In der ersten Runde des DFB-Pokals trifft der VfB am Samstagabend auf einen alten, aber lange nicht mehr gesehenen Bekannten: Hansa Rostock. Mit Nils vom Hansa-Podcast Halbwissen in Weiß-Blau sprachen wir über das Spiel und den FCH.
Rund um den Brustring: Hallo und vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit für unsere Fragen nehmt. Stellt Euch doch zunächst bitte einmal vor: Wie seid Ihr Hansa-Fans geworden und wie seid Ihr auf Podcasten gekommen?
Nils: So richtig Hansa-Fan bin ich seit dem ersten Stadionbesuch 2007 gegen Fürth. 1:0 durch Sebastian Hähnge. Danach gab es kein Entkommen mehr. Zum Podcastern gekommen durch die Liebe zu Podcast und zum FC Hansa. Wieso sollen so viele Vereine einen haben, die nicht einmal halb so cool sind wie wir und deshalb machen wir es seit jetzt 2 Jahren.
Ein “Making of” dieses Interviews findet Ihr übrigens in der aktuellen Folge von Halbwissen in Weiß-Blau: Spiellesemonster #64, ca. ab Minute 1:23:00. |
Ihr seid mit zwei Heimsiegen (gegen Absteiger Braunschweg und gegen Wehen) sowie zwei Auswärtsniederlagen (beim Aufsteiger Cottbus und in Unterhaching) in diese Saison der dritten Liga gestartet. Wie bewertet Ihr den Saisonauftakt des FCH?
Spielerisch sind wir ganz zufrieden. Defensiv noch mit einigen Wacklern, was letzte Saison noch unsere Stärke war. Im Umschaltspiel und Ballgewinn sind wir deutlich besser und gefährlicher geworden. Die Defensive stabilisieren ist leichter, als die Offensive zu verbessern, besonders da mit Kapitän Oliver Hüsing einer der besten Verteidiger gerade fehlt.
Vorstandsvorsitzender Robert Marien hat den Aufstieg in die zweite Bundesliga als Saisonziel ausgegeben. Seht ihr das als realistisch an?
Ein Aufstieg ist nicht planbar, dafür gibt es zu viele gute Mannschaften in der Liga und eine Überraschungsmannschaft gibt es immer. Wir haben letztes Jahr das Gerüst gebaut und den Verein stabilisiert, daher ist ein Aufstieg trotzdem realistisch und wir sind sehr konkurrenzfähig und haben eine gute Kaderbreite.
Eine der letzten Begegnungen zwischen Hansa und dem VfB aus der Saison 2007/2008.
2011 schaffte Hansa nach dem erstmaligen Abstieg in die Drittklassigkeit den direkten Wiederaufstieg. Wieso ist das seit dem erneuten Abstieg 2012 nicht mehr gelungen?
Seit 2012 ist alles falsch gelaufen, was falsch laufen kann. Beinah jedes Jahr insolvent gegangen und dauernd Unruhe im Verein. Personell in der Führung dauernd Wechsel und im Kader auch.
Der letzte Auftritt in der Bundesliga und damit die letzte Begegnung mit der ersten Mannschaft des VfB ist sogar noch länger her und liegt mittlerweile etwa zehn Jahre zurück. Seht Ihr eine Chance, dass der FCH sich irgendwann wieder in der Bundesliga etabliert?
Ob wir bald in der ersten Liga wieder spielen und uns etablieren können? Sehr schwierig. Wir haben zwar einen Investor mit Elgeti, der eher still ist und Schulden tilgt, aber finanziell versuchen wir alleine handeln zu können. Aber alles ist möglich und ein sehr weiter Weg. Wenn man auf einer Planke im Meer treibt, kommt man wahrscheinlich auch irgendwann an Land an.
Zurück in die Gegenwart: Wie lautet Eure Bilanz der natürlich noch nicht beendeten Sommertransferphase? Welche Neuzugänge konnten sich in den ersten vier Pflichtspielen schon auszeichnen, welche abgegebenen Spieler werden schmerzlich vermisst?
Von den Abgängen schmerzt Blaswich sehr. Hat uns letztes Jahr mindestens 10 Punkte gesichert. Auf der Linie und im 1vs1 unfassbar stark. War leider nur geliehen und wechselte zu Almelo, was ihm niemand übel nimmt. Henning hingegen wechselte zu Innsbruck und diesen Wechsel versteht keiner. Hatte bei uns seine erste Profi Saison und war kämpferisch sehr stark, aber Passspiel war ausbaufähig, was bei einem 8er wichtig ist. Lange gezögert und neuen Berater haben die sichere Verlängerung dann doch verzögert und der Verein hat dann zurückgezogen. Ihn konnten wir gut ersetzen und bei Blaswich müssen wir gucken, wie sich Gelios noch entwickelt, der aus Augsburg kam. Soukou und Bülow sind die Königstransfers. Königs hingegen hat auch schon gute Ansätze gezeigt und wir sind guter Hoffnung, dass er bald explodieren wird. Pepic muss sich noch reinkämpfen, kann aber ein wichtiger Mann im Mittelfeld werden.
Viele direkte Vereinswechsel zwischen dem VfB und Hansa gab es noch nicht: Jonathan Akpoborie, Tobi Rathgeb, Kevin Müller, Kai Oswald und Gledson wechselten bisher die Seiten, hinzu kommt Pascal Breier, der im vergangenen Winter vor der ungewissen Zukunft bei unserer zweiten Mannschaft an die Ostsee floh. Wie hat er sich bisher bei Euch gemacht?
Breier ist der Typ Publikumsliebling. Trifft ganz gut und ackert unermüdlich. Er lebt den Verein und hat auch gesagt er wird jubeln, wenn er ein Tor schießt, was natürlich auch sehr gut ankommt. Aktuell spielt er eher auf dem Flügel, da die Spitze mit Königs sehr gut besetzt ist, was er aber sehr gut macht
Was sind die Stärken und Schwächen der Hansa-Mannschaft in diesem Jahr? Vor wem müssen wir uns in Acht nehmen?
Und wie zufrieden seid ihr mit Trainer Pavel Dotchev? In welchem System lässt er normalerweise spielen?
Pavel Dotchev ist seit Peter Vollmann 2010 der erste Trainer, der eine komplette Saison bei uns überlebt hat. Er hat ein klares und funktionierendes Konzept und ist sehr sympathisch, auch wenn einige Medienvertreter seinen Humor nicht verstehen oder erkennen. Er lässt eine Mischung aus 4–4‑2, 4–3‑3 und 4–2‑3–1 spielen, welches sich im Spiel immer wieder verändert, was durch den breiteren Kader auch funktioniert, letzte Saison zum Ende wurde es eng. Besonders die Sturmreihe mit Soukou, Breier und Königs ist sehr gefährlich und überall auf dem Platz.
Die Pokalbilanz des FCH gegen den VfB ist außerordentlich gut: In allen drei Duellen setzte sich Hansa durch, zuletzt 2005. Wie waren die Reaktion auf die diesjährige Erstrunden-Auslosung bei Euch?
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Das Los Stuttgart hat uns gut gefallen, da wir eine starke Bilanz haben und nach Hertha endlich eine größere Mannschaft ins Ostseestadion kommt. Die Karten waren auch sehr schnell vergriffen und es ist fast ausverkauft. Die Leute haben Bock.
Schauen wir in die Kurve: Hat sich die Fanszene seit den Bundesliga-Zeiten verändert und was hat sich im Ostsee-Stadion seit unserem letzten Besuch dort verändert?
Das Stadion heißt jetzt wieder Ostseestadion, nachdem es zwischendurch DKB-Arena hieß. Auch ist die Fanszene auf die Südtribüne gezogen und wird von Jahr zu Jahr lauter, was eigentlich fast unmöglich ist, aber der Verein macht halt Laune zu singen und supporten.
Wie häufig bei weit entfernten Spielen in der ersten Pokalrunde werden viele VfB-Fans wohl das ganze Wochenende im Norden verbringen. Was könnt Ihr in und um Rostock an Sehenswertem empfehlen?
Ganz klar Warnemünde oder ein normaler Stadtbummel. Rostock ist besonders schön und man kann viel sehen. Dieses Jahr war die Hanse Sail nicht während des DFB-Pokal-Wochenendes, was aber verkraftbar sein sollte.
Abschließend: Was ist Euer Tipp fürs Spiel?
Unser Tipp ist 2:1 nach Verlängerung durch Breier