In Sasa we trust

Ja gut, was soll man zu die­sem Spiel schrei­ben, in dem die Offen­siv­be­mü­hun­gen des VfB dar­aus bestan­den, Sasa Kalajd­zic im Straf­raum aus­fin­dig zu machen?

Es nervt, aber so rich­tig. Nur eines von mitt­ler­wei­le vier Spie­len konn­ten wir gegen die drei Mann­schaf­ten hin­ter uns gewin­nen. Der erhoff­te Start in die Rück­run­de mit einem Sieg beim Schluss­licht Fürth — er war uns nicht ver­gönnt. Ein paar Punk­te drauf­schaf­fen, bevor es gegen Leip­zig, Frank­furt und Frei­burg geht? Geschenkt. Der VfB springt nur wegen des noch nicht voll­ends zer­stör­ten Tor­ver­hält­nis­ses wie­der vor die Augs­bur­ger auf Platz 15. Klar, unab­hän­gig davon, wie die Sonn­tags­spie­le aus­ge­hen, ist alles noch super eng da unten. Aber hät­ten es nicht doch drei Punk­te sein kön­nen?

Ein Mann für 90 Minuten

Die größ­te Über­ra­schung für mich war ja nicht unbe­dingt, dass Pel­le­gri­no Mat­a­raz­zo, anders als von mir ver­mu­tet, Sten­zel für Mavro­pa­nos brach­te — das war irgend­wie logisch, denn Sten­zel ist nun­mal ein sta­bi­ler Ver­tei­di­ger, wenn auch ohne viel Offen­siv­drang. Nein, viel­mehr hät­te ich nicht damit gerech­net, dass Sasa Kalajd­zic sein Come­back wirk­lich in der Start­elf fei­ern soll­te, nach­dem der Trai­ner zuvor noch spe­ku­liert hat­te, ob es bei ihm für eine Stun­de Spiel­zeit reicht. Am Ende stand Kalajd­zic nicht nur beim Anpfiff, son­dern auch beim Abpfiff auf dem Platz und das sagt viel­leicht mehr über das Spiel des VfB aus als über sei­nen Fit­ness­zu­stand.

Natür­lich hat­ten die Für­ther aus dem Hin­spiel und der Hin­run­de auch etwas gelernt — und zwar nicht nur, dass man sich so bald wie mög­lich boos­tern las­sen soll­te und Weih­nach­ten viel­leicht eher im Fran­ken­land ver­bringt als in Dubai. Denn wäh­rend der Geg­ner in der Hin­se­rie und auch am ers­ten Spiel­tag noch ver­such­te, in der Bun­des­li­ga mit­zu­spie­len, kamen sie gegen den VfB defen­siv wesent­lich kon­ser­va­ti­ver und sta­bi­ler daher. Übri­gens nicht zum ers­ten Mal, auch die letz­ten bei­den Heim­spie­le bestrit­ten die Klee­blät­ter zu Null. Das stell­te wie­der­um den VfB vor alt­be­kann­te Pro­ble­me: Mit leich­ten Ball­ver­lus­ten und schlam­pi­gem Pass­spiel tun wir uns schwer, sol­che Mann­schaf­ten zu kna­cken und laden sie gleich­zei­tig zu genau dem Lucky Punch ein, den sie viel­leicht brau­chen.

Wenig Ertrag

Immer­hin führ­te sich Sten­zel auf rechts ziem­lich gut ein, auch wenn beim ewig lan­gen Ball, den Vier­ge­ver auf Hrgo­ta wei­ter­lei­te­te, Schnee gele­gen hät­te, wäre in Fran­ken wel­cher gefal­len. Trotz­dem gelang es Sten­zel und Förs­ter in die­ser Sze­ne nicht, Ball und Geg­ner unter Kon­trol­le zu brin­gen und das obwohl der VfB in der Sze­ne vor­her eigent­lich ziem­lich kom­pakt und orga­ni­siert raus­ge­scho­ben hat­te. Auch die zwei­te Groß­chan­ce von Hrgo­ta ent­stand eigent­lich nur, weil Orel Manga­la einen Pass wie von Sin­nen ent­lang der eige­nen Straf­raum­gren­ze spiel­te und so Wal­de­mar Anton in Bedräng­nis brach­te. Das war es aber, von ein paar Fern­schüs­sen abge­se­hen, auch schon mit der Offen­si­ve des Tabel­len­letz­ten. Viel Dyna­mik brach­te unterm Strich wenig ein.

Glei­ches galt aber lei­der auch für den VfB, nur ohne die Dyna­mik. Die rech­te Sei­te war nicht nur des­halb abge­mel­det, weil Sten­zel ein klas­si­scher Rechts­ver­tei­di­ger ist, der nur sel­ten über die Mit­tel­li­nie kommt, son­dern auch weil Rober­to Mas­si­mo, nach­dem er er vor Weih­nach­ten erneut pau­sie­ren muss­te, schon wie­der weit ent­fernt ist von dem Niveau, dass er zwi­schen­durch mal hat­te. Klar, er ist kein Silas. Aber er ist auch nicht erst seit ges­tern beim VfB und muss jetzt lang­sam mal kon­stant zei­gen, war­um Sven Mislin­tat und Pel­le­gri­no Mat­a­raz­zo auch in Zukunft mit ihm pla­nen sol­len. Viel mehr lief sowie­so über die lin­ke Sei­te, wo Bor­na Sosa end­lich wie­der einen Ziel­spie­ler hat­te und jenen Sasa Kalajd­zic auch ordent­lich mit Flan­ken zu füt­tern ver­such­te.

Das Goldsteak unter den Torchancen

Und es hät­te viel­leicht der Schlüs­sel zum Erfolg sein kön­nen, wäre die eine Flan­ke nicht zu weit, die ande­re zu kurz, wäre beim Schuss nicht der Straf­raum zu voll oder die Rücken­la­ge zu groß gewe­sen. Und hät­te sich Sasa Kalajd­zic nicht die­ses ver­gol­de­te Steak unter den ver­ge­be­nen Tor­chan­cen geleis­tet, als er frei­ste­hend und mit genug Platz und Zeit für einen Schuss aus der Dre­hung ohne Schul­ter­blick einen Fall­rück­zie­her in Sascha Bur­cherts Arme lupf­te. Ich will mich hier gar nicht am gera­de wie­der­ge­ne­se­nen Sasa Kalajd­zic abar­bei­ten. Aber wenn wir schon nur einen tor­ge­fähr­li­chen Stür­mer haben und die Mann­schaft mit zuneh­men­der Spiel­dau­er immer weni­ger Alter­na­ti­ven sucht, dann müs­sen so Din­ger halt drin sein — so hübsch so ein byci­c­le kick, wie die Eng­län­der sagen, auch aus­schaut.

Dabei sind Sasas ver­ge­be­ne Chan­cen viel mehr Sym­ptom als Ursa­che der Stutt­gar­ter Malai­se am 18. Spiel­tag. Drei Punk­te wären hier drin­gend nötig gewe­sen. Nicht unbe­dingt, weil Fürth Kano­nen­fut­ter und der VfB eh viel bes­ser ist. Son­dern weil uns schlicht­weg wei­te­re zwei Punk­te feh­len, die nicht kom­plett uner­reich­bar waren. Wie gegen Her­tha, wie gegen Dort­mund. Der VfB darf sich sol­che Spie­ler in der Rück­run­de nicht mehr leis­ten, auch wenn natür­lich die feh­len­de Ein­ge­spielt­heit auch in die­sem Spiel wie­der offen zu Tage trat. Ob die aber der allei­ni­ge Grund dafür ist, dass das Mit­tel­feld­duo Förs­ter und Füh­rich so blass blieb? Dass Manga­la und Endo offen­siv kaum Akzen­te set­zen konn­ten und so eigent­lich nur noch eine Opti­on blieb, näm­lich die über die lin­ke Außen­bahn? So wenig Varia­bi­li­tät ist gefähr­lich, vor allem wenn die indi­vi­du­el­le Qua­li­tät am Ende kei­nen Effekt hat.

Initialzündung gesucht

Nach dem ent­täu­schen­den Unent­schie­den fan­gen jetzt näm­lich die Köp­fe wie­der an zu rat­tern. Nicht nur im Umfeld bei jenen die mei­nen, wenn man Fürth nicht schlägt, schlägt man kei­nen nim­mer mehr. Son­dern auch in der Mann­schaft, denn — Spoi­ler Alert — die nächs­ten Geg­ner bie­ten erneut Frus­tra­ti­ons­po­ten­zi­al. Auch wie­der­um für die Fans, die sich fra­gen, wie Augs­burg ein ande­res Spiel gegen Leip­zig gewin­nen konn­te, wäh­rend es uns, so steht zu befürch­ten, erneut nicht gelingt. Aber auch bei den Spie­lern, die  lang­sam gewahr wer­den, dass es bis Mai immer weni­ger Spie­le sind.

Die Par­tie in Fürth war spie­le­risch ein­fach von allem zu wenig. Der Mann­schaft fehlt Ball­si­cher­heit, Wach­heit, aber auch Dyna­mik. Ob sie die gegen einen weni­ger kom­pakt agie­ren­den Geg­ner wie­der­fin­det, bleibt abzu­war­ten. Aktu­ell setzt sich der vor der “Win­ter­pau­se” begon­ne­ne Trott fort. Hof­fen wir, dass er mit einem fit­ten Silas und einem Sasa mit mehr Spiel­pra­xis zu einem Galopp aus dem Tabel­len­kel­ler her­aus wird.  Die Mann­schaft braucht aber eine Initi­al­zün­dung für die Rück­run­de, denn der Auf­tritt in Fürth war es nicht.

Titel­bild: © Alex­an­der Hassenstein/Getty Images

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