VfB-Lektüre am Dienstag, 8. Dezember 2015

Nach dem ent­täu­schen­den Unent­schie­den des VfB gegen Wer­der Bre­men liegt der Fokus in der Pres­se- und Blog­schau vor allem auf der Zukunft, also der Fra­ge nach einem Nach­fol­ger für Jür­gen Kram­ny.

Der Tenor der Stim­men zum Spiel ist ein­deu­tig: Der Aus­gleich sei unglück­lich, eigent­lich habe man das Spiel gewin­nen müs­sen, jetzt müs­se man es halt gegen Mainz bes­ser machen. Gun­ter Bar­ner sieht in den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten einen deut­lich ver­bes­ser­ten VfB. Chris­tof Ruf beob­ach­tet für Spie­gelOn­line hin­ge­gen zwei Mann­schaf­ten, die bei­de nicht so recht wüss­ten, war­um sie den Klas­sen­er­halt ver­dient hät­ten. In der Süd­deut­schen Zei­tung fass­te Chris­tof Kne­er bereits vor der sonn­täg­li­chen Par­tie zusam­men, wie sich die bei­den Ver­ei­ne in die aktu­el­le Situa­ti­on manö­vrie­ren konn­ten. Eben­so von vor dem Spiel ist die Ana­ly­se von Kram­nys Spiel­stil sowie eine all­ge­mei­ne Beob­ach­tung zum Ver­hält­nis von Abwehr und Angriff in Stutt­gart von Car­los Ubi­na in der Stutt­gar­ter Zei­tung. Fotos aus der Kur­ve gibt’s bei der Cannstat­ter Kur­ve und bei VfB-Bilder.de.

Die Geduld seiner Fans stellt der VfB nicht nur mit der Trainersuche, sondern auch mit den Ergebnissen auf die Probe. © VfB-Bilder.de
Die Geduld sei­ner Fans stellt der VfB nicht nur mit der Trai­ner­su­che, son­dern auch mit den Ergeb­nis­sen auf die Pro­be. © VfB-Bilder.de

Der Ver­ti­kal­pass zeigt mitt­ler­wei­le schon maso­chis­ti­sche Züge und unter­legt sei­nen Blog­bei­trag zum Spiel mit den Tex­ten der öster­rei­chi­schen Band Wan­da. Gold­mann Saxt ist auch nicht viel bes­ser drauf und fragt sich, ob man mit Kram­ny wirk­lich noch den Rest der Rück­run­de bestrei­ten soll­te.

Womit wir zum gro­ßen The­ma die­ser VfB-Lek­tü­re kom­men. Wie jetzt gera­de bekannt wur­de, bleibt Kram­ny auf jeden Fall bis Ende der Hin­run­de (Kicker). Bereits Ende letz­ter Woche berich­te­ten die Stutt­gar­ter Nach­rich­ten über das Inter­es­se des VfB an Pier­lui­gi Tami vom Gras­shop­per Club Zürich. Frie­der Pfeif­fer wägt in der Süd­deut­schen Zei­tung die Chan­cen von Felix Maga­th auf den Pos­ten ab und befin­det ihn für zu leicht. Mitt­ler­wei­le ori­en­tiert der sich laut Masa­zu­mi Ando im Kicker auch schon Rich­tung Japan. Der Ver­ti­kal­pass fragt Robin Dutt, wor­auf er eigent­lich noch war­tet. Tho­mas Haid geht in der Stutt­gar­ter Zei­tung ver­schie­de­ne Kan­di­da­ten durch, deren Namen durch die Gerüch­te­kü­che schwir­ren. Dar­un­ter bereits genann­ter Tami, Ex-VfBler Murat Yakin, Sand­hau­sen-Trai­ner Alo­is Schwartz und Dirk Schus­ter, aktu­ell Trai­ner von Darm­stadt 98. Gun­ter Bar­ner blickt in den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten auf das jähr­li­che Trai­ner-Wech­sel-dich-Spiel.

Dirk Preiß hat für die Stutt­gar­ter Nach­rich­ten VfB-Team­ma­na­ger Gün­ther Schä­fer zur aktu­el­len Situa­ti­on befragt. Geor­ge Mois­si­dis spe­ku­liert im Kicker über ein Tausch­ge­schäft zwi­schen dem VfB und Lever­ku­sen, in dem Dida­vi an den Rhein und Ste­fan Kieß­ling an den Neckar wech­seln wür­den. Ex-VfBler Anto­nio Rüdi­ger muss indes in der Serie A har­te Kri­tik ein­ste­cken (Kicker).

Ergeb­nis­dienst: Die zwei­te Mann­schaft ver­liert trotz Füh­rung am Ende gegen den SV Wehen 1:2 (VfB.de, Stutt­gar­ter Nach­rich­ten). Die A‑Jugend spiel­te gegen den FC Bay­ern Mün­chen 1:1 (VfB.de, FuPa Stutt­gart), die B‑Jugend ver­lor gegen Kai­sers­lau­tern 0:1 (VfB.de, FuPa Stutt­gart).

3 Gedanken zu „VfB-Lektüre am Dienstag, 8. Dezember 2015“

  1. 40 Jah­re VfB oder „die unge­hör­te Mehr­heit“ oder “NOCH”
    Vie­le den­ken ja nicht dar­an, aber es gibt im Länd­le weit mehr VfB-Fans als in das Sta­di­on pas­sen. Noch. Und „noch“ nicht etwa, weil das Sta­di­on grö­ßer wird, son­dern „noch“, weil wir immer weni­ger wer­den. War­um? Nicht, weil es uns zu ande­ren Ver­ei­nen zieht, son­dern weil wir schlicht aus­ster­ben und es kei­nen Nach­wuchs mehr gibt.
    Wir kön­nen es uns nicht leis­ten, Spiel­tag für Spiel­tag ins Sta­di­on zu pil­gern, ent­we­der fehlt uns dafür das Geld, oft auch die Zeit, denn für uns ist das Sta­di­on wirk­lich weit weg und preis­lich ist es eben nicht mit der einen Ein­tritts­kar­te und den 2 Geträn­ken getan. Wenn dann noch Kin­der dazu­kom­men, sind schnell mal weit über 100€ weg und die Frau hat auch noch nichts gehabt.
    Der VfB war die Mann­schaft unse­rer Kind­heit, unse­rer Jugend und ist auch jetzt im fort­ge­schrit­te­nen Alter immer noch unse­re Mann­schaft. Und wenn­gleich wir nicht im Sta­di­on sind, sehen wir uns so gut es geht, die Fern­seh­bil­der an, lesen Spiel­be­rich­te in der Zei­tung und im Inter­net. Wir sind wei­ter weg, wir erfah­ren die Spie­le nicht am „eige­nen Kör­per“, aber auch wir lei­den, seit Jah­ren, und auch wir resi­gnie­ren, und das immer schnel­ler.
    Vor weni­gen Jah­ren konn­ten wir noch Live-Bil­der in den Sport­hei­men oder Gast­stät­ten unse­res VfB’s mit Gleich­ge­sinn­ten erle­ben und so wenigs­tens etwas an „Sta­di­on­stim­mung“ genies­sen.
    Vor weni­gen Jah­ren noch konn­ten wir mon­tags in der Arbeit Kol­le­gen frot­zeln und Kon­tra geben.
    Heu­te? Heu­te wird im Sport­heim auf die Nord-Öster­rei­cher oder auf Dortmund/Konferenz geschal­tet. Den VfB, den will die Mehr­heit nicht mehr sehen. An dem hat die Mehr­heit der Anwe­sen­den kein Inter­es­se mehr!
    Mon­tags in der Arbeit wird man, wenn man Glück hat, gefragt, ob der VfB heu­te das Abend­spiel hat, meist aber wird man igno­riert, oder wenn man Pech hat, schlicht bemit­lei­det.
    Als unse­re ältes­ten Kin­der ange­fan­gen haben, Fuß­ball zu spie­len, haben sie als Trai­nings­tri­kot VfB-Hemd­chen von uns bekom­men. Als sie älter wur­den, haben sie die abge­legt und sich eige­ne Ver­ei­ne gesucht, wer will schon so uncool sein? Kann sich jemand vor­stel­len, was es für ein Kampf ist, wenigs­tens zu ver­hin­dern, dass die Weiss­würs­te sich im eige­nen Kin­der­zim­mer ein­nis­ten?
    Letz­tens war die Jugend-Mann­schaft mei­nes Jüngs­ten gegen Darm­stadt im Sta­di­on. Freu­de? Mehr als die Hälf­te der Jungs woll­te eine Nie­der­la­ge des VfB mal selbst erle­ben und den ande­ren war’s egal. VfB-Fans unter den Jungs? Null %. Aber ein paar Väter mit VfB-Schal gab’s noch. Noch!
    Kurz danach war es Zeit für ein neu­es Trai­nings-Tri­kot für den Jüngs­ten. Also auf in das Sport­ge­schäft der Wahl. Nicht, dass ein VfB-Tri­kot vom Klei­nen gewünscht gewe­sen wäre, ne, das war mal wie­der ein gel­bes. Aber auch der Vater sieht sich eben um und sucht sei­nen VfB und fin­det: Nichts! Null. Und schlim­mer: Die Ver­käu­fe­rin sagt auf Nach­fra­ge, die haben wir nicht bestellt, die blei­ben immer hän­gen. Und noch schlim­mer: das weckt sogar Ver­ständ­nis. Man sieht’s ja selbst, wenn man die Klei­nen vom Trai­ning abholt.
    Und des­we­gen ster­ben wir aus, wir allei­ne schaf­fen es nicht, unse­re Kin­der für den VfB zu begeis­tern. Wir brau­chen dafür den VfB, wir brau­chen Spie­le mit Herz und Kampf, wir brau­chen Typen, die sich für den VfB abra­ckern, die wir zei­gen kön­nen. Wir brau­chen kei­nen Seri­en-Sie­ger und Adi­das-steu­er­sen­kend finan­zier­ten Abon­ne­ments-Meis­ter, aber mit­hal­ten müs­sen wir kön­nen, wol­len müs­sen wir kön­nen, und mehr sie­gen als ver­lie­ren müs­sen wir kön­nen. Und nicht nur Mit­leid wecken.
    Ist es den Ver­ant­wort­li­chen beim VfB denn bewusst, auf wel­chen Abgrund ziel­ge­nau hin­ge­steu­ert wird? Ist die­sen Per­so­nen denn nicht klar, dass es nicht mit ein paar guten Spie­len getan ist? Wol­len die wirk­lich aus dem VfB eine „regio­nal focus­sier­te Stutt­gar­ter Mar­ke“ machen? Mer­ken die das erst, wenn die Wer­be­part­ner aus­blei­ben und die Logen nicht ver­kauft wer­den?
    Hören die uns nicht wei­nen? Wis­sen die nicht, dass sie nach uns nichts mehr hören, weil nie­mand mehr da ist? Nicht mal mehr ein „Vor­stand raus“?

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    • Hal­lo,

      vie­len Dank für Dei­nen lan­gen, emo­tio­na­len Kom­men­tar. Ich weiß was Du meinst und es war uns glau­be ich lan­ge nicht bewusst, wie tief unser Her­zens­ver­ein gesun­ken ist. Mir geht es mitt­ler­wei­le ähn­lich, dass man von den Kol­le­gen nur noch für sei­ne VfB-Lei­den­schaft bemit­lei­det wird. Und wenn ich schon wie­der sehe, wie man es sich beim VfB nach den bei­den Unent­schie­den auf dem letz­ten Tabel­len­platz behag­lich macht und sicher ist, dass es schon irgend­wie auf­wärts gehen wird, egal ob mit Kram­ny oder jemand ande­rem, dann läuft es mir kalt den Rücken run­ter.

      Gruß,

      Lenn­art

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  2. Da kom­men einem ja fast die Trä­nen, ist aber sehr gut geschil­dert. Habe das Pro­blem mit mei­nem Nef­fen, der mit Mario Gomez zu den Bay­ern abge­wan­dert ist und seit­her fast schon pikiert reagiert, wenn ich ihm vom VfB Auto­gram­me oder sonst etwas mit­brin­ge. Ich gebe nicht auf! Vor allem wenn man weiß, wie gemein klei­ne Kin­der sein kön­nen, ist es all­zu ver­ständ­lich, dass sie es nicht ertra­gen, stän­dig gefrot­zelt und gehän­selt zu wer­den, wenn sie das Loser-Tri­kot anha­ben. Wir auf der Arbeit kön­nen und müs­sen es aus­hal­ten. Ich bspw. ver­fal­le auch nur noch in Sar­kas­mus und Iro­nie, die guten Argu­men­te pro VfB sind einem längst aus­ge­gan­gen. Beim VfB ist mitt­ler­wei­le alles schlecht gewor­den. Vor­stand, Manage­ment, die “Mann­schaft” und der Ser­vice. Wäre der VfB ein Han­dels­un­ter­neh­men wür­de ich mei­ne Waren schon lang woan­ders her bezie­hen, so oft wie ich schon ent­täuscht und ver­arscht wur­de. Die Lie­be zu einem Fuß­ball-Ver­ein dau­ert i. d. R. aber ein gan­zes Leben, Ver­ant­wort­li­che und Spie­ler kom­men und gehen, der Brust­ring und auch die Fans blei­ben. Jedoch, auch das hast Du rich­tig beschrie­ben, sie ster­ben nach und nach aus. Es gibt doch weit­aus bil­li­ge­re und ver­gnüg­li­che­re Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen anstatt sich das anzu­tun, was uns mitt­ler­wei­le seit Jah­ren gebo­ten wird. Unter Zor­ni­ger waren die Spie­le wie­der schön anzu­schau­en, da bin ich seit lan­gem mal wie­der ger­ne ins Sta­di­on gegan­gen, auch wenn die Ent­las­sung wohl wegen sei­ner Stur­heit unver­meid­lich war. Jetzt aber keh­ren wir wie­der zu einem Stil zurück, bei dem wir dach­ten, er gehö­re der Ver­gan­gen­heit an. Mit Fuß­ball hat das wenig zu tun. Krampf, Arbeit, zer­stö­ren anstatt Inspi­ra­ti­on, Kunst und Spiel­freu­de.
    Ich gehe nach wie vor zu jedem Spiel, daheim und auch aus­wärts, schon lang aber nicht mehr wegen den Göt­tern mit dem Brust­ring, son­dern wegen dem Drum­her­um, den Leu­ten, mei­nem Fan­club, den Sta­di­en, der Atmo­sphä­re. Das ist das, was mich noch dazu bewegt, nicht mehr, aber auch nicht weni­ger!

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