Der 1. FC Nürnberg war mal der Angstgegner des VfB. Nach dem Abstieg des VfB kommt es nun zum Aufeinandertreffen mit den Franken in der 2. Liga. Mit FCN-Fan Felix vom Podcast Total beGlubbt sprachen wir unter anderem über Relegationstraumata, die aktuelle Form des Glubbs und Thorsten Kirschbaum.
Rund um den Brustring: Hallo Felix! Danke, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen genommen hast. Du betreibst den Podcast “Total beGlubbt” auf meinsportradio.de. Was hat Dich motiviert, über den FCN zu podcasten und wie bist Du auf den Namen gekommen?
Felix: Es gab damals (Winterpause 13/14) keinen regelmäßigen Podcast über den FCN oder zumindest keinen mir bekannten. Ich hatte bis dato immer mal bei meinsportradio.de in verschiedenen Sendungen mitgewirkt und traute mir zu einen Podcast auf die Beine zu stellen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und so entstand Total beGlubbt. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an das MSR-Team das viele anfängliche Probleme im Handumdrehen löste. Den Namen würde ich mir gerne selber zuschreiben allerdings stammt er nicht aus meiner Feder. Ich bin mir leider nicht mehr wirklich sicher wer diesen grandiosen Einfall hatte. Ihm sei auf jeden Fall vielfach gedankt.
Rund um den Brustring: Der Club ist sowohl Rekordauf- als auch ‑absteiger aus der Bundesliga. Letzte Saison hättet Ihr den Rekord fast mit einem weiteren Aufstieg ausgebaut. Wie sehr zehrt eine Relegation aus Sicht des Zweitligisten an den Nerven (wir fragen für einen…äh…Bekannten) und welche Auswirkung hatte die Niederlage gegen Frankfurt auf Verein und Fans?
Felix: Der FCN und auch ich haben ja bereits drei Relegationsduelle in den Knochen. Gegen Cottbus war ich mir damals unfassbar sicher, dass wir aufsteigen werden und es kam dann ja auch so. Gegen Augsburg hatte ich in der Saison darauf ein wenig mehr Sorge war aber immer noch sehr zuversichtlich. Letzte Saison war das anders. Zum einen weil wir gegen Ende der regulären Saison ordentlich aus dem Tritt gekommen sind und am Ende deshalb Leipzig auch zu Recht nicht mehr abfangen konnten. Zum anderen, weil die Lücke zwischen den meisten Zweitligavereinen und den Abstiegskandidaten aus Liga 1 größer geworden ist. Punkt 3 war, dass Frankfurt der Gegner war den ich aus diversen Gründen am wenigsten haben wollte. Die Kombination aus all dem ließ mich mit großen Bauchschmerzen in die Relegation gehen und ich sollte am Ende leider Recht behalten. Bei den Fans machte sich ein ordentlicher Relegationskater breit. Am Ende ist eine geile Saison mit 18 Spielen ohne Niederlage nichts mehr wert. Man hat das Gefühl, dass das alles für die Katz war. Für den Verein bedeutete es einen unruhigen Sommer in dem Guido Burgstaller aus seinem Wunsch in die Bundesliga zu wechseln kein Geheimnis machte. Der Gipfel war dann mit dem Wechsel von Trainer René Weiler unmittelbar vor Trainingsstart erreicht. Insgesamt sind wir Stand heute meiner Meinung nach relativ glimpflich davon gekommen. Wir befinden uns nach misslungenem Start in relativer Schlagweite zur Spitze. Mannschaft und Trainer haben zueinander gefunden. Wer weiß vielleicht ist am Ende ja wieder Platz drei drin und mein Bauchgefühl dann besser.
Rund um den Brustring: Vor dem letzten Abstieg wart Ihr fünf Jahre lang erstklassig, so lange wie seit den frühen 90ern nicht mehr. Sieht man sich in Nürnberg als gefühlter Erstligist oder eher, wie beschrieben, als Fahrstuhlmannschaft?
Felix: Das ist schwierig. In meinen Jahren als Fan waren wir wohl länger Erstligist aber der FCN ist eine, wahrscheinlich sogar DIE klassische Fahrstuhlmannschaft. Die Abstiegssaison kam für mich dennoch relativ überraschend. Glücklicherweise hatten wir ja nach einer Hinrunde ohne Sieg reichlich Zeit uns darauf einzustellen. Das führt nun vielleicht ein wenig zu weit aber ich will es noch loswerden. Ich fühle mich aktuell in der zweiten Liga recht wohl. Da gehören wir aktuell hin. Von Bayern, Dortmund und Co. verdroschen werden, macht mir als Fan keinen Spaß. Dann lieber packende Zweitligaduelle gegen Braunschweig, Hannover, Lautern oder euch. Und sind wir ehrlich, irgendwie klingt das auch nach 1. Liga.
Rund um den Brustring: Im Juni verließ René Weiler den Verein gen Anderlecht, sein Nachfolger wurde Alois Schwartz von Sandhausen. Woran ist Deiner Meinung nach sein Anteil größer, an dem schlechten Saisonstart oder an dem Aufwärtstrend mit aktuell sieben Spielen ohne Niederlage?
Felix: Ich hatte es ja schon angesprochen. Alois Schwartz wurde relativ kurzfristig geholt. Der Kader bzw. die Transfers waren (nach Weilers Vorstellungen) geplant. Die Mannschaft stand am Anfang durch die verlorene Relegation ein gutes Stück neben sich. Im Nachhinein sickerte in Interviews auch ein wenig durch, dass der ein oder andere wohl mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache war. Ich rechne ihm also eher den Aufwärtstrend als den Fehlstart an. Er hat Lehren gezogen, die Mannschaft wieder zu einer Einheit gemacht und sie daran erinnert was sie kann. Damit sieht unser Fußball nun wieder aus wie in der guten Weiler-Zeit aber der ist ja nicht mehr da und somit ist es der Verdienst von Alois Schwartz.
Rund um den Brustring: Was traust Du der Mannschaft in dieser Saison noch zu? Könnt Ihr noch oben angreifen?
Felix: Tendenziell eine ganze Menge. Diese Truppe ist mit einem unbändigen Willen gesegnet und das ist in der 2. Liga mitunter viel viel mehr wert als ein guter Fußballer zu sein. Wenn wir es bis zur Winterpause schaffen auf 3 bis 5 Punkte dran zu sein am Relegationsplatz oder noch besser an Platz 2, glaube ich, dass wir tatsächlich nochmal eingreifen können. Ich halte es aber für schwieriger als letzte Saison einen der ersten drei Plätze zu erobern, da ich Braunschweig, Hannover und Euch als stärker einschätze. Letzte Saison hatten wir mit Freiburg und Leipzig nur zwei Konkurrenten. Was der Rest macht, bleibt abzuwarten. Auch letzte Saison hatten wir zu dieser Zeit noch ein sehr großes Spitzengrüppchen. Übrigens lagen wir nach 13 Spieltagen letzte Saison ebenfalls auf Platz 10. Damals hatten wir 6 Punkte Rückstand auf Platz 3, 8 auf 2 und 9 auf den Ersten. Aktuell sind es 5, 7 und 8 Punkte. Ich hoffe Geschichte wiederholt sich und wir schließen auf.
Rund um den Brustring: Nachdem es beim Spiel in Karlsruhe im und vor dem Gästeblock etwas eskalierte, standen vor allem zwei Fan‑, bzw. Ultragruppen stark in der Kritik. Wie hat sich die Geschichte weiterentwickelt, wie wurden die Vorfälle beim Rest der Kurve aufgenommen?
Felix: Die Sache kochte erst vergangenes Wochenende wieder hoch als die Ultras ein Statement abgaben und dem Verein die Zusammenarbeit aufkündigten. Im Vorfeld verloren die Ultras ihren Container auf dem Stadiongelände sowie diverse Genehmigungen für Choreos und deren Vorbereitung. Aktuell scheint es, als sei das Tuch zwischen Verein und Ultras zerschnitten und ein Abstand von beiden Seiten (aus verschiedenen Gründen) gewollt. Das letzte Wort ist hier wohl noch nicht gesprochen aber Karlsruhe hat rückblickend den Graben, der schon vorher herrschte oder geherrscht haben muss, unüberbrückbar groß werden lassen. Wie das in der Kurve aufgenommen wurde vermag ich leider nicht zu sagen, da ich quasi keine Zeit in dieser verbringe und daher verständlicherweise nicht für jene sprechen möchte.
Rund um den Brustring: Bei Euch im Kader stehen drei ehemalige Spieler des VfB, von denen wir aber nur einen wirklich vermissen. Wie ist die Situation von Raphael Schäfer, dessen Wechsel vom Pokalsieger zum Meister wohl der größte Fehler seiner Karriere war, und von Thorsten Kirschbaum, der auch bei uns nicht so richtig glücklich wurde und einen schwächelnden Sven Ulreich nicht verdrängen konnte? Und wie wichtig ist Tim Leibold, der aus unserer zweiten Mannschaft zu Euch kam?
Felix: Raphael Schäfer hat wohl nichts in seiner Karriere so bereut und wir hätten damals alles dafür gegeben wenn er und nicht Blazek im Tor gestanden hätte. Nachdem er ja zu Beginn der Saison unser Stammtorhüter war, verlor er seinen Platz verletzungsbedingt Ende August an Thorsten Kirschbaum und sitzt nun seit Mitte Oktober wieder als Ersatzkeeper auf der Bank, wo er wohl noch bis Ende der Saison sitzen wird, ehe er die Handschuhe an den Nagel hängt. Kirschbaum war die riesengroße Enttäuschung letzte Saison. Die Dinger selbst reingehauen und sich so jegliches Selbstvertrauen geraubt. Das er dabei auch den ein oder anderen Punkt festhielt, geriet völlig zur Nebensache. Nun stand er nach der Klatsche in Braunschweig also wieder bei uns im Kasten, hatte wieder einen Hühnerhaufen vor sich und wurde auf einmal zum riesigen Rückhalt. Thorsten Kirschbaum ist gesetzt und für mich aktuell einer der besten Keeper der 2. Liga vielleicht sogar der Beste. Ich hätte vor 3 Monaten nicht gedacht, dass ich das schreiben würde aber Kirsche ist für die Mannschaft unfassbar wichtig, weil die Abwehr weiß, da hinten steht einer, der auch mal einen rausholt wenn wir pennen. Leibold konnte sich letzte Saison seinen Platz in der Mannschaft erspielen, hatte diese Saison dann ein wenig Verletzungspech und kämpft gerade wieder darum Teil der Truppe zu werden. Ich mag seine Art zu spielen. Mit ihm auf der linken Außenbahn war auch Sepsi kein gar so großes Risiko mehr. Er arbeitet gut nach hinten und ist vorne meist umtriebig und bemüht. Wenn er fit ist, hat auch er seinen Platz in der ersten Elf relativ sicher wenngleich sich in seiner Abwesenheit einige ran- und vorbeigespielt haben.
Rund um den Brustring: Was sind, natürlich neben dem Führenden der Torschützenliste, Guido Burgstaller, die Stärken des FCN?
Felix: Ich drohe mich zu wiederholen aber nun gut. Unbändiger Wille. Wir liegen 0:2 hinten? Ok jetzt erst recht. Manchmal habe ich fast den Eindruck, dass man diese Truppe erst ein wenig bei der Ehre packen muss. Darüber hinaus steht unsere Abwehr mittlerweile wieder sehr sicher und hat dahinter mit Kirschbaum einen starken Keeper. Und nicht zu letzt sind wir immer für ein Tor gut und das nicht selten nach einer Standardsituation.
Rund um den Brustring: Und wo liegen die Schwächen?
Felix: Spielerisch ist es immer wieder ausbaufähig bei uns. Nach der Verletzung von Tim Matavz fehlt uns der Stoßstürmer für unsere Spielidee. Wir sind zwar mitunter abgezockt ohne Ende und machen aus 0 Chancen 2 Tore allerdings passiert es auch immer wieder, dass wir die Kugel nicht über die Linie bekommen und der Chancentod Einzug hält (wie zuletzt gegen Würzburg).
Rund um den Brustring: Nürnberg und Stuttgart vereint die Erinnerung an die bisher letzte richtig erfolgreiche Saison der Vereinsgeschichte. Schon 2006/2007 wart Ihr unser Angstgegner, viel hat sich daran in den letzten Jahren nicht geändert, ich erinnere mich da nur an ein blutloses 0:2 des VfB im Frankenstadion im Abstiegskampf 2014. Was verbindest Du mit dem VfB und welche Erinnerungen hast Du an Spiele gegen uns und vor allem im Neckarstadion?
Felix: Ich verbinde mit dem VfB eine Mannschaft die eigentlich immer besser war als unsere eigene und gegen die wir trotzdem immer gut aussahen. Stichwort Lieblingsgegner. Dazu natürlich das Pokalfinale in dem Marek Mintal vom Platz getreten wurde und wir am Ende trotzdem den Pokal in den Händen hielten. Unser 2:0‑Sieg erinnert mich nun daran, dass ich nach Drmics Doppelpack damals tatsächlich die Hoffnung hatte, wir könnten ohne Hinrundensieg drin bleiben. Satz mit X. Ganz besondere Erinnerungen an Spiele im Neckarstadion habe ich nicht, auch wenn es da 2011 (glaube ich) mal ein 4:1 von unserer damals ziemlich jungen Truppe gab. Mir fehlt leider auch immer noch ein Besuch bei Euch. Danke DFL für das Montagabendspiel.
Rund um den Brustring: Abschließend: Dein Tipp fürs Spiel?
Felix: Tja, Lieblingsgegner… Nein, Spaß bei Seite. Die Personalsituation ist bei uns ein wenig angespannt. Ich wäre mit einem Unentschieden zufrieden damit unser Rückstand nicht größer wird. 1:1, Tor für Nürnberg natürlich die Nummer 9 Guido Burgstaller. Auf ein gutes Spiel!
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