Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Juventus-Fan Antonio

Heu­te Abend tritt der VfB zum zwei­ten Aus­wärts­spiel in der Cham­pi­ons League an, erneut bei einem der ganz gro­ßen Ver­ei­ne. Vor dem Gast­spiel in Turin haben wir mit Juven­tus-Fan Anto­nio über sei­nen Ver­ein gespro­chen.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Anto­nio und vie­len Dank, dass du dir die Zeit genom­men hast, mit uns über Juven­tus vor dem Cham­pi­ons-League-Spiel am Diens­tag zu spre­chen. Wir haben das letz­te Mal gespro­chen, als Stutt­gart Aha­ma­da ver­pflich­tet hat, was schon eine Wei­le her ist. Könn­test du dich unse­ren Lesern kurz vor­stel­len?

Anto­nio: Ciao Lenn­art, ciao Stutt­gart-Fans. Nun, ich bin Blog­ger, Juven­tus-Fan und betrei­be ein Pro­jekt namens JTalks, das mei­ner Lieb­lings­mann­schaft gewid­met ist.

Unbe­siegt in der Serie A und der Cham­pi­ons League, nur ein Gegen­tor in der Liga: Ist Juven­tus bereit für den ers­ten Scu­det­to nach vier Jah­ren ohne Titel?

Juven­tus hat sich die­sen Som­mer stark ver­än­dert: Es gibt eine neue Lei­tung, einen neu­en Trai­ner, ein Dut­zend neu­er Spie­ler und einen neu­en Spiel­stil…

Das Ziel die­ser Sai­son ist es, wett­be­werbs­fä­hig zu sein und hof­fent­lich – wie immer bei Juven­tus – eini­ge Titel zu gewin­nen.

Was macht die Abwehr des Teams so stark? Liegt es an der indi­vi­du­el­len Qua­li­tät oder an den Tak­tik?

Tak­tik. In die­ser Sai­son geben unse­re Geg­ner in der Serie A meist die Offen­si­ve auf und kon­zen­trie­ren sich aus­schließ­lich auf die Defen­si­ve gegen uns. Im Grun­de genom­men schie­ßen sie nicht auf das Tor, weil sie hin­ten blei­ben. Wenn man sich die Sta­tis­ti­ken anschaut, ist das ziem­lich beein­dru­ckend: Sie par­ken den Bus, weil sie zu viel Angst haben, die Bian­co­ne­ri anzu­grei­fen. War­um? Weil Juven­tus inzwi­schen extrem gut im Spiel­auf­bau von hin­ten ist und es fast immer schafft, den Druck des Geg­ners in eine Offen­siv­chan­ce zu ver­wan­deln, um ihn aus­zu­kon­tern. Das ist der Haupt­grund, war­um wir kei­ne Tore kas­sie­ren: Die Geg­ner kom­men fast nie nach vor­ne und blei­ben mit einem tie­fen Block hin­ten, ver­ängs­tigt und war­ten auf Juven­tus, wäh­rend die­se ver­su­chen, gegen eine Viel­zahl von Spie­lern anzu­tre­ten, die  im letz­ten Drit­tel den Bus par­ken. Die­se Tak­tik funk­tio­niert im Moment ziem­lich gut, weil es in Ita­li­en so schwer ist, gegen eine gut orga­ni­sier­te, tief ste­hen­de Abwehr anzu­grei­fen. In Euro­pa ist es leich­ter zu spie­len, da PSV und Leip­zig ver­sucht haben, Juven­tus hoch zu pres­sen und her­aus­zu­for­dern, und Juven­tus war töd­lich, sogar in Unter­zahl (gegen Leip­zig).

Apro­pos Tak­tik: Thia­go Mot­ta hat im Som­mer Mas­si­mi­lia­no Alle­gri ersetzt. Wel­che Art von Fuß­ball hat er bei Juven­tus imple­men­tiert und wie beur­teilst du ihn bis­her?

Thia­go Mot­ta hat den Spiel­stil von Juven­tus in nur weni­gen Mona­ten völ­lig ver­än­dert. Juven­tus war unter Alle­gri eine sehr defen­si­ve Mann­schaft, aber jetzt liebt es das Team, das Spiel durch Ball­be­sitz zu kon­trol­lie­ren und ist, wie ich bereits sag­te, sehr gut im Spiel­auf­bau von hin­ten. Wenn Juven­tus her­aus­ge­for­dert wird, liebt das Team das und ist im Kon­ter töd­lich. Wenn nicht, wol­len sie den Ball und das Tem­po des Spiels kon­trol­lie­ren.

Was sind die Stär­ken und Schwä­chen des aktu­el­len Juven­tus-Teams?

Die größ­te Stär­ke von Juven­tus ist, dass sie sehr selbst­be­wusst sind, wenn ein geg­ne­ri­sches Team ver­sucht, sie hoch zu pres­sen und anzu­grei­fen. Wenn man Juven­tus her­aus­for­dert, ver­liert man. Wenn nicht, macht man es Juven­tus schwer, zu tref­fen, aber man trifft selbst nicht. Die Schwä­che? Wahr­schein­lich die vie­len ver­letz­ten Spie­ler im Moment, was etwas frus­trie­rend ist. Außer­dem ist alles noch ein lau­fen­der Pro­zess, es ist eine neue Ära, ein neu­er Spiel­stil, daher braucht es Zeit, um Per­fek­ti­on zu errei­chen.

Mot­ta muss eini­ge Spie­ler erset­zen: Bre­mer fällt für die Sai­son aus, Milik min­des­tens für den Rest des Jah­res, Koop­mei­ners hat sich die Rip­pen gebro­chen. Wie groß ist der Ein­fluss die­ser Ver­let­zun­gen auf das Team?

Nun, Bre­mer ist ein Welt­klas­se-Ver­tei­di­ger! Er ist wahr­schein­lich der bes­te in Ita­li­en, also kann man ihn nicht leicht erset­zen. Kalu­lu spielt im Moment auf höchs­tem Niveau und ist wahr­schein­lich der bes­te Juven­tus-Spie­ler der­zeit, aber Bre­mer war auch sehr wich­tig! Koop­mei­ners ist ein wei­te­rer Schlüs­sel­spie­ler für die­ses Team, aber er wird in ein paar Spie­len zurück sein.

Ein wei­te­rer Spie­ler, der kürz­lich mit einer Ver­let­zung zu kämp­fen hat­te, ist unser ehe­ma­li­ger Stür­mer Nico­las Gon­za­lez, der von der Fio­ren­ti­na aus­ge­lie­hen ist. Wird er am Diens­tag spie­len und wie passt er bis­her ins Team von Juven­tus?

Nein, er wird nicht gegen Stutt­gart spie­len. Er hat sich gegen Leip­zig ver­letzt und erholt sich noch. Er hat die­se Sai­son nur 307 Minu­ten in 6 Spie­len gespielt, also ist es noch zu früh, ihn zu beur­tei­len.

Dusan Vlaho­vic hat genau­so vie­le Tore wie alle ande­ren Tor­schüt­zen des Teams zusam­men. Wie abhän­gig ist Juven­tus von ihm und auf wen soll­ten wir sonst noch ach­ten?

Dusan ist ein Schlüs­sel­spie­ler für Juven­tus, ja. Vor allem, da Nico ver­letzt ist, Koop ver­letzt ist und Yil­diz noch sehr jung ist.

Stutt­gart hat noch nie gegen Juven­tus gespielt, tat­säch­lich ist es erst ihre zwei­te Rei­se nach Turin, nach­dem sie in der ers­ten Run­de des UEFA-Pokals 1979 gegen Tori­no FC ver­lo­ren haben. Spie­ler, die das Tri­kot bei­der Ver­ei­ne tru­gen, sind unter ande­rem der bereits erwähn­te Naou­riou Aha­ma­da und Nico Gon­za­lez sowie Ana­sta­si­os Donis, Mau­ro Camo­ra­ne­si, Cris­ti­an Molin­a­ro und Sami Khe­di­ra. Wie wird Stutt­gart in Turin wahr­ge­nom­men, falls es nach unse­rer lan­gen Abwe­sen­heit aus Euro­pa über­haupt eine Wahr­neh­mung gibt?

Nun, ich habe die­se Sai­son ein paar Spie­le von Stutt­gart gese­hen. Ich habe Real Madrid gegen Stutt­gart gese­hen, und eure Mann­schaft hat ange­sichts der Umstän­de ein gutes Spiel gemacht. Ich habe den 5:1‑Sieg gegen den BVB und die jüngs­te Nie­der­la­ge gegen Bay­ern gese­hen. Stutt­gart ist noch kein euro­päi­sches Top-Team, aber man muss jede deut­sche Mann­schaft respek­tie­ren.

Für vie­le Fans ist dies die ers­te Rei­se nach Turin und ins Juven­tus-Sta­di­on. Wie ist das Sta­di­on und was soll­ten wir in der Stadt unter­neh­men? Irgend­wel­che Emp­feh­lun­gen?

Das Sta­di­on ist schön, es herrscht eine gute Atmo­sphä­re und unse­re letz­ten bei­den Cham­pi­ons-League-Spie­le waren sehr unter­halt­sam. Ich bin sicher, ihr wer­det die Rei­se genie­ßen. Turin ist auch eine schö­ne Stadt: Genießt ein­fach das Essen und habt Spaß, viel­leicht könnt ihr auch das Ägyp­ti­sche Muse­um besu­chen – ich lie­be es! Wenn ihr in der Nähe des Sta­di­ons seid, könnt ihr auch unser Juven­tus-Muse­um besu­chen: Dort gibt es viel Fuß­ball­ge­schich­te, und egal, wel­ches Team man unter­stützt, man kann Fotos, Vide­os und Tri­kots berühm­ter Welt­klas­se-Spie­ler wie Zidane, Pla­ti­ni, Del Pie­ro usw. sehen… sehr cool.

Abschlie­ßend: Dei­ne Pro­gno­se für die Juven­tus-Start­elf und das Ergeb­nis?

Mmm… das ist nicht ein­fach, da vie­le Spie­ler wie McKen­nie und Fagio­li nicht 100% fit sind. Also ver­su­chen wir es mal: Perin; Savo­na, Gat­ti, Kalu­lu, Cam­bi­a­so; Locatel­li, Thuram, Dou­glas Luiz; Con­cei­cao, Vlaho­vic, Yil­diz. Was das Ergeb­nis angeht, naah. Ich bin ziem­lich aber­gläu­bisch, also sagen wir, ich hof­fe auf ein wei­te­res sehr unter­halt­sa­mes Spiel wie die letz­ten gegen PSV und Leip­zig.

Titel­bild: Jona­than Moscrop/Getty Image

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