Nach der Länderspielpause geht es für den VfB mit einem Auswärtsspiel in Mönchengladbach weiter. Wir sprachen vor der Partie mit Borussia-Fan Manuel über den Saisonstart und die aktuelle Lage des VfL.
Rund um den Brustring: Hallo Manuel und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Die Borussia startete mit einem denkbar knappen 2:3 gegen den Meister aus Leverkusen in die Saison, gefolgt von einem 2:0 in Bochum. Zudem kamt ihr im Pokal in Aue weiter. Wie bewertest Du die ersten drei Pflichtspiele vor der Länderspielpause?
Manuel: Auch wenn der „denkbar knappe“ Punktverlust gegen Leverkusen aergerlich war, so ist das Team absolut im Soll. Gegen Aue und Leverkusen drehte man oder kam zurück ins Spiel, der Sieg in Bochum war fast schon untypisch souverän. Diese ersten Spiele haben sicherlich fuer Optimismus im Gladbacher Fanlager gesorgt.
Die vergangene Spielzeit wurde gemeinhin als Umbruchssaison bezeichnet, in der der VfL durchaus auch mal in Abstiegsgefahr geriet und sich für jeden Gegner als Wundertüte präsentierte. Wie blickst Du auf die vergangene Saison?
Abgesehen von einer Mini-Hochphase im Herbst 2023, von der ein Liga- und ein Pokalsieg gegen Wolfsburg (und – sorry – der Heimsieg gegen den VfB) in Erinnerung bleiben, war es Magerkost und Platitüden. Die Rueckrunde war dabei nochmal erheblich schwächer als 2023 – die Spielidee war unklar, defensiv blieb man extrem anfaellig und die externe Kommunikation blieb gruselig, so dass individuelle Erfolgsgeschichten wie Rocco Reitz, Robin Hack oder auch Frank Honorat fast untergingen. Nicht wenige Gladbacher Beobachter befürchteten im April den GAU, der ja gerade so abgewendet werden konnte.
Zeichnet sich für dich in dieser Saison etwas mehr Konsolidierung ab?
Ja, absolut. Die Neuzugänge haben – limitierte Eindrücke der drei Spiele samt Vorbereitung – das Team auf ein anderes Level gehoben, was die Offensive und Arbeit gegen den Ball angeht. Davon sollte hoffentlich auch die defensive Reihe profitieren, für die keine Neuen geholt wurden und in der etliche Spieler unter Normalform oder Potential geblieben waren im Vorjahr (Elvedi, Itakura, Netz, Scally).
Angesichts der nur geringen Veränderungen am Kader dürfte dir Mannschaft auch eingespielter sein als letztes Jahr. Wie bewertest Du die Transferphase und wie zufrieden bist Du mit Neuzugängen wie Tim Kleindienst oder Ex-VfBler Kevin Stöger?
Kleindienst, Stöger und auch Kiels Philipp Sander sind starke Zugänge, die Galligkeit, hohe Laufbereitschaft und bei Stöger auch hohe Spielqualitaet in den Kader und Startelf gebracht haben. Dies scheint Synergien mit Spielern wie Honorat, Reitz, Plea oder Weigl zu kreiern, so dass das Spiel nach vorne und die in Gladbach oft vermisste „Resilienz“ stark verbessert wurden. Da Manu Kone erst am Ende des Transferfensters zur AS Roma abgegeben werden konnte (viertteuerster Gladbach-Abgang), wurde oder konnte aber nichts mehr für die Abwehr getan werden, was viele Gladbach-Fans als Prioritaet ansahen.
Welche Bedeutung hat der Abschied von langjährigen Borussen wie Christoph Kramer, Patrick Hermann oder Tony Jantschke?
Alle sind lebende Legenden in Gladbach und werden hoffentlich in Zukunft eine Rolle im Verein spielen, aber sportlich gesehen ist es gut, dass die Platzhirsche in der Kabine ohne grosse Startelfansprüche jetzt auch Platz gemacht haben für einen Umbruch, bei dem keine „class of Lucien Favre“ Routiniers mehr dabei sind. Ich glaube, dass Spieler wie Reitz, Kleindienst, Hack oder auch Honorat das Zeug haben, neue Kurvenlieblinge zu werden (die sie teilweise schon sind).
Roland Virkus ist jetzt im dritten Jahr Geschäftsführer Sport in Mönchengladbach. Wie bewertest Du sein Wirken bisher?
Meinen Einschätzungen oben folgend, ist dieser Sommer sicherlich positiv zu bewerten. Im Vorjahr lag die Außendarstellung und Kommunikation sehr im Argen, was bei der JHV im April nochmal eskalierte. Ein Beispiel: rund um diese Versammlung gab es den absurden Versuch von Virkus, die Situation in Gladbach mit der des VfBs im Vorjahr zu vergleichen, mit dem Hinweis, man sehe, wie schnell es ginge, denn da haette ein Tabellenkellerkind nur an „2–3 Stellschrauben gedreht“ und jetzt sehe man ja, wie gut es läuft. Vieles wirkt(e) provinziell und wenig visionär, aber der anfangs auch direkt kritisierte Ansatz, „kleine Brötchen zu backen“ und in Kiel, Bochum und Heidenheim einzukaufen, koennte Virkus in seiner dritten Saison gestärkt sehen.
Wie lässt Gerardo Seoane die Mannschaft diese Saison spielen und wo liegen aktuell Eure Stärken und Schwächen?
Die Schwäche bleibt weiterhin, dass individuelle Fehler und Aussetzer zu Gegentoren fuehren. Die Offensive scheint kreativ und torgefährlich und kommt besser als Stärke zur Geltung, da eine Verbesserung in den Ball-Rueckeroberungen (Topwert der Liga), dem Ballbesitz und der Arbeit gegen den Ball der gesamten Mannschaft zu erkennen ist.
Zum Abschluss: Dein Tipp für Eure Startelf und das Ergebnis?
Wie in Bochum würde ich Omlin-Elvedi, Itakura, Scally, Netz-Weigl, Sander, Honorat, Plea, Stöger-Kleindienst im 4–2‑3–1 erwarten mit Hack und Reitz als erste Alternativen. Das Spiel geht 2–2 aus.
Titelbild: © Dean Mouhtaropoulos/Getty Images
Ich wuerde mit Reits in der anfangself anfangen,an stelle von Sander,
und diesen als ersten Ausweckelspieler bringen.