16 Tage sind vergangen seit dem letzten Eintrag auf diesem Blog. Dazwischen lag viel beruflicher Stress, vier Bundesliga-Spiele, drei Niederlagen, ein Sieg und eine Art Schreibblockade. Es heißt ja immer, man soll über das schreiben, was einen beschäftigt, was einen begeistert, was einem eben so durch den Kopf geht. Die Mannschaft des VfB hat es geschafft, mich innerlich abstumpfen zu lassen.
Viel hätte ich in den vergangenen zwei Wochen schreiben können. Darüber, dass unsere Abwehr auch weiterhin den Nachweis der Tauglichkeit für die Bundesliga schuldig bleibt. Sei es die Einwurf-Vorlage für das erste Tor der Berliner, der Konter nach Fehlpass beim Stande von 0:0 in Hannover, die Art und Weise wie man beim VfB einen Freistoß verteidigt. Oder auch wie sich der VfB selbstverständlich an der heuchlerischen Bild-Refugees-Aktion beteiligt, weil man beim Verein für Bewegungsspiele immer schon das gemacht hat, was die öffentliche Meinung von einem erwartet. Mit der Bild kuscheln, am 12. Dezember über das Stöckchen springen, das einem die Innenminister hinhalten, usw. usf.
Das haben in den vergangenen Wochen andere getan, mir fehlte zuerst die Zeit und dann die Lust dazu. Immerhin sah ich, dank Urlaub, in dieser Zeit drei der vier angesprochenen Spiele. Fazit: Es ist eigentlich schon alles von allen anderen gesagt worden. Die Mannschaft bemüht sich, der Trainer hat ein Konzept, dass eigentlich zum Erfolg führen müsste und die Kurve kann momentan sehr gut einschätzen, welche Art der mündlichen Bewertung nach Abpfiff angemessen ist.
Mich stumpft das alles derzeit nur noch ab. Mag sein, dass alles besser wäre, wenn wir mehr der 91 Torschüsse in den letzten vier Heimspielen versenkt hätten. Was ich aber sehe, ist eine Mannschaft, die es seit Jahren — mit zugegebenermaßen wechselnder Besetzung — nicht regelmäßig genug schafft, sich für 90 Minuten zu konzentrieren und die Vorgaben des Trainers, wer auch immer das gerade ist, umzusetzen. Dieses Jahr sind es halt nicht die dümmlichen Last-Minute-Gegentreffer, sondern die Ideenlosigkeit im Strafraum, die uns das Genick bricht. Denn so beeindruckend es ist, dass der VfB nach München und Dortmund die meisten Torschüsse der Liga hat: Wenn die nicht reingehen, sind die kreierten Chancen offensichtlich nicht gut genug. Das geht auch zurück auf Spieler wie Filip Kostic, der so eigensinnig ist, dass er den Ball lieber aus fünf Metern ans Außennetz zimmert, anstatt ihn in die Mitte zu spielen. Genauso Harnik oder Klein, die Flanken aus dem Halbfeld genau in die Handschuhe des gegnerischen Torwarts hauen. Oder die unsäglichen Ecken und Freistöße, denen man ansieht, dass Standards in Zornigers Lehrplan anscheinend nicht weit sehr weit oben in der Prioritätenliste stehen.
Hinten schlägt sich der VfB regelmäßig selbst. Mit Insua hat man wohl den langsamsten Außenverteidiger der Liga. Klein auf der anderen Seite fiel vor allem gestern gegen Gladbach dadurch aus, dass er bei Seitenwechseln der Gladbacher immer viel zu spät beim Gegner war, das Resultat war der zweite Treffer der Gäste. Und selbst Serey Dié paart seinen Einsatzwillen mit unnötigen Fehlpässen im Mittelkreis. Damit ist er aber nicht der einzige. In der Kabine des VfB kursiert seit Jahren das Gerücht, dass schnelles Umschaltspiel gar nicht so schwer sei. Man müsse eroberte Bälle einfach nur, egal mit welchem Körperteil, so schnell wie möglich irgendwohin weiterleiten. In der Realität sieht das so aus, dass Fehlpässe des Gegners entweder gleich fünf Meter vom Fuß wegspringen oder sinnlos durch die Gegend gebolzt werden. Noch trauriger ist das ganze bei hohen Bällen. Damit der Ball ja nicht den Boden berührt, wird er einfach durch die Gegend geköpfelt, mal gucken, wo er landet.
Es sind all diese Sachen, die einen als VfB-Fan verzweifeln und nach über zwei Jahren konstantem Abstiegskampf abstumpfen lassen. Zorniger überzeugt mich immer noch nicht vollends, aber für die verlorenen Punkte sind wie schon in den letzten Jahre die Spieler zur Rechenschaft zu ziehen. Denn eins ist mir in den letzten Jahren klar geworden: Mit einem anderen Trainer wird es auch nicht besser. Die Mannschaft schaffte es erst zum Ende der vergangenen Saison sich mal richtig den Allerwertesten aufzureißen. Ansonsten herrscht bei den Jungs im Brustring weiterhin das Credo: Das wird schon irgendwie klappen, ohne dass wir uns zu sehr dafür anstrengen müssen. Das Interview, dass Martin Harnik in der Sommerpause gab, spricht Bände: Der VfB mag über technisch zum Teil überragende Einzelkönner verfügen, die in einer anderen, erfolgreichen Mannschaft, eine gute Rolle spielen könnten. Beim VfB aber versteckt sich jeder hinter der Mittelmäßigkeit des anderen. Das zeigen die Drei-Meter-Fehlpässe im Mittelkreis genauso wie die Ballverluste, weil keiner dem ballführenden VfB-Spieler Bescheid sagt, dass sich da von hinten ein Gegenspieler anschleicht.
Wir müssen uns als VfB-Fans fürs Erste damit arrangieren, dass wir eine Mannschaft haben, die nicht besser ist, als der Tabellenplatz auf dem sie nach diesem siebten Spieltag steht. Wer über Jahre nur auf dem Papier besser ist als in der Realität sollte sich mal gründlich fragen, warum das so ist. Letztendlich wird sich auch hier der VfB so verhalten, wie man es von ihm erwartet: Da man nicht den gesamten Kader, wohl aber eine einzelne Person austauschen kann, wird man wohl spätestens im November alles über den Haufen werfen und im Sommer wieder ein paar Köpfe rollen lassen.