Nach zwei Niederlagen im Folge scheint der Höhenflug des VfB bereits wieder vorbei zu sein. Mit dem BVB wartet zudem der nächste harte Brocken. Kann die Mannschaft von Sebastian Hoeneß eine Überraschung landen oder wird man sich von den Top 5 verabschieden müssen?
Guirassy fehlt. Das mag zunächst kein überraschendes Statement nach dem ersten torlosen Spiel der Saison sein. Doch es sind nicht nur seine Tore, die fehlen. Er fehlt als Anspielstation, als erste Pressinglinie und auch als Elfmeterschütze. Ich will damit nicht sein Ersatz Deniz Undav bloßstellen oder so. Keineswegs. Die Leihgabe aus England spielt solide. Er hat seit Guirassys Verletzung (Auswechslung gegen Union Berlin mitinbegriffen) Vier Tore in vier Spiele geschossen und beteiligt sich auch wie Guirassy im Spielaufbau. Aber er hat auch ein Elfmeter verschossen und war im „El Schwabico“ praktisch abgemeldet.
Das sollte aber keine Entschuldigung oder Ausrede sein für die beiden Niederlagen. Die Mannschaft wird noch oft genug ohne Guirassy auskommen müssen, da sollte mehr drin sein, als was wir bis jetzt erlebt haben. Vor alle ist er Stürmer und gerade die Defensive wirkte die letzten Spiele fahrig. Heidenheim hatte gerade in der ersten Halbzeit viel zu oft eine Überzahlsituation die wahrscheinlich ohne Anton zu Gegentoren geführt hätten, die Verteidigung der Ecken bzw. überhaupt die Entstehung der Ecken war mit Verlaub gesagt nicht bundesligareif. Da hoffe ich, dass Hoeneß die Wasserflasche durch die Kabine geschleudert hat, und dass die Mannschaft defensiv wieder die Stabilität der ersten Spieltage erreichen wird.
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— Vertikalpass (@vertikalpass) November 8, 2023
Denn mit Dortmund kommt eine Mannschaft, die sowas eiskalt bestraft.
Apropos Heimspiel gegen Dortmund. Wer bei dem Satz nicht an das 3:3 aus letzter Saison denkt, hat frei nach Rudi Völler den Fußball nie geliebt. Ich zumindest werde nicht vergessen, als Mavropanos beim Stand vom 0:2 mit Gelb-Rot vom Platz flog und ich mir dachte „Oh Gott, hoffentlich wird das keine Packung“. Aber gut Borussia Dortmund machte Borussia Dortmund-Sachen und verspielte die zwei-Tore-Führung. Am Ende stand es 3:3 und Dortmund holte zwei Punkte weniger, als von ihnen erhofft. Zwei Punkte, die für die Schwarzgelben die Meisterschaft bedeutet hätten. Jetzt fragt ihr euch, warum erzähl ich das? Das ist ein VfB-Blog, und kein BVB, Schwatzgelb, Niemals allein™ Blog.
Ich erzähl euch das, weil ich hier die Chance sehe. Dortmund ist wahrscheinlich qualitativ zwei Regale höher als der VfB, wahrscheinlich würde ihr Zeugwart bei uns sofort Stamm spielen, aber Dortmund – und ich werde diese Meinung bis zum Ende verfechten – ist taktisch nicht auf dem gleichen Niveau. Sie können performen, aber sobald der Gegner ein bisschen Resilienz zeigt, zeigt der BVB ein komplett anderes Gesicht. Über die letzten Jahre haben sie immer wieder so sichere Führungen verspielt, oder sichere Must-Win Spiele verloren. Und über die ganzen Duelle gegen den „Rivalen“ Bayern will ich erst gar nicht anfangen weil das ein einziges Trauerspiel ist. Deswegen behaupte ich ketzerisch, dass Dortmund uns aus taktischer Perspektive wahrscheinlich mehr liegt als Heidenheim. Wenn wir wieder früh Druck machen, aggressiv pressen und eventuell früh in Führung gehen, können wir hier ein Upset schaffen. Es gibt aber ein anderes Szenario: Dortmund reist mit einem Jetzt-erst-Recht-Gefühl nach Stuttgart während der VfB nach den Niederlagen verunsichert ist und zack! Steht es zur zweiten Halbzeit schon 4:0 für die schwarzgelben. Es wird auf jeden Fall kein langweiliges Spiel.
Personalsituation
Guess who’s back? Back again? Josh Vagnoman, tell a friend! Nach einer langen Verletzungspause kehrt der Rechtsverteidiger zurück in den Spieltagskader und wird hoffentlich die Lücke auf rechts wieder füllen. Wahrscheinlich wird trotzdem Stenzel starten, aber mit Vagnoman in der Hinterhand kann ich deutlich beruhigter schlafen. Serhou Guirassy könnte ebenfalls sein Comeback feiern, aber so wie sich Sebastian Hoeneß bei der PK angehört hat, wird man auf Nummer sichergehen und ihn erst nach der Länderspielpause wieder einsetzen. Ansonsten lichtet sich langsam das Lazarett. Außer Nartey konnten alle mittrainieren.
Startaufstellung
Ich habe mich sehr schwer getan was die Startaufstellung angeht. Einerseits ist die Frage, ob die zurückkehrenden Stenzel, Vagnoman und Guirassy wieder gleich 90 Minuten spielen können andererseits ist auf der 10 die Frage, ob Millot Jeong wieder auf die Bank verdrängt bzw. ob Silas oder Leweling Rechtsaußen startet. Ansonsten stellt sich das Team irgendwie von alleine auf, was jetzt nicht für unsere Kadertiefe spricht.
Statistik
Nach 106 Bundesliga-Duelle ist die Bilanz recht ausgeglichen. Während man sich 25 mal die Punkte teilte, konnte der VfB 40 mal das Spiel für sich entscheiden und 41 mal ging man leer aus. Bei den Partien zuhause im heimischen Neckarstadion konnte der VfB 27 seiner 40 Siege erzielen (10 Unentschieden, 16 Niederlagen). Stuttgart gegen Dortmund verspricht immer viele Tore. Wer erinnert sich nicht an das legendäre 4:4 im Westfalenstadion? oder das oben erwähnte 3:3? Das letzte Mal torlos blieben die beiden Traditionsvereine im Jahr 2012, beim ersten Aufeinandertreffen nach dem 4:4. Danach fielen immer mindestens 2 Tore. Und das gab es auch nur einmal. Ansonsten reicht die Spannweite von 0:6‑Klatschen bis hin zu 5:1‑Überraschungserfolgen als Aufsteiger. Das war auch der letzte VfB Sieg gegen Dortmund. Seitdem gab es fünf Spiele, aus denen der VfB nur einen Punkt holen konnte.
Was Dortmund den VfB verbindet, ist der Fokus auf eigenen Ballbesitz. Die Schwaben besitzen mit 56 % durchschnittlichen Ballbesitz den vierthöchsten Schnitt. Der BVB allerdings liegt mit satten 58 % auf Platz 2 in der Statistik. Ähnliches findet man auch bei der Passstatistik. Dort besitzt aber der VfB ( mit 87,4 % auf Platz 3) den Trumpf über die Schwarzgelben (86,5 %, Platz 4). Defensiv besitzt der VfB einen Vorteil. Während die zwei Kontrahenten eine ähnlich gute Zweikampfstatistik besitzt, ist der VfB besser darin, das eigene Tor zu verteidigen. Mit 10,67 xG against besitzen Anton und Co. die zweitbeste Defensive der Liga. Zum Vergleich: Der BVB kassierte insgesamt 16 xG against.
Übrigens liebe Grüße an die “VfB overperformed und hat nur Spielglück”-Fraktion. Der Relegationspokalsieger 2023 hat die zweitmeisten xPoints (22,75) und hat somit einen Punkt weniger geholt, als es sich erspielt hat. Dortmund hat übrigens sich 16,82 xPoints erspielt. Sie haben also 4,18 Punkte mehr geholt, als sie eigentlich verdient haben.
Es bleibt trotz zwei Niederlagen in Folge weiterhin eine erfolgreiche Saison für uns.
Fazit
Es wartet ein schweres Spiel auf uns. Ich bin gespannt darauf, wie die Mannschaft nach den zwei Pleiten in Folge zurückkehrt. Dortmund hat die Qualität uns komplett auseinander zu nehmen, aber wenn sie einen schlechten Tag erwischen, könnten wir eventuell sogar den ein oder anderen Punkt gewinnen. Ich denke es wird ein interessantes 2:2.
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images