Erwarten wir zu viel?

Beim VfB rumor­ts. Sowohl Jos Luhuk­ay als auch Jan Schin­del­mei­ser ent­täu­schen — schenkt man man­chen Medi­en Glau­ben — mit ihren Aus­sa­gen zum Kader des VfB die Erwar­tun­gen der Fans auf einen direk­ten Wie­der­auf­stieg. Was Trai­ner und Sport­di­rek­tor eigent­lich sagen und war­um es nicht ver­mes­sen ist, den Auf­stieg zu erwar­ten.

Die VfB-Fans und deren Erwar­tungs­hal­tung — eine alte Geschich­te. Schon seit Jah­ren wird, vor allem in den Sport­re­dak­tio­nen und unter soge­nann­ten Exper­ten die Mär erzählt, in Stutt­gart sei es unter ande­rem des­we­gen so schwer, Erfolg zu haben, weil das Umfeld so eine völ­lig über­zo­ge­ne Erwar­tungs­hal­tung ans kicken­de Per­so­nal habe. Das mag viel­leicht irgend­wann sogar mal der Fall gewe­sen sein, aber in den letz­ten Jah­ren hat­te man als Anhän­ger des Brust­rings nun wirk­lich allen Grund zum Brud­deln. Muss­te man sich in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit also noch anhö­ren, die Mann­schaft kön­ne mit dem vom Anhang aus­ge­hen­den Druck nicht umge­hen — als sei der Wunsch, die Klas­se zu hal­ten, das reins­te Luft­schloss — so dürf­te die­ser Vor­wurf nach dem Abstieg ins Lee­re gehen.

Was Schindelmeiser und Luhukay zum Saisonziel sagen

Schließ­lich kann es für einen Abstei­ger aus der Bun­des­li­ga bei Spie­lern, Ver­ant­wort­li­chen und Fans eigent­lich nur ein Sai­son­ziel geben: die sofor­ti­ge Rück­kehr in die ers­te Liga. In den zwei Mona­ten seit dem Abstieg hat der VfB jedoch, sagen wir, die Sache mit dem Wie­der­auf­stieg etwas schlei­fen las­sen. Das ver­an­lass­te sowohl den in der ver­gan­ge­nen Woche ver­pflich­te­ten Sport­di­rek­tor Jan Schin­del­mei­ser, als auch Trai­ner Jos Luhuk­ay dazu, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass bis zum Sai­son­start am 8. August an der Mann­schaft noch eini­ges zu ver­bes­sern sei, damit das Sai­son­ziel auch erreicht wür­de. Zen­tra­ler Satz bei bei­den: Mit dem aktu­el­len Kader ist ein Auf­stieg kaum mach­bar.

Zunächst ein­mal ist es schön zu sehen, dass Schin­del­mei­ser und Luhuk­ay hier schein­bar die glei­che Linie fah­ren und einer Mei­nung sind. Die Inten­ti­on scheint auch bei bei­den gleich zu sein: Den Ver­ein und die Fans wach­zu­hal­ten: Die zwei­te Liga wird kein Selbst­läu­fer. Erfri­schen­der Rea­lis­mus beim VfB also und eine authen­ti­sche Was­ser­stands­mel­dung.

Gibt der VfB schon auf?

Oder wie es Klaus Schlüt­ter in der Welt aus­drückt: Beim VfB Stutt­gart herrscht das pure Cha­os. Oder die Bild:

 

Der SWR ver­mel­det nach Schin­del­mei­sers Vor­stel­lungs-PK: “Auf­stieg ist aktu­ell kein The­ma”. Und das sind nur ein paar Bei­spie­le von hane­bü­che­nen Über­schrif­ten zu dem The­ma.

Man könn­te also mei­nen, der VfB begräbt schon im Juli 2016 sei­ne Hoff­nun­gen auf eine Auf­stiegs­fei­er im Mai 2017. Passt natür­lich gut ins Bild vom Cha­os-Ver­ein. Ent­we­der die Fans haben über­zo­ge­ne Erwar­tun­gen oder die Erwar­tun­gen sind nicht über­zo­gen und dann ent­täuscht sie der Ver­ein noch.

Gar kei­ne Fra­ge: Die Som­mer­pau­se lief alles ande­re als opti­mal. Lan­ge hat­te man kei­nen Sport­di­rek­tor, die Mann­schaft steht noch lan­ge nicht, was nur zum Teil damit zu tun hat, dass man einen Spie­ler wie Filip Kostic nicht unter Wert ver­kau­fen soll­te. Und ja, es sind nur noch etwa zwei­ein­halb Wochen bis zum St. Pau­li-Spiel. Aber kei­ner im Ver­ein wirft bereits jetzt die Flin­te ins Korn.

Sofortiger Wiederaufstieg: Ein Muss?

Aber ist es über­haupt ange­mes­sen von uns, einen direk­ten Wie­der­auf­stieg zu erwar­ten? Der VfB wäre nicht der ers­te Ver­ein, dem das nicht gelingt. Und müs­sen wir unbe­dingt sofort wie­der auf­stei­gen? Auf unse­re Face­book-Sei­te und bei Twit­ter gehen die Mei­nun­gen aus­ein­an­der:

Mei­ne Mei­nung dazu ist klar: Es ist nicht ver­mes­sen, den sofor­ti­gen Wie­der­auf­stieg zu erwar­ten. Sicher­lich: In einer Liga min­des­tens 16 Mann­schaf­ten hin­ter sich zu las­sen mag schwie­ri­ger sein, als min­des­tens Viert­letz­ter zu wer­den. Aber der VfB hat, nicht nur nach den lukra­ti­ven Spie­ler­ver­käu­fen, wesent­lich mehr Geld zur Ver­fü­gung als vie­le Kon­kur­ren­ten. Der VfB hat trotz der Abgän­ge immer noch eini­ge Spie­ler, die zu den Bes­ten der kom­men­den Zweit­li­ga-Sai­son gehö­ren. Und nicht zuletzt hat die zu nied­ri­ge Erwar­tungs­hal­tung von Kram­ny und Dutt an die Mann­schaft dazu geführt, dass die­se sich bis fast zuletzt auf der siche­ren Sei­te wähn­te und trotz­dem abstieg. Beim VfB muss end­lich wie­der eine Leis­tungs­kul­tur herr­schen und ja, auch Druck auf die Mann­schaft aus­ge­übt wer­den.

Das zweite Jahr wird nicht einfacher

Die Bereit­schaft, für den direk­ten Wie­der­auf­stieg bis zum äußers­ten zu gehen, muss ein­fach ein­ge­for­dert wer­den. Denn, um die zwei­te Fra­ge zu beant­wor­ten: Ein direk­ter Wie­der­auf­stieg ist ziem­lich alter­na­tiv­los, um sich mal beim Trai­ner von Brönd­by zu bedie­nen. Denn ein zwei­tes Jahr in der zwei­ten Liga wird nicht ein­fa­cher. Gro­ße Trans­fer­er­lö­se sind nicht mehr zu erwar­ten, Spon­so­ren­gel­der wer­den ten­den­zi­ell auch nicht mehr, gleich­zei­tig kom­men dann erneut zwei bis drei Ver­ei­ne aus der ers­ten Liga, die in der glei­chen Situa­ti­on sind, wie der VfB jetzt.

Para­de­bei­spiel dafür, wie man mit einem ver­pass­ten Wie­der­auf­stieg im Unter­haus ver­sau­ert ist der 1. FC Kai­sers­lau­tern, für den die Zweit­klas­sig­keit schon wie­der trau­ri­ge Rou­ti­ne gewor­den ist und auch die Aus­wärts­fahrt nach Aue ihre Exo­tik ver­lo­ren hat.

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