Wolfsburg ist vergessen, heute Abend geht es direkt weiter: Zum ersten Mal seit über 13 Jahren ertönt im Neckarstadion wieder die Champions League-Hymne.
Man muss vielleicht mal kurz innehalten an dieser Stelle. Ja klar, die Schiedsrichterleistung in Wolfsburg, schade um die zwei Punkte. Hätte man wie gegen Mainz mehr draus machen können. Aber hey: In der zweiten Saison in Folge zeigt unsere Mannschaft bislang sehr ansprechende Leistungen, schießt einen Haufen Tore, zerlegt einen Champions League-Finalisten und bietet dem anderen die Stirn. Und heute Abend werden wir gesanglich daran erinnert, dass wir zu deeeeen Beeeesteeen Europas gehören — zumindest in dieser Saison. Ich kann das gar nicht oft genug betonen, aber wir können uns gerade gar nicht glücklich genug schätzen. Vergessen ist die zweite Liga, vergessen die Relegation, der sportliche Zerfall. Wir haben aktuell fünf deutsche Nationalspieler im Kader, unser Sturmduo hat in fünf Liga-Spielen jeweils vier Tore erzielt und heute Abend spielen wir im Neckarstadion, Zitat Hoeneß, “Champions League, verdammte Scheiße”! Bei allem was einen Spieltag für Spieltag beschäftigt muss man sich einmal die Zeit nehmen das zu genießen. Und das auch noch an einem so geschichtsträchtigen Tag, denn heute vor 21 Jahren trat der VfB schon einmal zu einem Heimspiel in der Champions League an — zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte (Leeds kenn ich nicht). Historisch ist der 2:1‑Sieg vom 1. Oktober 2003 gegen Manchester United bis heute, letztes Jahr sprachen wir mit Torschütze Imre Szabics darüber. Wäre schön, wenn wir heute einen ähnlich legendären Abend erleben und endlich die ersten internationalen Punkte in dieser Saison holen. Aber zunächst zur
Personalsituation
und die hat sich durch den Ausfall von Joshua Vagnoman, der in Wolfsburg einen Schlag auf den Fuß bekam, etwas verschlechtert. Außerdem fehlt leider auch Daxo Zagadou sowie seit längerem Leo Stergiou und Justin Diehl.
In einer
Möglichen Startelf
muss Sebastian Hoeneß also etwas umbauen:
Ich könnte mir auch vorstellen, dass Stenzel auf rechts startet, jedoch würde das gegen die im Gegnerinterview erwähnten schnellen Halbstürmer Spartas ein gewisses Risiko bergen. Alternativ könnte Rouault auf rechts rücken und innen wieder Chase zum Einsatz kommen. Für Al-Dakhil dürfte dieses Spiel als Startelf-Spieler noch zu früh kommen. Vorne rotiert Führich rein und könnte mit Mittelstädt gegen die schwachen Wingbacks von Prag Akzente setzen, ebenso wie Leweling auf rechts. Da wir erst Sonntagabend wieder spielen, rechne ich mit Undav statt Millot in der Startelf, der wiederum später noch dem Spiel seinen Stempel aufdrücke kann.
Statistik
Wir haben noch nie gegen Sparta Prag gespielt, von einem Testspiel unter Bruno Labbadia, welches 0:2 verloren ging, mal abgesehen. In der Saison 1978/1979 schied der VfB im UEFA-Pokal-Achtelfinale spektakulär gegen den mittlerweile fusionierten Stadtrivalen Dukla Prag aus: 4:1 im Hinspiel, 0:4 im Rückspiel. Slavia Prag schaltete man 1997/1998 auf dem Weg ins Finale des Pokals der Pokalsieger mit 2:0 und 1:1 aus. Sparta ist nach der ersten Heimniederlage seit 18 Monaten gegen Olmütz am Freitag aktuell Tabellenzweiter hinter Lokalrivale Slavia, gegen die sie am Sonntag das Derby bestreiten. Für Olmütz läuft übrigens ein gewisser Jan Kliment auf, traf aber nicht gegen Sparta. Gleich fünf Spieler haben bereits drei Treffer erzielt.
Fazit
Ich kann Spartas Stärke schwer einschätzen, kann mir aber vorstellen, dass der VfB die Oberhand behält, wenn er anders als in Wolfsburg und angetrieben von einem kochenden Neckarstadion seine Qualitäten direkt auf den Platz bringt und nutzt. Nach dem Spiel am Samstag sollten wir auf jeden Fall vor schnellen Tempogegenstößen gewarnt sein, aber vielleicht hat ja der litauische Unparteiische Manfredas Lukjanciukas auch einfach bessere Augen als Sven Jablonski. Ich freue mich jedenfalls enorm auf heute Abend. Es wird ein Fest!
Titelbild: © Alexander Hassenstein/Getty Images