Im Pokalhalbfinale trifft der VfB Stuttgart erstmals auf einen anderen Bundesligisten. Gegen die Eintracht Frankfurt haben die Brustringträger eine historische Chance.
Es geht um so vieles. Es geht um die Möglichkeit, den DFB-Pokal nach 1997 endlich wieder nach Stuttgart zu holen. Es geht darum, den VfB-Fans nach einem Jahrzehnt des Kampfes um die Erstligazugehörigkeit, während innerhalb des Vereins Chaos herrscht, endlich ein Erfolgserlebnis zu schenken. Es geht darum, dass die aktuellste Trophäe in unserer mittlerweile verstaubten Sammlung nicht die hässliche Zweitliga-Felge von 2017 sein soll, es geht darum, dass wir durch die Hintertür endlich wieder international spielen könnten (ja ich weiß, dass ist nicht unser Anspruch, eine Dreifachbelastung nächste Saison pi pa po, ist mir alles egal ich will nach Europa!) und es geht darum, ein zweiten Pokalsieg der fußballspielenden Wettbewerbsverzerrung aus Leipzig zu verhindern.
Und doch ist es nicht das wichtigste Spiel der Woche. Denn, egal wie das Spiel gegen Frankfurt ausgeht, werden wir schon am Samstag nach Berlin ins Olympiastadion fahren. Allerdings nicht zum Pokalfinale. Sondern zum puren Überlebenskampf in der Fußball-Bundesliga. Aber das ist ein anderes Thema.
Natürlich ist die Pokalsaison insgesamt ein Erfolg, nicht nur sportlich sondern zudem finanziell. Zu diesen 5 bis 6 Millionen Euro sagt hier im Ländle niemand Nein. Auch wenn es der Fußballgott bei den Auslosung gut mit uns meinte, sind Siege gegen Dresden, Bielefeld und Paderborn alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Es wird übrigens eine Premiere in der Saison geben! Mit dem noch ungeschlagenen Sebastian Hoeneß wird erstmals in dieser Saison ein VfB-Trainer zwei (!) Pokalspiele bestreiten. Es ist unglaublich was Hoeneß geschafft hat. Er hat diese biedere und uninspirierte Gruppe, die unter Labbadia in 13 Spielen nur eins gewinnen konnte, neues Leben eingehaucht. Und all das, nur weil er wieder auf Dreierkette gesetzt hatte. Weil er auf einmal Josh Vagnoman und Enzo Millot ausgepackt hatte. Plötzlich ist Anton ein Leistungsträger, Endo muss nicht mehr alles alleine im Mittelfeld machen und wir haben tatsächlich auf beiden Flügeln fähige Flankengeber. Natürlich muss man auch betonen, dass Labbadia das Pech hatte ohne Serhou Guirassy auszukommen. Die Leihgabe von Stade Rennes ist unsere Lebensversicherung im Abstiegskampf und er ist jeden Cent der Leihgebühr wert. Leider konnte Sebastian Hoeneß zwei Dinge beim VfB auf dem Feld nicht ändern: Die Chancenverwertung und die defensiven Aussetzer. Gegen Gladbach war ich stinksauer was das angeht.
heiß — kalt — trocken und… fertig pic.twitter.com/FnC1MDxKDn
— céci (@celilavie) May 1, 2023
Der Elfmeter kam mit Ansage, spätestens nachdem heiß-kalt-trocken und fertig Tanz von Silas ohne Torerfolg kam das Gegentor mit Ansage. Natürlich mit dem vielleicht unstrittigsten Handspiel der aktuellen Bundesliga-Saison. Itakura und COOLibaly sei Dank hat uns das nicht zwei Punkte gekostet. Aber hätten wir unsere Chancen davor genutzt, hätten wir auf 2:0 oder 3:0 erhöht, hätte niemanden dieses Handspiel gejuckt. Ich wiederhole mich, ich weiß, ich sag es immer wieder aber das muss einfach aufhören. Frankfurt hat die Qualität, diese Fehler eiskalt zu bestrafen. Vor allem weil Kolo Muani ein Top 5 Stürmer in der Bundesliga ist. Doch, da muss ich an meine Gladbach-Vorschau anknüpfen: Frankfurt ist nicht mehr dieser unbezwingbare Juggernaut. Wie bei Gladbach sind einige Leistungsträger schon auf dem Absprung. Kolo Muani wird im Sommer nicht zu halten sein, Kamada wird Frankfurt ablösefrei verlassen und Sow will auch weg. Und ja, Frankurt ist in der Tabelle im gesicherten Mittelfeld aber wenn man auf die Rückrundentabelle schaut, sind sie auf Platz 16. Wäre das die Hinrunden-Bilanz, wäre Oliver Glasner schon längst weg. Stattdessen wirkt er etwas wie eine Lame Duck. Das soll übrigens nicht despektierlich klingen, bevor sich aus Frankfurter jemand beschwert. Frankfurt ist qualitativ trotz dieser Downphase wahrscheinlich ein Regal über uns (auch wenn Martin Quast mir widersprechen soll) und es wird eine Herkulesaufgabe sein, Frankfurt zu schlagen. Aber ja, es ist nicht unmöglich und ja ich will ins Finale. Und ich will den vermeintlichen Endboss R.Leipzig besiegen!
Personalsituation
Serhou Guirassy wird nach seiner Verletzung gegen Gladbach wohl gegen Frankfurt zur Verfügung stehen. Waldemar Anton hat sich den Magen verdorben und es steht ein Fragezeichen hinter ihm. Sonst sind die üblichen Verdächtigen dabei.
Mögliche Startaufstellung
Never change a winning Team heißt die Devise. Für Zagadou kehrt Ito zurück in die Startelf, wobei ich mir auch Zagadou in der Startelf vorstellen kann. Für Silas könnte eventuell Führich einspringen, um Silas bisschen für das Hertha-Spiel zu “schonen”. Ansonsten stellt sich die Mannschaft eigentlich selbst auf.
Statistik
Im Pokal trafen die beiden Traditionsvereine dreimal aufeinander. 1980, 1981 und 1998. Zweimal konnte sich der VfB durchsetzen (1980 und 1998) und einmal die Frankfurter Eintracht. Statistisch gesehen ragt Frankfurt nirgendwo groß raus, sie sind ein klassisches Mittelfeldteam ähnlich wie Gladbach. Wobei wie erwähnt die Rückrunde nicht gerade nach Maß verläuft. Während sie auf einem Champions League Platz überwinterten, gelangen ihnen gerade einmal zwei Siege in der Rückrunde. Der letzte Bundesligasieg ist 10 Spiele (!) her. Sie konnten nicht einmal gegen uns unter Bruno Labbadia gewinnen. Zumindest im Pokal zeigen sie aber ein anderes Gesicht. Dort gewannen sie zuletzt gegen Union Berlin im Viertelfinale 2:0 und hätten auch höher gewinnen können.
Fazit
Es wird ein sehr schweres Spiel. Aber wir sind nicht chancenlos. Frankfurt ist stark, aber gerade formschwach. Wenn sie ihr Bundesligagesicht zeigen, ist ein Finaleinzug im Bereich des Möglichen. Sollte dies nicht gelingen, geht die Welt nicht unter . Auch wenn wir eine historische Chancen verpassen, haben wir einige Millionen Euros an Prämien gewonnen und können uns dann auf das Hauptziel fokussieren: Den Klassenerhalt.
Titelbild: © Matthias Hangst/Getty Images