Neu im Brustring: Mateo Klimowicz

Erneut hat der VfB einen jun­gen Spie­ler aus Argen­ti­ni­en ver­pflich­tet: Mateo Kli­mo­wicz, den Sohn des frü­he­ren Bun­des­li­ga-Stür­mers. Wir stel­len Euch den Neu­zu­gang aus Cór­do­ba vor.

Man könn­te mei­nen, die Stutt­gar­ter Scouts hät­ten sich in den letz­ten Jah­ren in Süd­ame­ri­ka vor allem auf ein Land kon­zen­triert: Nach Sant­ia­go Ascací­bar von Estu­di­an­tes de la Pla­ta und Nicolás Gon­zá­lez von den Argen­ti­nos Juni­ors ist Mateo Kli­mo­wicz bereits der drit­te jun­ge Spie­ler aus Argen­ti­ni­en, der beim VfB unter­schreibt. Er wech­selt vom Insti­tu­to Atlé­ti­co Cen­tral Cór­do­ba aus der zwei­ten argen­ti­ni­schen Liga an den Neckar und unter­schreibt nach Anga­ben des VfB einen Ver­trag bis 2024. Dank der Offen­her­zig­keit sei­nes bis­he­ri­gen Ver­eins wis­sen wir auch, wie­viel Geld der VfB für ihn aus­gibt:

Wir hal­ten künf­tig, wenn man davon aus­geht, dass man in Stutt­gart die­sen Ver­trag genau­so unter­zeich­net hat, 90 Pro­zent der Trans­fer­rech­te an Kli­mo­wicz, die rest­li­chen zehn Pro­zent ver­blei­ben in Cór­do­ba, womit der Ver­ein von einem mög­li­chen Wei­ter­ver­kauf pro­fi­tie­ren wür­de. Im Som­mer über­weist der VfB eine Mil­li­on Euro nach Argen­ti­ni­en, im Febru­ar 2020 eine wei­te­re hal­be Mil­li­on. Außer­dem lässt sich Insti­tu­to die Anzahl der Ein­sät­ze von Kli­mo­wicz ver­gü­ten, pro 15 Spie­le mit 100.000 Euro. Über­haupt scheint man von unse­rem Neu­zu­gang bereits viel zu wis­sen, denn der Name Kli­mo­wicz ist ja in der Bun­des­li­ga kein unbe­kann­ter: Mate­os Vater Die­go begann sei­ne Kar­rie­re eben­falls in Cór­do­ba und kam 2001 nach einem Abste­cher nach Spa­ni­en vom argen­ti­ni­schen Ver­ein CA Lanús nach Wolfs­burg in die Bun­des­li­ga, spiel­te dann bis 2010 noch in Dort­mund und Bochum. 2011 been­de­te er sei­ne Kar­rie­re dann bei sei­nem Jugend­ver­ein. Im Jahr 2000, wäh­rend Die­go in Lanús spiel­te, kam in Cór­do­ba sein Sohn Mateo zur Welt.

Durchbruch in der zweiten argentinischen Liga

Um den und nicht um sei­nen Vater soll es hier gehen, des­we­gen haben wir uns bei Jour­na­lis­ten und Fans aus Cór­do­ba über den neu­es­ten Brust­ring­trä­ger schlau gemacht. Wir spra­chen mit Juan Pablo Luna (@JuanLunajp66), ein Jour­na­list, der für ver­schie­de­ne Medi­en in Cór­do­ba schreibt, sowie die Insti­tu­to-Fans Che­lo Melo­ni (@CheloMeloni) und Lucas Cruz­ado (@LukasCruzado).

Kli­mo­wicz debü­tier­te am Ende der Sai­son 2016/17 in der Pri­me­ra B Nacio­nal, der zwei­ten argen­ti­ni­schen Liga, für Insti­tu­to ACC. Seit­her hat er in zwei Spiel­zei­ten 37 Liga-Spie­le absol­viert und dabei sie­ben Tore erzielt. In der ver­gan­ge­nen Sai­son spiel­te Insti­tu­to in der Pro­mo­ci­on, also der Rele­ga­ti­on, um den Auf­stieg in die Pri­mie­ra Divi­sión, die Liga, auch hier kam Kli­mo­wicz ein­mal zum Ein­satz. Die meis­ten sei­ner Spie­le mach­te er als Mit­tel­stür­mer, gele­gent­lich wich er auch auf den Flü­gel oder ins offen­si­ve Mit­tel­feld aus. Alle drei Exper­ten sind sich einig, dass er sich vor allem in der gera­de been­de­ten Sai­son gut ent­wi­ckelt habe. In den letz­ten vier Sai­son­spie­len spiel­te er jeweils 90 Minu­ten durch und erziel­te vier Tore. Sport­lich lief es für Insti­tu­to nach dem ver­pass­ten Auf­stieg 2018 nicht so gut, die Sai­son wur­de auf Platz 22 von 25 been­det. Laut Lucas und Che­lo hat das vor allem mit der sport­li­chen Lei­tung  zu tun, die nicht in der Lage war, die Wei­chen lang­fris­tig auf Erfolg zu stel­len.

Das ers­te Tor von Mateo Kli­mo­wicz für Insti­tu­to AC Cór­do­ba

Explosiv, stark im Dribbling — aber noch jung

Wel­chen Stel­len­wert Kli­mo­wicz in Cór­do­ba genießt, sieht man mit Sicher­heit schon dar­an, wie stolz man beim Ver­ein dar­auf ist, ihn in die Bun­des­li­ga ver­kauft zu haben. Juan zufol­ge waren auch schon die gro­ßen argen­ti­ni­schen Clubs River Pla­te und Boca Juni­ors an ihm inter­es­siert, eben­so wie ver­schie­de­ne Ver­ei­ne aus Spa­ni­en und Ita­li­en. Auch Che­lo und Lucas sind sich einig, dass er sich spie­le­risch trotz des jun­gen Alters von sei­nen Mit­spie­lern abhebt. Alle drei unter­strei­chen sei­ne Explo­si­vi­tät, sei­ne Schnel­lig­keit und sei­ne Stär­ken im Dribb­ling eins gegen eins. Außer­dem, so Juan, kön­ne er beid­fü­ßig schie­ßen. Sei­ne Schwä­chen sind, wie bei Nicolás Gon­zá­lez wahr­schein­lich, vor allem sei­nem Alter geschul­det: Er sei schnell frus­triert, wenn der Ball nicht zu ihm kom­me, tref­fe mit­un­ter noch die fal­sche Ent­schei­dung und sei auch kör­per­lich nicht beson­ders robust. Er sei aber, betont Che­lo, sehr pro­fes­sio­nell

Alle drei sind sich einig, dass Mateo Kli­mo­wicz grund­sätz­lich das Zeug hat, sich in der Bun­des­li­ga durch­zu­set­zen, auch wenn sie es lie­ber gese­hen hät­ten, wenn er noch ein wei­te­res Jahr in Cór­do­ba geblie­ben wäre und man ihn dann für eine höhe­re Ablö­se hät­te ver­kau­fen kön­nen. Lucas ist aber von der Ablö­se­sum­me sogar noch posi­tiv über­rascht. Er müs­se sich natür­lich an die Bun­des­li­ga anpas­sen, sein frü­her Auf­stieg in die ers­te Mann­schaft von Insti­tu­to ver­deut­li­che aber, dass er dazu in der Lage sei. Alle drei begrü­ßen, dass der Ver­ein die Ablö­se­for­ma­li­tä­ten öffent­lich gemacht und damit sei­nen Fans gegen­über Trans­pa­renz gezeigt hat. Che­lo fasst zusam­men: “Nos lle­va­ron nues­tra nue­va Joya — Uns wur­de unser Juwel genom­men”. Ein Juwel, das übri­gens seit sei­ner gemein­sa­men Zeit mit sei­ner Fami­lie in Deutsch­land auch schon Deutsch spricht.

Junge Spieler brauchen Zeit

Was also haben wir von Mateo Kli­mo­wicz zu erwar­ten? Wird er sofort ein­schla­gen wie Sant­ia­go Ascací­bar oder sich schwer tun, wie Nicolás Gon­zá­lez? Ich den­ke, vie­les hängt davon ab, wie er in der kom­men­den Sai­son ein­ge­setzt wird. Bei Gon­zá­lez ist offen­sicht­lich, dass ihm weder die sport­li­che Lage des VfB noch der stän­di­ge Druck gut getan haben. Gera­de weil die arri­vier­ten Spie­ler außer Form waren, konn­te er nicht an die Bun­des­li­ga her­an­ge­führt wer­den, son­dern muss­te in fast jedem Spiel wich­ti­ge Tore erzie­len, was ihm nur sel­ten gelang. Bei Kli­mo­wicz ver­hält es sich ähn­lich, nur dass die Erwar­tun­gen durch die gerin­ge­re Ablö­se­sum­me viel­leicht etwas nied­ri­ger sind. Ein Vor­teil könn­ten sei­ne Deutsch­kennt­nis­se sein, die ihm die Inte­gra­ti­on in die Mann­schaft etwas erleich­tern, wobei das bei Ascací­bar in der Ver­gan­gen­heit auch kein Pro­blem dar­stell­te. Wich­tig ist, dass der VfB wie­der in die Situa­ti­on kommt, jun­ge Spie­ler über einen gewis­sen Zeit­raum ent­wi­ckeln zu kön­nen, so dass sie nicht wie Timo Baum­gartl mit Anfang 20 schon eine zwei­stel­li­ge Anzahl an Trai­nern haben. Dann kann — lang­fris­tig — auch ein Mateo Kli­mo­wicz eine Ver­stär­kung sein. Die­sen Ansatz scheint auch Tho­mas Hitzl­sper­ger zu ver­fol­gen, der auf der VfB-Web­sei­te fol­gen­des zu Pro­to­koll gibt:

“Neben Mateo wol­len wir in der kom­men­den Sai­son auch Spie­ler aus unse­rem eige­nen Nach­wuchs ver­mehrt in unse­ren Lizenz­spie­ler­ka­der inte­grie­ren und auf dem Weg in den Pro­fi­fuß­ball best­mög­lich beglei­ten.“

Inter­es­sant ist auch, ob Kli­mo­wicz bereits ein Vor­griff auf die Ver­pflich­tung von Tim Wal­ter als Chef­trai­ner ist. Der setzt, wie man schon an ver­schie­de­nen Stel­len lesen konn­te, zum einen auf akti­ven Offen­siv­fuß­ball und zum ande­ren auf eine geis­tig fle­xi­ble Mann­schaft, die sei­nen Spiel­stil umset­zen kann. Die Anla­gen dafür scheint Kli­mo­wicz zu haben. War­ten wir ab, ob es dem VfB end­lich gelingt, einen Kader zusam­men zu stel­len, der zuvor­derst einer über­grei­fen­den Spiel­idee ent­spricht, der zum ver­pflich­te­ten Trai­ner passt und mit dem wir in Zukunft jun­ge Spie­ler wie­der ent­wi­ckeln kön­nen, anstatt sie mög­li­cher­wei­se zu ver­bren­nen.

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