Schuss ins Glück

Beim tra­di­tio­nell schwe­ren Aus­wärts­spiel in Bre­men tut sich der VfB tra­di­tio­nell erst­mal schwer — und ent­schei­det die Par­tie dann über sei­ne Qua­li­tät für sich. Ein erleich­tern­der Aus­wärts­sieg.

Null Tore, fünf Gegen­to­re — das ver­gan­ge­ne Wochen­en­de war eine ernüch­tern­de Ange­le­gen­heit und damit will ich jetzt auch zum letz­ten Mal etwas über die­ses Spiel geschrie­ben haben. Auf jeden Fall war eine Reak­ti­on von­nö­ten und nach­dem es uns Tel-Aviv am Don­ners­tag sehr ein­fach gemacht hat­te, die Erfolgs­ge­schich­te im Euro­pa­po­kal fort­zu­set­zen, war Bre­men schon eine ande­re Num­mer: Sie lau­fen uns zwar schon seit Jah­ren sport­lich etwas hin­ter­her, schaf­fen es aber trotz­dem, im hei­mi­schen Weser­sta­di­on stets min­des­tens einen Punkt zu behal­ten. Zur Illus­tra­ti­on: Das 4:0 am Sonn­tag­abend war erst der sechs­te Aus­wärts­sieg an der Weser in die­sem mitt­ler­wei­le schon 25 Jah­re alten Jahr­tau­send. Die Wen­de, den ers­ten Sieg dort seit Silas pro­vo­kan­tem Tref­fer am Niko­laus­tag 2020, brach­te dem VfB nicht nur die eige­ne Qua­li­tät, son­dern auch die Viel­sei­tig­keit

Passiert wieder was? Nein!

Denn die acht Brust­ring­to­re, die wir in den ver­gan­ge­nen vier Tagen beju­beln durf­ten, hat­ten acht ver­schie­de­ne Tor­schüt­zen: Assi­gnon, Tomás, Mit­tel­städt und Vagno­man am Don­ners­tag; El Khan­nouss, Lewe­ling, Undav und Füh­rich am Sonn­tag. Zwei Mal hat­te der VfB zwar Schwä­che­pha­sen und auch etwas Glück, dass er in bei­den Par­tien nur ein Gegen­tor kas­sier­te, zwei Mal nutz­te man aber auch sei­ne Chan­cen, um einen unter dem Strich deut­li­chen Sieg her­aus­zu­schie­ßen. Dabei hät­te es in Bre­men sogar noch ein fünf­tes sein kön­nen, wenn man wüss­te, was mein Lieb­lings­schieds­rich­ter Gui­do Wink­mann im VAR-Kel­ler so mach­te, anstatt sich das regu­lä­re Tor von Deniz Undav anzu­schau­en.

Aber sei es drum. Was nach dem Schluss­pfiff sou­ve­rän aus­sah, wirk­te aller­dings lan­ge wie auf des Mes­sers Schnei­de, was das irre­gu­lär aberkann­te Tor von Deniz so ärger­lich macht — denn war­um man die Linie an ein Kör­per­teil legt, das den Regeln nach nicht zur Tor­er­zie­lung berech­tigt und dann noch eine an einen Spie­ler, der nicht letz­ter man ist, muss man mir in Köln erst­mal erklä­ren. Zwar köpf­te El Khan­nouss den VfB hin­ter­her trotz­dem in Front und nach wil­den zehn Anfangs­mi­nu­ten kamen die Gäs­te auch immer bes­ser ins Spiel. Als geüb­ter VfB-Fan ist man sich aber sicher, dass immer alles pas­sie­ren kann. Selbst wenn pan­to­mi­me vil­lain Vic­tor Boni­face ver­letzt aus­fiel. Irgend­wie wirk­te das Spiel, über das wir nicht mehr spre­chen wol­len in manch unsau­be­rer Akti­on noch nach.

Mut und Können

Auf­tritt Jamie Lewe­ling, der, neben Innen­ver­tei­di­ger Cou­li­ba­ly, das Spiel kurz vor der Pau­se ent­schied. Dass Jamie kraft­voll schie­ßen kann, wis­sen wir vor allem aus der vor­ver­gan­ge­nen Sai­son. Dass er aber aus über 30 Metern einen Ball über den sonst sehr gut auf­ge­leg­ten Mio Back­haus im Bre­mer Tor ver­sen­ken kann, nicht. Taten sich die Brust­ring­trä­ger am Don­ners­tag noch schwer, die tief­stehen­den Gäs­te zu kna­cken, bewies Lewe­ling in die­sem Moment Mut und Kön­nen — bei­des auf den Platz zu brin­gen, ist uns in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit eher schwer gefal­len. Was ein Tor, wie wich­tig in der aktu­el­len Situa­ti­on. Auch wenn man in der Betrach­tung des Spiels sei­ne bei­den Assists für El Khan­nouss und Undav nicht ver­ges­sen soll­te.

Spä­tes­tens mit dem Platz­ver­weis nach etwa einer Stun­de war das Spiel dann durch und wur­de von Undav, der jetzt schon nur noch ein Tor weni­ger hat als in der gesam­ten letz­ten Sai­son, sowie durch den uner­sätt­li­chen Chris Füh­rich ent­schie­den. Damit hat sich der VfB nicht nur zum Jah­res­en­de noch­mal warm­ge­schos­sen, son­dern geht auch mit einer, je nach Wett­be­werb, guten bis sehr guten Aus­gangs­la­ge in die kur­ze Win­ter­pau­se. Klar, in der Liga steht am kom­men­den Wochen­en­de noch das nicht min­der her­aus­for­dern­de Heim­spiel gegen die erschre­ckend star­ke SAP-Betriebs­mann­schaft an. Dem kann man aber mitt­ler­wei­le wesent­lich opti­mis­ti­scher ent­ge­gen­bli­cken, schaut man auf das Selbst­ver­trau­en, das die Mann­schaft in die­sen bei­den Spie­len getankt hat. Kann der VfB auch die­ses Heim­spiel für sich ent­schei­den, dann ste­hen uns wirk­lich sport­lich sehr ent­spann­te Fei­er­ta­ge bevor — es war ja auch genug los die­ses Jahr.

Titel­bild: © Selim Sudheimer/Getty Images

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