sich aufgrund einer dämlichen Ausstiegsklausel für ein Ebblewoi und Handkäs).
Fazit
Man muss auch Bock haben, lautet der Folgentitel des dieswöchigen Podcasts und auch das trifft bei dem Spiel in Frankfurt eindeutig zu. Schaffen wir es von Anfang Druck zu erzeugen und die Frankfurter zu ärgern, so können wir am Ende dreifach punkten. Wir müssen punkten, denn wir stehen unter Zugzwang. Am Ende auf einem Abstiegsplatz zu stehen, könnte und sollte am Ende den Job von Bruno Labbadia kosten. Auch ein gut gemacht™ wird nicht reichen. Es muss was endlich wieder was Zählbares her, sonst ist nicht nur das Wetter hier in Stuttgart stürmisch.
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images