In Köln holt der VfB trotz eines mäßigen Auftritts drei immens wichtige Punkte. Zu verdanken hat er das vor allem Sasa Kalajdzic und seinem fünften Tor in den letzten vier Ligaspielen.
Lang und länger wird die Freistoßflanke von Borna Sosa und segelt über die Köpfe der Spieler hinweg in den Strafraum der Kölner. Da erhebt er sich mit seinem 200 Zentimetern und verlängert den Ball mit dem Hinterkopf ins Tor. Sein zehntes und das 39. des VfB in dieser Saison. Zum Vergleich: 2018/2019 schossen die Brustringträger in 34 Spielen lediglich 32 Tore, bester Schütze war Mario Gomez mit sieben Buden. In dieser Spielzeit hingegen haben wir gleich drei Goalgetter: Silas Wamangituka mit 11 Treffern, Nicolás González mit 6 Treffern und eben jenen Stürmer, der am Samstag auch endlich zweistellig ist: Sasa Kalajdzic.
Und das unterscheidet eben die Saison 2020/21 von den Vorjahren: Einer unserer drei Angreifer trifft immer. Und aktuell ist es eben Kalajdzic, nachdem sich Gonzales beim Spiel in Leverkusen verletzte und Wamangituka erneut Probleme hatte, gegen einen tiefstehende Gegner zur Entfaltung zu kommen. Überhaupt hatten die Kölner den VfB eigentlich ganz ordentlich im Griff, zumindest sprang für die Gäste nach einer einschläfernden ersten Halbzeit bis zum Führungs- und Siegtreffer wenig Zählbares heraus. Bis sich eben Borna Sosa den Ball zum Freistoß zurecht legte und den FC dafür bestrafte, bis dahin quasi nichts dafür getan zu haben, selber zum Erfolg zu kommen.
Ein zäher Sieg für den Klassenerhalt
Es war, wie Kalajdzic anschließend per Videobotschaft aus dem Stadion einräumte, ein zähes Spiel und zäh ist eine ziemliche Untertreibung. Kölns Spielanlage bestand exklusiv darin, sich bei Ballverlusten fast komplett in zwei Reihen hinter die Mittellinie zurück zu ziehen und auf Konter zu lauern, die sie dann meistens kläglich verspielten. Erst durch die Hereinnahme von Max Mayer kriegte die Heimmannschaft etwas mehr Stringenz in ihre Aktionen, dennoch stand bei Abpfiff außer Özcans Lattentreffer kein einziger Torschuss zu Buche, den Gregor Kobel hätte parieren müssen. Dem VfB fehlten vor dem 1:0 die zündende Idee und die Beweglichkeit, um die Kölner auszuhebeln. Es sind diese Spiele, in denen Du eine Standardsituation brauchst und einen zwei Meter langen Stürmer, der weiß, wann er seinen Hinterkopf in den Ball halten musst.
Nach dessen Tor boten sich dem VfB zwar mehr Räume, gleichzeitig schien jeder in der Rückwärtsbewegung einen Freistoß in Strafraumnähe vermeiden zu wollen, so dass die sonst wie bereits beschrieben ziemlich harmlosen Kölner viel zu viel Platz hatten, den sie glücklicherweise — oder wenig überraschend, wie man es nimmt — nicht nutzten. Trotzdem waren die Brustringträger in dieser Phase nicht in der Lage, das Spiel zu beruhigen, brachten das 1:0 aber trotzdem über die Zeit. Ähnlich wie vor wenigen Wochen gegen Mainz, die ebenfalls tief im Tabellenkeller stehen, setzte sich diesmal die individuelle Klasse des VfB durch. Und genauso wie der 2:0‑Heimsieg damals war der Auswärtserfolg am Rhein ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt. Auch wenn viele sich damit vielleicht gar nicht mehr beschäftigen: Der Blick muss solange nach unten gehen, wie der VfB rechnerisch noch nicht durch ist. Wenn wir aber weiterhin diese direkten Duelle gewinnen — am Samstag steht gegen Schalke direkt das nächste an — dürfte der Klassenerhalt bald am Horizont zu erkennen sein. Auch wenn man weniger als zwei Meter misst.
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