Es geht in den Saisonendspurt und der VfB darf weiterhin von der Champions League träumen. Um diesen Traum wahr werden zu lassen, muss man in Bremen gegen eine angeschlagene und verunsicherte Mannschaft gewinnen.
Diese Woche hätte aus VfB-Sicht nicht besser laufen können. Es gab ausnahmsweise keine neuen Stellungnahmen, Iniativen, Kommentare, DFBLeaks oder was es auch immer für vereinspolitischen Unfug gibt. Sportlich ist der VfB dank den internationalen Erfolgen der anderen deutschen Teams so gut wie sicher in der Champions League. Bayern, Dortmund und Leverkusen müssen in den Halbfinalspielen noch irgendwie drei Punkte holen oder Aston Villa darf kein Spiel mehr in der Conference League gewinnen. Letzteres amüsiert mich besonders, da Villa im Halbfinale auf meinem Heimatverein Olympiakos Piräus trifft. Im Ernst, zu wissen, dass ganz Fußball-Stuttgart oder sogar — Deutschland Piräus die Daumen drückt, treibt mir ein sehr verschmitztes Lächeln ins Gesicht. Aber gut, selbst wenn der Worst-Case eintritt und Deutschland nicht den fünften Champions League Platz erkämpft, haben wir immer noch sieben (!) Punkte Abstand auf Rang fünf bei nur noch fünf verbliebenen Spielen. Dazu kommt, dass unsere beiden verbliebenen Verfolger Dortmund und die Red Bull-Filiale in Leipzig noch aufeinander treffen und zumindest einer der beiden Teams nicht die vollen 15 Punkte bekommen wird. Es müsste mit dem Teufel zu gehen, sollte der VfB nächste Saison nicht in der Champions League spielen.
Dieser Saisonendspurt wird aber alles andere als ein Zuckerschlecken sein. Mit Bremen kommt erst der “einfachste”, weil verletzungsgebeutelte Gegner. Danach allerdings kommen die letzten beiden deutschen Meister. Danach reist man zu den Augsburgern, die eine bärenstarke Rückrunde spielen. Ich wäre nicht überrascht, sollten wir aus diesen drei Spielen nach Bremen mit null bis zwei Punkten rausgehen und am Ende noch um unsere sichere Champions League-Teilnahme bangen müssen. Umso wichtiger ist es für uns am Sonntag in Bremen drei Punkte zu holen.
Ich möchte dabei die Bremer nicht schlechter reden als sie sind. Sie sind mit Platz 12 und fünf Punkte Abstand auf Platz 16 quasi sicher in der Bundesliga und das im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg, welches bekanntlich das schwerste Jahr ist. Für Ole Werners Mannschaften liefen die letzten Wochen nicht sehr rund. Sie warten nun mehr seit sieben Spielen auf einen Sieg in der Bundesliga und wurden letzte Woche in Leverkusen mit 5:0 regelrecht abgeschossen. Mittlerweile soll Aufstiegstrainer Ole Werner nicht mehr unumstritten sein. Es gab Gerüchte über ein mögliches Endspiel gegen Stuttgart für ihn. Meiner Meinung nach ist er nicht gänzlich alleine Schuld an der schlechten Form, denn den Bremern fehlen wichtige Stammkräfte und das nicht nur aus Verletzungsgründen. Zuerst wechselte der von Frankfurt ausgeliehene Rafael Borré im Winter zurück nach Südamerika. Ein Transfer, den die Bremer nicht verhindern konnten, selbst wenn sie es wollten. Anschließend erlaubte sich Naby Keita ein Fehltritt zu viel und wurde für die restliche Saison suspendiert.
Es gab auf jeden Fall schlimmere Zeitpunkte, um auf den SV Werder Bremen zu treffen. Man sollte die Bremer trotzdem nicht unterschätzen. Sie sind immer für eine Überraschung gut. Immerhin konnten sie in München gewinnen und holten gegen Leipzig einen verdienten Punkt. Doch seit dem ist an der Weser irgendwie die Luft raus und man fürchtet sich davor, wieder in den Abstiegskampf zu rutschen.
Personalsituation
Torwart Nübel musste gegen Frankfurt bereits passen. Er hat diese Woche zwar wieder trainieren können, das Spiel am Sonntag könnte vielleicht doch noch zu früh kommen. Anthony Rouault ist wieder zurück bei der Mannschaft und könnte in Bremen wieder sein Comeback im Kader feiern. Dahoud könnte dagegen nicht mit nach Bremen mitfahren. Die Leihe von Brighton and Hove verpasste aufgrund einer Erkältung diese Woche das Training.
Mögliche Startaufstellung
Ich denke nicht, dass Hoeneß großartig rotieren wird. Gegen Frankfurt hat diese Elf funktioniert, wieso sollte sie auch nicht gegen Bremen funktionieren? Nur im Tor stellt sich die Frage, ob es für Nübel reicht oder wieder Bredlow ran darf.
Statistik
Insgesamt trafen die beiden Mannschaften schon 109 Mal in der Bundesliga aufeinander. 39 Mal gewann der VfB und 36 Mal Werder Bremen. Im Weserstadion ist die Bilanz wenig überraschend negativ für den VfB. Dort gelangen nur 13 der 39 Siege. Blickt man auf die Duelle der letzten Jahre, bestätigt sich das Bild des auswärtsschwachen VfBs während der 10er Jahre. Die letzten beiden Siege an der Nordsee gelang dem VfB einmal im Jahr 2020 und davor im Jahr 2006. Vor allem der Auftritt 2016 weckt böse Erinnerungen, als man montagabends 2:6 unterging und so der Klassenerhalt damals in weite Ferne rückte.
Bremen ist mit Platz 12 relativ am overperformen. Zwar haben sie mit 31 expected Points den gleichen Wert wie die reale Punkteausbeute, aber dies reicht in der xPoints Tabelle gerade einmal für Platz 15. Einer der Gründe dafür ist die offensive Harmlosigkeit. Sie schießen am wenigsten aufs Tor und auch der xG-Wert ist auf dem Level eines Absteigers. Sie schießen im Schnitt vier 3,38 Mal aufs Tor pro Spiel (Beim VfB sind es 5,86 Mal) was der zweitniedrigste Wert der Bundesliga ist. Einer der Gründe dafür, ist die fehlende Kreativität im offensiven Spiel. Sie haben die wenigsten Pässe und auch Ballberührungen im offensiven Drittel, dagegen wurde mit 71 Mal am dritthäufigsten Abseits gegen sie gepfiffen. Gegen den Ball sieht es dann doch besser aus bei den Grünweißen. Auch wenn sie nicht gerade viele Zweikämpfe führen, werden diese in der Regel gewonnen. Auch beim Abblocken und Abfangen von Pässen haben die Bremer einen guten Riecher. Sie haben die viertmeisten Pässe in der Bundesliga abfangen und blocken können.
Fazit
Bremen ist nicht in bester Verfassung und offensiv zu harmlos. Mit einer konzentrierten Leistung könnten drei Punkte relativ sicher eingetütet werden, auch wenn man den Gegner nicht unterschätzen darf. Diese Punkte sind wichtig für den Kampf um die Champions League, denn danach geht es gegen die beiden Topmannschaften der Bundesliga. Ich rechne mit einem hartumkämpften 2:1 Sieg.
Titelbild: © Martin Rose/Getty Images