Endlich war der böse Trainer in die Flucht geschlagen, die VfB-Mannschaft konnte in Dortmund befreit von der Last des Gegenpressing-Zwangs aufspielen und erzielte prompt einen Teilerfolg: Statt einem glatten 0:4 gab es im Westfalenstadion ein 1:4. Mission accomplished!
Als VfB-Fan kann man sich dieser Tage sowieso nur noch in Galgenhumor stürzen. Groß war die Freude bei einem Teil der Anhängerschaft und vor allem bei den überregionalen Medien und ehemaligen VfB-Stars, als Mitte der Woche Alexander Zorniger entlassen wurde. Stattdessen stand in Dortmund Jürgen Kramny an der Seitenlinie und Georg Niedermeier in der Innenverteidigung.
Das Ergebnis des VfB-typischen Herbst-Aktionismus: Georg Niedermeier ist in der Tat kein “1‑gegen-1-Monster”, knüpft aber sonst da an, wo er im Mai in Gelsenkirchen aufgehört hat, nämlich mit einem Eigentor. Die gesamte VfB-Mannschaft wird sich wohl schon irgendwas vorgenommen haben für dieses Spiel. Was es auch war, als nach 3 Minuten der Ball das erste Mal ohne Stuttgarter Gegenwehr hinter dem an diesem Tag leider wieder schwachen Tyton im Tor lag, war alles Makulatur.

Ja, der VfB legte sich nicht wie in München und gegen Augsburg direkt mit Anpfiff auf den Rücken und streckte alle Viere von sich. Aber weit davon entfernt war es nicht. Wer sich von einem Eigentor so demoralisieren lässt, dass er am Ende auch noch widerstandslos das vierte Gegentor hinnimmt und anschließend was von “toll ins Spiel zurück gekommen” erzählt, hat eindeutig den Schuss nicht gehört.
Klar: Mit einem Auswärtssieg brauchte man in Dortmund nicht rechnen. Aber erneut machte es die Mannschaft dem Gegner viel zu einfach, zum Torerfolg zu kommen. Unmotiviertes Verteidigen ist das eine, aber auch vorne lief wieder nichts zusammen. Ist natürlich auch bequem für die Mittelfeldreihe, wenn sich Timo Werner da vorne alleine aufreibt. Wenn er dann den Ball an einen seiner drei Gegenspieler verloren hat, braucht man dann auch nicht mehr Richtung Strafraum zu sprinten, um sich als Anspielstation anzubieten.
Vor allem Christian Gentner, der ja, wie schon im Podcast besprochen, jedesmal vom Trainerwechsel überrascht wird und sich und seine Gefolgschaft wahrscheinlich immer noch nicht für untrainierbar hält, ließ mit seiner Zweikampfquote von unter 20 Prozent erneut offen, warum er die Kapitänsbinde noch trägt, geschweige denn, was er auf dem Platz zu suchen hat.
Nächstes Wochenende geht es gege Werder Bremen, die nicht nur in Wolfsburg eine Klatsche kassierten, sondern im Anschluss gleich noch das Derby gegen Hamburg verloren. Es ist davon auszugehen, dass der VfB auf eine angefressene Mannschaft trifft, die mit dem Rücken zur Wand steht. Kommt einem bekannt vor? Ja, Augsburg ging es vor einer Woche nicht anders. Aber solange in Stuttgart nicht mal endlich die Mannschaft in die Verantwortung genommen wird, kann man beim VfB wöchentlich den Trainer wechseln, es wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern.
Noch ein Wort zum Gästeblock: Dass das Commando Cannstatt, wie hier nachzulesen ist, nicht erfreut darüber war, dass das vor fünf Jahren aus dem Fahnenraum geklaute Material gestern auf der Dortmunder Südtribüne auftauchte, ist nachvollziehbar. Warum anschließend das mitgebrachte Material eingepackt und der Support eingestellt wurde, erschließt sich mir nicht so wirklich. Gibt man den Dieben nicht damit noch die zusätzliche Genugtuung, mit dem Diebstahl auch noch den Gästesupport gekillt zu haben. Zum Spiel passte es zwar, schade war es dennoch.