Nach dem zweitbesten (!) Saisonstart der Vereinsgeschichte ist der VfB die Mannschaft der Stunde. Zuhause wartet nun mit dem VfL Wolfsburg ein echter Brocken.
Doch bevor wir vorausblicken möchte ich einen Blick zurück wagen. Denn vor dem Mainz-Spiel schrieb ich:
“Nach der Länderspielpause ist vor der Länderspielpause. Es sind tatsächlich nur vier Spieltage, bis die EM-Qualifikation in den Endspurt startet. Und kaum zu glauben, aber die Spiele sehen machbar aus. Wie vergänglich und surreal es wirkt, dass wir gerade auf Platz 3 liegen. Ich sehe realistische Chancen, dass es auch in der nächsten Länderspielpause ähnlich gut aussehen wird.”
Nun, ich muss gestehen ich habe im Nachhinein befürchtet, dass sei viel zu optimistisch und der Take wird mir härter um die Ohren fliegen als Tim Walters berühmtes “wir können uns nur selbst ein Bein stellen” vor dem Spiel gegen SV Wehen Wiesbaden, welches diese Woche sein Jubiläum feierte. Aber am Ende sollte ich doch tatsächlich recht behalten. Und Wie. Der VfB feiert den zweitbesten Saisonstart in seiner Bundesligageschichte. Im Ernst, nicht einmal in den Zweitligajahren hatte der VfB soviel Punkte auf dem Konto wie jetzt. Natürlich war das Auftaktprogramm nicht das Schwerste, aber dennoch kann sich die Mannschaft auf die Schulter klopfen. Weil die Spiele auch nicht unverdient gewonnen wurden, weil man einen schönen Ballbesitzfußball spielt, weil endlich der Auswärtsfluch kein Thema mehr ist und weil man auch defensiv die Null halten kann. Und ja, ich finde Träumen darf erlaubt sein. Denn noch nie hat eine Bundesligamannschaft mit 15 oder mehr Punkten nach 6 Spielen schlechter abgeschnitten, als Platz 9 (VfL Wolfsburg 04/05). Insgesamt verpassten nur zwei Mannschaften nach so einem Saisonstart das internationale Geschäft. Das sollte uns schon ein bisschen optimistisch stimmen. Auch weil nach gefühlt 12 oder 13 Jahren Kampf um die Erstligazugehörigkeit wir es auch endlich verdient haben, mal nicht an den Abstiegskampf zu denken. Das traut sich in Stuttgart mittlerweile mehr niemand, mal von was Größerem als “nur” dem Klassenerhalt wie zum Beispiel einer Top 10 Platzierung oder sogar dem internationalen Geschäft zu sprechen oder nur daran zu denken. Wir werden noch genug Rückschläge kassieren, dass liegt praktisch in unserer DNA, aber zumindest bis es soweit ist darf träumen erlaubt sein.
Der Rückschlag könnte schon am Samstag kommen. Mit Wolfsburg kommt eine Mannschaft, die qualitativ um Europa kämpfen wird. Eine defensivstarke Mannschaft, die auf Konter und schnelles Umschalten setzt. Hier wird einmal mehr das kontrollierte Spiel von hinten heraus des VfB auf die Probe gestellt. Wolfsburg hat eben die Qualität, die Fehler in unserem Spielaufbau, wie sie uns in Köln passiert sind, zu bestrafen und dann nichts mehr anbrennen zu lassen. Doch so hoffnungslos sind wir nicht, schließlich hatte Wolfsburg gegen ballbesitzorientierte Mannschaften wie Hoffenheim und Dortmund seine Probleme und hat diese Spiele dementsprechend verloren. Wenn wir geduldig nach vorne spielen und hinten keine Böcke schießen, könnten wir tatsächlich gegen Wolfsburg punkten.
Personalsituation
Es gibt diesbezüglich nicht viel neues zu berichten. Während Jeong weiter die Asienspiele rockt, befindet sich Josh Vagnoman noch im Aufbautraining. Die zuletzt angeschlagenen Zagadou und Silas könnten ihr Comeback in die Startaufstellung feiern und auch Karazor scheint wieder fit zu sein.
Mögliche Startaufstellung
Never change a winning Team. Mehr muss man wohl nicht sagen. Undav könnte als Belohnung für seine zwei Tore für Silas rechts spielen, aber ich denke ein Startelfensatz kommt noch zu früh.
Statistik
In 48 Bundesligaspielen steht der VfB negativ da. 22 mal siegten die Wölfe gegen die Schwaben während der VfB 19 Spiele für sich entschied. Zuhause dagegen hat Stuttgart die Oberhand. 13 der 19 Siege gelang Stuttgart im heimischen Neckarstadion. In den letzten Jahren war Wolfsburg trotzdem kein gern gesehener Gegner. Das letzte Mal behielten die Schwaben 2019 die drei Punkte daheim, als man in der Abstiegssaison klar mit 3:0 gewann. Die Mannschaft von Niko Kovac zeichnet sich besonders durch viel Laufen aus. Sie haben die meisten intensiven Sprint der Bundesliga und die viertmeisten Kilometer gesammelt. Der VfB dagegen ist in diesen Kategorien eher im unteren Tabellenbereich zu finden. Der VfB hat dagegen seine Stärken im Kreieren von Torchancen. Guirassy und Co liegen mit 92 Torschüssen auf Platz 5 der Bundesliga und erspielen sich laut fbref.com die drittmeisten Torchancen heraus. Auch defensiv muss sich der VfB nicht verstecken. Trotz Offensivfokus ließen die Schwaben die zweitwenigsten Torchancen und xG zu.
Fazit
Es wird ein schwieriges Spiel ohne Frage, aber die Mannschaft muss sich vor Wolfsburg nicht verstecken. An einem guten Tag können wir tatsächlich die drei Punkte hierbehalten und dann können wir weiterträumen. Aber ich glaube eher wir sehen ein langweiliges 0:0, weil die Wolfsburger kompakt hinten dicht machen und Nübel mal wieder alles von der Linie kratzt.
Titelbild: © Alexander Hassenstein/Getty Images