Der VfB zieht nach dem misslungenen Saisonauftakt erfreulich mühelos in die zweite Pokalrunde ein. Beim 5:0 in Münster wurde die Mannschaft nicht allzu stark gefordert, bewies aber vor allem, dass sie die richtige Haltung wiedergefunden hat.
Es wäre sehr VfB-mäßig gewesen, nach einer Auftakt-Niederlage in der Bundesliga auch im Pokal bei einem Zweitliga-Aufsteiger zu stolpern. Zumindest früher. Nun haben wir aber in der vergangenen Saison gelernt, dass diese Mannschaft durchaus in der Lage ist, auf Rückschläge zu reagieren und das tat sie auch im Preussenstadion zu Münster. Zugegebenermaßen: Ohne ihren Torjäger Malik Batmaz schienen die Westfalen offensiv ziemlich aufgeschmissen, ich habe jedenfalls irgendwann aufgehört, die Bälle zu zählen, die in der ersten Halbzeit über die Absperrung hinter dem Tor von Alex Nübel flogen und im Nichts verschwanden. Und auch defensiv hatte der VfB den Gastgebern mit Flanken von links und viel Präsenz im Strafraum relativ schnell den Stecker gezogen, so dass das 5:0 auch in der Höhe vollauf verdient war. So verlebte man als VfB-Fan in einem für viele Mitgereiste neuen Stadion einen entspannten und auch durchaus stimmungsvollen Abend.
Aber dennoch lieferte dieses Spiel ein paar wertvolle Erkenntnisse, auf denen Sebastian Hoeneß und sein Team aufbauen können. Die wichtigste Erkenntnis war, dass die Haltung zu Spiel und Gegner wieder stimmte. Für Münster war dieses Pokalspiel, selbst wenn es nicht, wie es sein sollte, an einem Samstagnachmittag stattfand, das nächste Highlight nach dem Aufstieg im Sommer. Jegliche Hoffnungen auf eine Pokalsensation machten die Brustringträger allerdings binnen einer Viertelstunde zunichte und es ist bezeichnend, dass Angelo Stiller, der glücklicherweise wieder auf seiner Stammposition auflief, an beiden Toren beteiligt war. Angesichts der frühen Führung ging die Rotation des Trainers, die Woltemade und Rieder auf den Platz und Millot und Undav auf die Bank spülte, auch voll auf. Spätestens nach dem 3:0 konnte Hoeneß es sich leisten, den zuletzt durchgängig im Einsatz befindlichen Millot komplett zu schonen und dem Trainingsrückstand von Deniz Undav mit einer Einwechslung nach einer Stunde Rechnung zu tragen.
Am Anfang
Und noch ein weitere Startelf-Debütant stand auf dem Platz: Anrie Chase bewies, dass er mit einem Angelo Stiller auf der Sechs davor vielleicht schon gegen Freiburg die bessere Alternative auf der Innenverteidigerposition gewesen wäre. Vielleicht war aber auch diese Partie wie gemacht für seinen ersten Einsatz von Beginn an. Die Preussen stellten den VfB nicht vor große technische Herausforderungen, verlangten aber immer viel Aufmerksamkeit. Routiniert köpfte Chase Bälle weg oder lief sie den Gegenspielern ab, positionierte sich auf im Aufbauspiel gut und machte alles in allem eine mehr als solide Partie. Am anderen Ende der Guten-Laune-Skala schien Silas zu stehen, dem gegen einen überforderten Gegner am Ende ein Diehl und ein Hendriks als Einwechselspieler vorgezogen wurden und der, so mein Eindruck, beim Jubel nach dem Spiel nicht zufällig etwas abseits des Teams stand.
Nun darf man natürlich ein solches Spiel nicht überbewerten, in dem die Mannschaft zwar die richtige Haltung zeigte, aber dennoch auch die ein oder andere Ungenauigkeit fabrizierte. Besonders in Erinnerung blieb mir Jeff Chabot, der nach einem Ballverlust das Spielgerät schließlich mit dem Rücken zum Gegner über den eigenen Kopf aus der Gefahrenzone schlug. Das passt so gar nicht ins von Ballkontrolle und Präzision getragene Spiel von Sebastian Hoeneß und hatte in dieser Szene auch nicht den erhofften Effekt. Natürlich ist Münster auch keine Laufkundschaft und warte natürlich auch auf seine Chancen. Und logischerweise müssen wir zum einen rotieren und zum anderen steht nicht jeder aus der Pokal-Startelf auch am Samstag von Beginn an auf dem Platz. Es wird aber deutlich, was Sebastian Hoeneß nach dem Spiel sagte: “Wir stehen am Anfang”. Nun hat man natürlich mit den Transferausgaben des Sommers und der in knapp drei Wochen beginnenden Champions League etwas weniger Zeit zur Entwicklung als im letzten Jahr. Klar ist aber auch, dass weder eine Niederlage am ersten Spieltag noch ein deutlicher Sieg im Pokal wirklich aussagekräftig sind, wenn man den Saisonstart des VfB bewerten will. Die Mannschaft muss sich noch steigern und ich bin zuversichtlich, dass sie es kann.
Titelbild: © Christof Koepsel/Getty Images
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