Wir steigen ab, wir spielen Relegation, wir steigen nicht ab, wir steigen ab, wir spielen Relegation, wir steigen nicht ab…gut, dass die Woche bald vorbei ist.
Denn schon wieder fiebert man als VfB-Fan auf einen Spieltag hin, vor dem man sich eigentlich fürchtet. Letztes Jahr ging es ja “nur” um direkten Klassenerhalt oder Relegation, hatten wir nach 33 Spielen nicht nur Fürth, sondern auch Bielefeld uneinholbar hinter uns gelassen. Jetzt geht es buchstäblich um alles. Und gleichzeitig nur um das, was in den 90+ Minuten auf dem Platz passiert. Ich bin sonst niemand, der das Sportliche allein über alles sonstige erhebt, was auf dem Platz passiert. Aber Trikotfarbe hin, Platzsturm-Angst her, ob Liga-Investoren oder außerordentliche Mitgliederversammlung:
Das einzige, worauf es ankommt ist, dass die Mannschaft ihre Leistung vom Mainz-Spiel noch einmal, ein hoffentlich letztes Mal in dieser Saison abruft. Gerne auch ohne einen unnötigen Rückstand. Ich sehe ein, dass man auch Hoffenheim nicht unkontrolliert inst Messer laufen sollte — obwohl das in Mainz auch keinen Unterschied gemacht hat — aber es muss jederzeit die Bereitschaft zu sehen sein, dieses Spiel zu gewinnen, egal wie es in Leipzig und Bochum steht. Achja, eine Sache außerhalb des Platzes hat doch noch Relevanz: Der Support des Stadions. Der war vor etwas mehr als einem Jahr gegen Köln schon phänomenal und ich gehe davon aus, dass er es am Samstag auch sein wird. Keine Verschnaufpause, keine Pfiffe, nur weil Bredlow mal einen Rückpass bekommt, 90 Minuten volle Pulle!
So, genug der Motivationsrede, die ja eigentlich ans Ende dieses Vorberichts kommen sollte, kommen wir zur
Personalsituation
Dan-Axel Zagadou hat sich von seinem Zusammenstoß mit seinem Mainzer Gegenspieler erholt — sofern man davon sprechen kann — dafür tut jetzt der Fuß weh. Er könnte deshalb ausfallen, Borna Sosa ist wieder fit und Thomas Kastanaras immerhin in der Reha, das ist aber für das Spiel eher unwichtig. Wie also kann eine
Mögliche Startaufstellung
aussehen?
Sollte Zagadou nicht fit werden, besteht die Dreierkette wieder aus Ito, Anton und Mavropanos, die sich hoffentlich genauso wie Torwart Bredlow mal ein Spiel ohne gravierende Fehler gönnen. Vor allem Mavropanos könnte in diesem Spiel emotional einen Unterschied machen. Endo und Karazor sind eh klar, genauso wie die Außenbahnen, auf denen Sosa aber auch zeigen sollte, warum und wohin er im Sommer den nächsten Schritt machen möchte. und hinter Serhou Guirassy? Würde ich Führich und Millot stellen. Enzo Millot schmorte in Mainz 90 Minuten auf der Bank und wird sich seinem Trainer beweisen wollen. Chris Führich hingegen kam nach 62 Minuten für den erneut blassen Tiago Tomás rein und entschied das Spiel. Ein Startelfplatz als Belohnung sollte zusätzliche Motivation sein. Silas sitzt hingegen für mich auf der Bank. So toll sein Lauf vor dem 1:1 war: Bei dieser wie bei einer weiteren Chance gelang es ihm nicht, den Ball sauber zum Mitspieler zu bringen. Da halte ich ihn lieber in der Hinterhand, falls es in der zweiten Halbzeit noch etwas zu entscheiden gibt — auch wenn Hoffenheim in diesem Spiel keinen Grund hat, irgendwas nach vorne zu werfen.
Statistik
In den 15 Jahren, in denen wir Hoffenheim schon in der Bundesliga ertragen müssen, haben sie erst zwei Mal im Neckarstadion gewinnen können, zuletzt 2014. Ansonsten gab es meist Heimsiege für den VfB, teilweise sogar deutliche, was aber für Samstag nichts heißen muss. In der aktuellen Saison nehmen sich Hoffenheim und der VfB nicht viel, die Gäste stehen nur drei Punkte und drei Tore vor uns. Beide Mannschaften haben 57 Gegentore kassiert, Oliver Baumann hat eine etwas bessere Fangquote als Florian Müller und eine etwas schlechtere als Fabian Bredlow, bei der Differenz zwischen post-shot expected goals und wirklich kassierten Toren liegt er mit ‑5,6 sogar deutlich hinter Bredlow mit ‑1,5. Auch offensiv reißen beide Mannschaften keine Bäume aus, nur jeder dritte Schuss, der auch aufs Tor kommt, geht rein, Hoffenheim performt bei den expected goals sogar noch schlechter als der VfB, der 1,1 Tore mehr kassiert als erwartet. Selbst bei den Platzverweisen und den Verwarnungen nehmen sich beide Mannschaften nicht viel. Kommen wir noch zu den Spielern: Kramaric hat zwar ein Tor mehr als Guirassy, der schießt aber, wenn er spielt, pro 90 Minuten 0,64 Tore, trifft also mindestens in jedem zweiten Spiel, während Kramaric für seine zwölf Treffer 31 Spiele brauchte. Rechnet man verwandelte Elfmeter raus, liegt Guirassy sogar vor Kramaric. Bei Guirassy ist außerdem jeder zweite Schuss aufs Tor drin und er hat ein Tor mehr erzielt als erwartet — Kramaric eins weniger. Und auch auf einer weiteren vergleichbaren Position, nämlich der linken Außenbahn, hat Borna Sosa statistisch die Nase vor Angelino. Man sollte diesen halt nur nicht wie im Hinspiel zum Flanken kommen lassen, da hülfe es auch nichts, dass Zagadou und Mavropanos anteilig die meisten Kopfballduelle der Liga gewinnen.
Fazit
Warum also diese ausführliche Statistik? Um zu zeigen, dass man sich vor Hoffenheim nicht unbedingt in die Hose machen muss, was ja schon beim Hinspiel klar war, als wir uns durch zu defensives Verteidigen nach einem nach wie vor lächerlichen Platzverweis zwei Punkte kosteten. Gleichzeitig muss man dieses Spiel und diesen Gegner sehr ernst nehmen, was eigentlich eine Binsenweisheit ist, aber auch die sind in Stuttgart nicht immer jedem bekannt. Bevor mir hier vorgeworfen wird, ich würde die Mannschaft schlecht reden: Es ist erst geschafft, wenn es geschafft ist. Emotional, spielerisch und eben auch statistisch hat der VfB gute Chancen, dieses Spiel zu gewinnen und Bochum und Schalke den direkten Absteiger unter sich ausmachen zu lassen. Aber er muss sie genauso konzentriert und geistesgegenwärtig nutzen wie am vergangenen Sonntag. Jeder weiß, was auf dem Spiel steht, für Dummheiten gibt es keine Entschuldigung. Lasst uns auch diese Saison am letzten Spieltag erfolgreich beenden. Und dann schauen wir weiter.
NIE MEHR ZWEITE LIGA! NUR DER VfB!
Titelbild: © Matthias Hangst/Getty Images