Nach einem schweren Pokalspiel trifft der VfB Stuttgart heute auf den VfL Bochum. Im 1893. Bundesligaspiel der VfB Geschichte könnte eine Niederlage den (direkten) Klassenerhalt in weiter Ferne rücken.
Der 1:0 Sieg in Nürnberg hat mehr Fragezeichen dagelassen als wirklich Fragen beantwortet. Mit einer großen Zahl an Fans im Rücken agierte die Mannschaft abermals verunsichert, gewann zumindest in der ersten Hälfte kaum Zweikämpfe und hätte um ein Haar Nürnberg die Führung geschenkt. In der zweiten Hälfte konnte man Dank eines starken Enzo Millot zwar die Kontrolle über das Spiel erlangen, der 1:0 das bare minimum an ausreichender Leistung. Eine Leistung, die in Bochum womöglich nicht ausreichend wird.
Und Bochum? Die Ruhrpottler haben vielleicht nicht die individuelle Qualität um in der Bundesliga zu spielen. Aber in einem Punkt haben sie dem VfB etwas voraus: sie haben den Abstiegskampf angenommen. Etwas, was wir in Stuttgart weiterhin vermissen. Don’t get me wrong, ich finde es okay einen spielerische Lösungsansatz zum Überwinden des Gegners zu verfolgen, aber es fehlt die Intensität. Die Zweikämpfe, das Verhalten im Dribbling oder der Abschluss. Man hat das Gefühl, die Spieler haben einfach keinen Bock. Schaut einfach mal das Verhalten nach Ballverlust an, wie kaum nachgesetzt wird, danach braucht der Gegner zwei, drei Pässe um einen freien Raum zu kreieren während wir uns vorne mühselig die Bälle hin und her schieben um vielleicht per Zufall mal eine Ecke zu bekommen. Das kann nicht der Anspruch dieser Mannschaft sein. Da ist es auch unwichtig welcher Name bei Trainer auf dem Bogen steht, wenn die Mannschaft sich in dieser Lage nicht selbst motivieren kann, dann können wir den Klassenerhalt gleich abhaken.
Ja, ich bin frustriert. Vielleicht ist die Kritik nicht berechtigt. Aber wie oft hat man das Gefühl im Stadion zu stehen, die Mannschaft lautstark anzufeuern, dabei die Seele aus dem Leib zu schreien nur um zu sehen wie zum Beispiel Borna Sosa sich auf dem linken Flügel gegen einen Zweitliga-Verteidiger festläuft, den Ball verliert und komplett desinteressiert den gegnerischen Konter beobachtet? Wie gerne würde ich Mäuschen in der Kabine spielen, ob sich dieser unmotivierte Eindruck bestätigt oder nicht und ob die Spieler wissen um was es geht.
In Bochum sind wir zum Siegen verdammt. In Bochum muss diese Mannschaft endlich zeigen, dass sie den Kampf angenommen hat. Denn eins kann ich versprechen: Der VfL wird ein Teufel tun um das Spiel zu gestalten. Bochum reicht ein Unentschieden um uns auf Abstand zu halten. Es wird kein schönes Spiel, das kann ich versprechen. Eine Wiederholung des Hinspielergebnis ist aufgrund der aktuellen Form beider Mannschaften kaum im Bereich des Möglichen. Es muss ein Sieg her, sonst sind wir wieder bestenfalls im Relegationspokal.
Personalsituation
Alle Spieler stehen dem neuen Trainer Hoeneß (ich werde brauchen, um mich an diesen Namen zu gewöhnen) zur Verfügung. Sogar Sorgenkind Guirassy traut man einen längeren Einsatz, wenn nicht sogar einen Startplatz, zu.
Startaufstellung
Für Luca Pfeifer rückt Guirassy in die Startaufstellung rein. Enzo Millot ersetzt den Schwachen Führich als hängende Spitze. Ansonsten bleibt vermutlich alles gleich. Ansonsten könnte Tomas neben Guirassy spielen, während Karazor auf die Bank Platz nimmt und Millot mit Haraguchi dafür die Doppelneun bildet.
Statistik
In 77 spielen konnte sich der VfB über 40 Mal durchsetzen. Bochum dagegen punktete nur 17 mal dreistellig, während man 20 mal die Punkte teilte. Bochum ist die Schießbude der Liga. Mit 57 Gegentoren hat man 12 mehr als der VfB, der defensiv zu den besseren Teams in der unteren Tabellenhälfte zählt. Auch bei den expected Gegentoren sowie den expected Points liegen der Revierklub abgeschlagen auf den letzten Platz. Laut five thirty eight ist die Abstiegswahrscheinlichkeit für den VfB auf 48 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: bei der Entlassung Mislintats, wo es “am Ende um Punkte geht” lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 18 Prozent. Das sich sowas schnell ändern kann zeigen die kommenden Gegner ganz gut. Bochum hat in der gleichen Zeit seine Wahrscheinlichkeit von 52 Prozent auf 23 Prozent verringert. Die Hoffnung ist also noch nicht gestorben.
Fazit
Im 1893. Bundesligaspiel erwartet der VfB ein Endspiel um den direkten Klassenerhalt. Sollte das Spiel wieder in die Hose gehen, so spielen wir mal wieder um den Relegationspokal. Die Mannschaft hat die individuelle Qualität für den Klassenerhalt, aber es fehlt an eigener Motivation. Am Sonntag erwartet uns ein Abnutzungskampf. Ich glaub weiter an den Turnaround und erwarte einen hässlichen 1:0 Erfolg.
Titelbild: © Frederic Scheidemann/Getty Images