Beim 1:3 in Unterzahl spielte der VfB mal wieder Aufbaugegner für gebeutelte Kellerkinder. Auch, aber nicht allein wegen des Unparteiischen.
Zugegeben: Wir sind wahrscheinlich nicht die einzige Mannschaft, die in den Augen ihrer Fans zur unpassenden Zeit den Aufbaugegner gibt. Wahrscheinlich behauptet das die halbe Liga von sich. An diesem Samstag passte es allerdings leider wieder einmal. Aus Hamburger Sicht war das Spiel von vorne bis hinten ein Märchen: Der erste Sieg seit Ende August, gleichzeitig der 500. Heimsieg, dann trifft auch noch Filip “ausgerechnet” Kostic gegen seinen ehemaligen Verein und am Ende macht die größte Hamburger Zukunftshoffnung seit Uwe Seeler mit dem norddeutschesten aller Namen auch noch ein Tor. Als wohlerzogene Schwaben machen wir da natürlich mit bei der Feierstimmung und so wird auch das Spiel in der Berichterstattung größtenteils auf diese Hollywood-Momente reduziert.
Man kann auch in Unterzahl doof aussehen…
Vielleicht auch zurecht. Denn es gilt für den VfB, was vor Wochenfrist für den SC Freiburg galt: Natürlich ist es schwer, mit einem Mann weniger über 80 Minuten lang auswärts ohne Gegentor zu bleiben, eine Niederlage ist da keine große Überraschung. Man kann sich aber auch in Unterzahl beim Verteidigen blöd anstellen. Das mussten die Freiburger leidvoll erfahren, die ihre Gegentreffer in Situationen kassierten, in denen eigentlich genug Verteidiger vorhanden waren. Ähnlich sah es beim VfB aus. Was Ron-Robert Zieler beim eigentlich verhältnismäßig harmlosen Freistoß von Hunt vorhatte, wusste wohl nur er selber, genauso wie Timo Baumgartl Andreas Beck, der Kostic einköpfen ließ und Timo Baumgartl, der mit dem Versuch, Arp mit einer selbst erdachten Yoga-Übung am Tor zu hindern, scheiterte. Nicht, dass der Rest der Abwehr bei diesem Gegentreffer besser ausgesehen hätte.
Nichtsdestotrotz ist es natürlich ungleich schwerer, offensiv etwas zu veranstalten, wenn dir ständig irgendwo einer fehlt. Dass dem so war, ist die andere Seite des Spiels, quasi die Upside-Down-World wie bei Stranger Things. Denn während der Freiburger der am letzten Wochenende des Feldes verwiesen wurde, ganz unzweifelhaft den Ball mit dem Arm spielte und vor allem wegen der völlig bescheuerten Regelauslegung bei Handspielen die rote Karte sah, kann ich mir nicht erklären, wie Schiedsrichter Guido Winkmann bei Dzenis Burnics gelb-roter Karte gesehen haben will, dass dieser “rücksichtslos in die Achillessehne von Hunt eingestiegen” ist. Das haben sich auch schon der Vertikalpass und Brustring1893 gefragt.
Winkmann reloaded
Ich finde wir machen es uns zu einfach, diese Niederlage nur am Schiedsrichter festzumachen. Aber er hatte eben einen gewissen Anteil daran und das nicht zum ersten Mal bei einem VfB-Spiel:
Am 4. November
…vor 6 Jahren verlor der @VfB 1:3 bei @1FSVMainz05. Tor: #Cacau.#VfBKalenderblatt
— VfB-Kalenderblatt (@VfB_Kalender) November 4, 2017
Es ist dieses Spiel, wegen dem viele VfB-Fans überhaupt so einen Hals auf Winkmann haben. Um den kicker von damals zu zitieren:
Guido Winkmann (Kerken) Note 6
verlor die Linie und machte spielentscheidende Fehler: Hätte Wetklos Foul an Okazaki mit Elfmeter ahnden müssen (55.); der Strafstoß für Mainz war dagegen unberechtigt, weil kein Foul von Maza an Müller vorlag (59.); Rot für Polanskis Grätsche von hinten war hart, aber vertretbar (83.). Nach Pospechs Stoßen gegen Gebhart hätte er Elfmeter für den VfB geben müssen (90./+2).
Jetzt hat natürliche eine schlechte Schiedsrichter-Leistung vor sechs Jahren nichts mit einer schlechten Schiedsrichter-Leistung am Samstag zu tun. Aber irgendwie passend ist es schon. Zumal wenn man Winkmanns letztes Aufeinandertreffen mit dem VfB betrachtet: Es war das Spiel, als weder Winkmann, noch seine Assistenten, noch der Videoschiedsrichter bemerkten, dass Christian Gentner bewusstlos im Strafraum lag. Es liegt mir fern, irgendeinem Schiedsrichter Parteilichkeit zu unterstellen. Aber für meinen Puls wäre es besser wenn jemand so unfähiges nicht in fünf Wochen schon wieder dem VfB zugeteilt würde.
Das Wechselspiel geht weiter
Und so kam irgendwie alles zusammen, was zusammen kommen musste, damit der VfB auch das sechste Auswärtsspiel in Folge verliert und auf den befreienden Sieg gegen Freiburg nicht aufbauen konnte. Eben dank des letzten Spiels keine komplette Katastrophe, aber angesichts der Umstände schon sehr ärgerlich, vor allem angesichts der jetzt anstehenden Länderspielpause. So muss der VfB sein Wechselspiel von Heimsiegen und Auswärtspleiten erstmal weiterspielen. Wobei: Als nächstes kommen angeschlagene Dortmunder ins Neckarstadion, denen ein Auswärtssieg in Stuttgart ganz gelegen käme. Wenn wir ehrlich sind, ist das wieder so ein Spiel, in dem man nichts erwarten kann. Es ist und bleibt eine zähe und nicht wirklich befriedigende Saison.