Bevor es nach Madrid geht, fahren wir erstmal nach Gladbach. Dort erwarten uns wiedererstarkte Fohlen und ein Stürmer, der uns letzte Saison schon geärgert hat.
Zugegeben, der Saisonstart lief nicht nach Plan. Nach der enttäuschenden Leistung in Freiburg konnte man sich eine Woche später zuhause gegen Mainz 05 nicht für eine offensiv gute Leistung belohnen. Trotz 28 Torschüssen und 4,2 xGoals musste man sich am Ende die Punkte teilen. Schuld daran sind zwei Spiele mit drei Gegentoren hintereinander. Zusammen mit Augsburg sind das die meisten Gegentore der noch zugegeben jungen Bundesligasaison. Die Frage “Woran hat et jelegen?” könnte man damit eigentlich schnell mit “Die Defensive schwächelt” beantworten und man hätte damit wohl recht. Das ist alles andere als überraschend, da man mit Ito und Anton zwei Stammkräfte in der Verteidigung verloren hat. Diese zu ersetzen war für Wohlgemuth und Co schon eine Herkulesaufgabe. Die Verletzungen von Stergiou und Rouault führten vollends zur defensiven Instabilität. Ich denke wir müssen uns in Geduld üben. Ab November sollten wir wieder defensiv wieder bei vollen Kräften sein, wenn dann auch der ebenfalls verletzte Neuzugang Al-Dakhil dazustoßt und Vagnoman sowie Zagadou wieder spielfit sind. Leider wird das wahrscheinlich nicht reichen, um auf das Vorjahresniveau anzuknüpfen. Dafür haben wir offensiv zumindest aufgerüstet. Starke Offensive und schwache Defensive — Die VfB Spiele werden dieses Jahr highlightreich sein. Ganz nach dem Motto von Thomas Hitzlsperger: Lieber 3:2 statt 1:0 gewinnen.
Frische Kräfte könnte die zurückliegende Länderspielpause bei Stiller, Krätzig, Woltemade und Undav entfachen. Während Stiller sein langverdientes Nationalmannschaftsdebut feierte, stach Undav vor mit einem Tor und einem Assist beim 2:2 gegen die Niederlande hervor. Die beiden Juniornationalspieler halfen dabei die U21 von Estland mit 10:1 abzuschießen.
Einen torreichen Saisonauftakt hatte auch unser kommender Gegner, der VfL Borussia Mönchengladbach. Sie waren kurz davor gegen den amtierenden Meister Leverkusen zu punkten, ehe der Schiri entschied solange zu spielen bis Leverkusen irgendwie ein Tor schießt und gewannen souverän 2:0 gegen Abstiegskandidat Bochum. Ich glaube, viele VfB Fans könnten Gladbach unterschätzen. Der letzte Eindruck der Fohlen war das berauschende 4:0‑Saisonfinale letztes Jahr, als man die Vizemeisterschaft holte und zusammen den Champions League-Einzug feierte. Doch Gladbach ist nicht mehr das wehrlose Fohlen vom 34. Spieltag 23/24, sondern mittlerweile ein starkes Pferd. Dazu kommt, dass sie mit Tim Kleindienst einen Stürmer haben, der uns letzte Saison schon drei Mal ärgern konnte. Nur gegen die Bayern traf er letzte Saison gleich oft. Auch der andere Neue in der Startaufstellung, Kevin Stöger, hat sich als echte Verstärkung erwiesen. Bis jetzt spielte der frühere VfB-Jugendspieler beide Bundesligaspiele komplett durch und konnte dem Gladbacher Offensivspiel deutlich sein Stempel aufdrücken.
Es klingt vielleicht etwas mutig, aber für mich ist Gladbach ein Anwärter auf Europa und keinesfalls das biedere Team der letzten Rückrunde, dass fast sogar in die Relegation musste. Mainz 05 und SC Freiburg waren schon harte Gegner, aber mit Gladbach die bislang schwerste Aufgabe in dieser Saison, bevor es nach Madrid ins altehrwürdige Estadio Santiago Bernabeu geht.
Personalsituation
Es fehlen nach wie vor die Verteidiger Stergiou und Al-Dakhil. Zagadou und Rouault könnten in den Kader zurückkehren, aber wahrscheinlich reicht es maximal für einen Kurzeinsatz. Lucas Raimund und Niko Nartey werden ebenfalls verletzt ausfallen.
Mögliche Startaufstellung
Ich denke für Leweling kommt Demirovic zurück in die Startelf. Dafür rutscht Millot auf den rechten Flügel, wo ich ihn als inversen Flügelstürmer sehe. Vagnoman feierte sein Comeback gegen Mainz 05 und könnte den bisher glücklosen Pascal Stenzel auf die Bank verdrängen. In der Innenverteidigung wüsste ich nicht, was gegen Chabot und Chase sprechen könnte. Eventuell könnte Hoeneß Hendriks für Chase reinrotieren, aber ich glaube er bleibt beim jungen Japaner.
Statistik
In bislang 104 Spielen konnte der VfB sich 43 Mal durchsetzen. Gladbach dagegen gewann nur 31 Spiele. Den Niederrhein besucht der VfB ungerne. Auswärts konnte man nur 15 Spiele gewinnen und verließ den Bökelberg bzw. den Borussia-Park 21 Mal ohne Punkte. In den letzten zwölf Jahren konnte der VfB überhaupt nur zwei mal bei der Borussia gewinnen. Zuletzt gelang es 2021, als man während der Geisterspielsaison ein 1:0 drehte und am Ende dank Endo und Kalajdzic 2:1 gewann. Tore sind bei diesem Duell garantiert. Nur ein einziges Mal (2009) trennten sich die beiden Mannschaften torlos.
Fazit
Gladbach kommt verstärkt und mit einem Sieg in Rücken in das Duell. Für den VfB geht es darum wieder Selbstvertrauen zu tanken und defensiv stabiler zu stehen. Dreifach zu punkten wird für die Elf von Hoeneß auf jeden Fall schwer und eine Niederlage könnte vollends den Fehlstart bedeuten. Ich bleibe positiv und rechne mit einem spannenden 2:2.
Titelbild: © Frederic Scheidemann/Getty Images