Wer glaubte, dass der Komplettausfall der VfB-Mannschaft in Sachen Einsatz und Siegeswille in München ein Einzelfall in einem Spiel gegen einen übermächtigen Gegner war, sah sich heute beim Heimspiel gegen Augsburg eines Besseren belehrt. Hatte der VfB gegen den Tabellenführer nichts zu verlieren, gab es gegen Augsburg sehr viel zu verlieren: Punkte im Abstiegskampf, das bisschen Ansehen, dass noch vorhanden ist, Selbstrespekt. Die VfB-“Mannschaft” verspielte alle diese Dinge. Warum wird eigentlich beim VfB seit Jahren alles immer schlechter?
Zugegebenermaßen, diese Worte sind direkt nach dem Spiel und der fehlenden Möglichkeit, seinem Ärger auf einer zweistündigen Heimfahrt Luft zu verschaffen, auch eine Art Selbsttherapie. Eigentlich müsste nach drei Jahren voller Nacken- und Rückschlage der Zorn langsam der Gleichgültigkeit Platz gemacht haben. Erstaunlicherweise schaffen es die Männer, die den Brustring spazieren tragen, immer wieder, die Anhänger des Vereins, dessen Farben sie tragen, aus der Fassung zu bringen.
Der FC Augsburg war zu Gast, der Tabellenletzte, und angesichts des Restprogramms (in Dortmund, gegen Bremen, in Mainz und gegen Wolfsburg) war dies heute ein Spiel, welches gewonnen werden musste. In jeglicher Hinsicht. Ohne Ausreden.
All diese Tatsachen gingen der VfB-Mannschaft anscheinend völlig ab, als sie bei drei Gegentoren nur so taten, als würden sie versuchen, die Augsburger am Torerfolg zu hindern. Es sieht natürlich schon ein bisschen nach Verteidigung aus, wenn man sich im Strafraum in der Nähe des ballführenden Spielers aufhält oder mal einen Fuß Richtung Ball ausstreckt. Allein, es reicht nicht, um in der Bundesliga zu bestehen. Und so schenkte der VfB das Spiel wie schon in München ab. Egal ob bei Standardsituationen oder aus dem Spiel heraus: Der Leidensdruck scheint bei den Spielern immer noch nicht groß genug zu sein, um sich für die drei Punkte zu zerreissen. Aber das scheint auch gar nicht nötig zu sein, wenn man einen Vertrag beim Verein für Bewegungsspiele unterschrieben hat.
Denn am Ende läuft es ja doch wieder so wie in den letzten Jahren. Der Verein tauscht den Trainer aus, die Spieler merken plötzlich, dass sie sich mit ihrer Unkonzentriertheit und ihre mangelhaften Einstellung nicht mehr hinter dem Trainer verstecken können, ob er Schneider, Stevens, Veh oder Zorniger heißt. Dann gewinnt man vielleicht mal ein oder zwei Spiele und die Truppe fällt wieder zurück in alte Muster. Zu beobachten unter Thomas Schneider, als man Hoppenheim 6:2 wegbügelte um anschließend eine beispiellose Niederlagen-Serie zu starten und selbst in Stevens erster Amtszeit noch in der Endphase des Abstiegskampfs gegen direkte Konkurrentenen verloren. Genauso bei Stevens zweitem Auftritt, als der VfB Freiburg 4:1 schlug und die Mannschaft erst am 31. Spieltag den vollen Ernst der Lage erkannte.
Nun ist natürlich die VfB-Mannschaft wie alles beim VfB keine konstant gleich zusammengesetzte Gruppe von Menschen. Spieler kamen und gehen, wenige blieben im Lauf der vergangenen Jahren. Das Problem liegt bei beiden Gruppen. Die Spieler, die blieben, werden mittlerweile als Führungsspieler wahrgenommen, obwohl ihre einzige Leistung darin besteht nicht bei einem anderen Verein unterschrieben zu haben. Spieler wie Gentner, Harnik und Niedermeier haben nicht nur spielerische Defizite. Sie schaffen es auch allesamt nicht, ihre Mitspieler mitzureissen, wenn es mal nicht optimal läuft. Die Spieler die in den vergangenen Jahren dazu kamen, waren allesamt talentierte Mitläufer, die in einer funktionierenden Mannschaft glänzen könnten, einer kaputten Mannschaft aber keine positiven Impulse geben können.
Und hier muss, trotz aller Kritik am Auftreten der Spieler, auch das Management des Vereins ins Visier genommen werden. Wer auch immer auf die Idee kam, der VfB könne sich gesund sparen, lag kräftig daneben. Die einen sagen, es war Ulrich Ruf, die anderen sagen, es war der Aufsichtsrat. Wie auch immer: Der VfB hat sich in den letzten Jahren kaputtgespart. Aber wen will man dafür verantwortlich machen? Sicher, Robin Dutt hat die Mannschaft in diesem Sommer, wie auch schon Fredi Bobic in den Jahren zuvor, in der Defensive nicht ausreichend verstärkt, das Ergebnis ist eine Abwehrreihe, die allenfalls zweitklassig ist. Also einfach den Manager erneut wechseln?
Oder stinkt der Fisch gar vom Kopf her? Aber: Welcher Kopf? Unter verschiedensten Präsidenten, Aufsichtsratsmitgliedern und ‑vorsitzenden hat der VfB in den letzten Jahren die gleiche Grütze gespielt. Und den Einfluss des Vereinsvorstands auf die Ergebnisse auf dem Platz halte ich auch für begrenzt.
Wie kommt der VfB also raus aus dieser Situation? Egal, ob Zorniger jetzt entlassen wird, oder weitermachen darf. Egal ob die Abwehr spielerisch ihren Konkurrenten nicht gewachsen ist: In dieser Situation kann es nur über den Willen der Mannschaft gehen.
Also, liebe VfB-Spieler: Ihr zieht den VfB seit Jahren in immer wechselnder Besetzung immer tiefer in den Dreck. Es liegt an Euch, ihn wieder raus zu ziehen!