Das Freitagabendspiel gegen Union brachte nicht nur einen Stimmungsaufheller, sondern auch ein paar Tage Vorbereitung mehr auf das vorentscheidende Heimspiel gegen Bern.
Es ist zwar immer noch die neu eingeführte Ligaphase der Champions League, aber für den VfB steht heute Abend bereits so etwas wie ein K.O.-Spiel an: Nachdem man “nur” bei Juventus bisher gewinnen konnte und gegen Sparta daheim nicht über ein 1:1 hinauskam, brauchen wir gegen Bern dringend einen weiteren Sieg, um Ende Januar unter den besten 24 Mannschaften der Königsklasse zu stehen und uns für zwei weitere Partien in einer Zwischenrunde zu qualifizieren. Zwar weiß noch niemand, wie die Tabelle dann aussieht, mehrere Simulationen rechnen aber mit zehn benötigten Punkten, von denen der VfB derzeit nur vier hat. Ein Sieg gegen den Schweizer Meister, der sowohl in der Liga als auch in der Champions League gerade im Tabellenkeller steht, ist also Pflicht. Natürlich wäre ein Ausscheiden auch kein Weltuntergang, aber schade wäre es schon, nicht noch zwei weitere Spiele zu haben, weil man auch gegen Bern und Bratislava nicht die nötigen Punkte holen konnte. Die Meinung, ein möglichst frühes Ausscheiden täte dem VfB im Hinblick auf die Liga gut, kann ich nicht teilen. Abgesehen vom finanziellen Einfluss, den die Teilnahme hat, ist das unser erster Europapokalauftritt seit elf Jahren und dann wollen wir, dass der so schnell wie möglich vorbei ist? Nee, nee. Wir werden auch in der Liga noch genug Punkte holen, selbst wenn wir bis Ende Februar weiterhin durchgehend englische Wochen haben sollten.
Denk ich an Bern, dann denk ich an Schnee. Und ziemlich leere Ränge im Heimspiel vor 15.000 Zuschauern im Neckarstadion in der Europa League-Saison 2010/2011, Aber vor allem Schnee. Meterhoch entlang der Autobahn nach Bern, so hoch, dass manch einer umdrehte, weil er zu spät loskam und die ganze Schweiz derart verschneit war, dass sogar die Flughäfen schlossen. Im Wankdorfstadion fuhr dann wie beim Eishockey alle 20 Minuten der Schneeschieber übers Feld, was aber weder uns, die wir auf der Tribüne froren half, noch dem VfB, der bei den Young Boys mit 1:3 verlor. Da wiederholen wir doch lieber das Ergebnis aus dem Hinspiel, das damals Cacau, Tasci und unser heutiger Sportdirektor herausschossen.
Personalsituation
Auch die hat sich gebessert. Ameen Al-Dakhil hat seinen Infekt scheinbar endlich auskuriert. Dafür hat Jeff Chabot Rückenprobleme, die aber noch kein Ausschlussgrund zu sein scheinen. Für Leweling und Undav scheint das Spiel noch zu früh zu kommen, für El Bilal und Zagadou sowieso.
Mögliche Startaufstellung
Wahrscheinlich wird Hoeneß Al-Dakhil nicht direkt in die Startelf schmeißen, obwohl er ja jetzt lange genug mit der Mannschaft trainiert hat und auch für die Nationalmannschaft im Einsatz war. Chase ist aber jetzt drei Spiele in Folge gestartet und Rouault hat mich nicht so wirklich überzeugt zuletzt. Genauso wie Stergiou als Rechtsverteidiger mit Vagnoman davor. Dann doch lieber Rieder vorne, der gegen seinen ehemaligen Verein hoffentlich wieder in Tritt kommt. Der Rest ist eigentlich selbsterklärend angesichts der Wichtigkeit des Spiels.
Statistik
Wie bereits erwähnt ist dies das dritte Aufeinandertreffen mit dem Berner Sport Club Young Boys. Im Jahr 2011 zogen beide ins Sechzehntelfinale der Europa League ein — und flogen dort raus. Der VfB gegen Benfica, Bern gegen St. Petersburg. Die Niederlage im Wankdorf stellt auch die einzige Pleite des VfB gegen eine Schweizer Mannschaft dar, gegen den FC Basel (erste Runde UEFA-Pokal 1978/79), die Grasshoppers Zürich (UEFA-Pokal-Achtelfinale 1979/80) und Xamax Neuchatel (2. Runde UI-Cup 2000/2001) hielt man sich schadlos. Neben Fabian Rieder spielten auch Hakan Yakin und Dieter Brenninger für beide Vereine, Zdravko Kuzmanovic spielte in der Jugend für YB, Suat Türker in der Jugend beim VfB und später in Bern. In der Champions League-Tabelle steht YB gerade auf dem letzten Platz mit null Punkten und 2:17 Toren — nur Silvere Ganvoula und Kastriot Imeri trafen bisher in der Königsklasse. In der Schweizer Super League hat sich der Schweizer Serienmeister — sechs der letzten sieben Titel gingen nach Bern — nach einem schweren Saisonstart langsam berappelt und steht auf Platz 9. Ganvoula und Joel Monteiro trafen je fünf Mal.
Fazit
Es führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen heute Abend gewinnen und wir brauchen dafür eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zur ersten Halbzeit gegen Union oder zum Spiel gegen Bremen. Wie eingangs erwähnt hoffe ich, dass das Union-Spiel neue Kräfte freigesetzt hat und die Mannschaft heute Abend etwas erholter und fokussierter auftreten kann als zuletzt. Unterschätzen sollte man den Gegner auf keinen Fall — aber Vertrauen in unsere Mannschaft kann man dennoch haben.
Titelbild: © Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images