Wechselspiel

Auch gegen Kai­sers­lau­tern kommt der VfB im Pokal mit der zwei­ten Gar­de eine Run­de wei­ter. Eine Schieds­rich­ter-Fehl­be­set­zung und die eige­ne Fahr­läs­sig­keit machen das Spiel aber unnö­tig span­nend.

Spä­tes­tens als Nick Wol­te­ma­de nach einer knap­pen Vier­tel­stun­de nach Vor­la­ge von Erme­din Demi­ro­vic das 1:0 erziel­te und damit die zu die­sem Zeit­punkt 75 Pro­zent Ball­be­sitz sei­ner Mann­schaft end­lich in ein Tor ver­wan­del­te, muss­te eigent­lich jedem Betrach­ter klar sein, wer an die­sem Diens­tag­abend in die zwei­te Run­de wür­de ein­zie­hen müs­sen. Zu über­for­dert waren die Gäs­te aus Kai­sers­lau­tern damit, wie Krät­zig, Rie­der und Co den Ball lau­fen lie­ßen, zu groß zu die­sem Zeit­punkt der Klas­sen­un­ter­schied. Und dabei saß die hal­be deut­sche Natio­nal­mann­schaft zu die­sem Zeit­punkt noch auf der Auwech­sel­bank, denn wie schon in der ers­ten Run­de gegen die Lau­trer Klas­sen­ka­me­ra­den aus Müns­ter hat­te Sebas­ti­an Hoe­neß das gro­ße Rota­ti­ons­ka­rus­sel ange­schmis­sen.

Spielerisch überlegen

Wobei man es fast nicht Rota­ti­on nen­nen kann, denn das hie­ße ja, dass Spie­ler wie Hen­driks, Wol­te­ma­de, Sten­zel oder Krät­zig in Zukunft häu­fi­ger zu sehen sind. Viel­mehr war es so, dass der VfB-Trai­ner die Gele­gen­heit nutz­te, sei­nen Ersatzs­spie­lern Ein­satz­mi­nu­ten zu geben, im Wis­sen, dass er damit das Wei­ter­kom­men trotz­dem nicht gefähr­den wür­de, bezie­hungs­wei­se dass sei­ne Bank stark genug war, um das Spiel letzt­end­lich doch noch für sich zu ent­schei­den. So war es dann am Ende auch, auch wenn mit Füh­rich einer jener Spie­ler traf, die aktu­ell eher sel­ten in der Start­for­ma­ti­on ste­hen.

Es wäre viel­leicht für die Belas­tungs­steue­rung noch bes­ser gewe­sen, hät­ten Deniz Undav und Ange­lo Stil­ler je eine hal­be Stun­de und Jamie Lewe­ling und Enzo Mil­lot jeweils ca. 15 Minu­ten aufs Feld gemusst, aber der VfB tat sich gegen limi­tier­te, aber auf­op­fe­rungs­voll kämp­fen­de Pfäl­zer lan­ge schwer, die eige­ne spie­le­ri­sche Über­le­gen­heit in Zähl­ba­res umzu­wan­deln. Der FCK ver­leg­te sich nach dem Aus­gleich immer mehr aufs Kon­tern und die Spiel­an­la­ge des VfB war teil­wei­se zu kom­pli­ziert, um die vie­len Bei­ne in roten Stut­zen vor dem Tor zu über­win­den. Beim ein oder ande­ren Kon­ter der Gäs­te hat­te man dann sogar ein wenig Glück.

Fehlansetzung Schlager

Dass es über­haupt bis zur 76. Minu­ten Unent­schie­den stand, war zum einen der eige­nen Fahr­läs­sig­keit vor dem geg­ne­ri­schen Tor und in gerin­ge­rem Maße vor dem eige­nen Tor geschul­det, als Fabi­an Rie­der sei­nen Gegen­spie­ler Mar­lon Rit­ter kurz vor der Pau­se rela­tiv plump foul­te. Zum Ande­ren aber Schieds­rich­ter Dani­el Schla­ger, der uner­klär­li­cher­wei­se schon wie­der für ein Pokal­spiel des VfB ange­setzt wur­de. Der hat­te nicht nur gro­ße Pro­ble­me in der Zwei­kampf­be­wer­tung, son­dern griff auch ent­schei­dend ins Spiel ein, als er aus weni­gen Metern Ent­fer­nung über­sah, dass Rie­ders unnö­ti­ges Foul klar außer­halb des Straf­raums statt­fand.

Immer­hin konn­te er sich dies­mal dar­auf hin­aus­re­den, dass es in der zwei­ten Pokal­run­de noch kei­nen Video­as­sis­ten­ten gibt und man mit der Inkom­pe­tenz des Schieds­rich­ters eben leben muss — was ich ja ehr­lich gesagt posi­ti­ver fin­de als die völ­lig erra­ti­sche und nicht nach­voll­zieh­ba­re Ein­griffs­schwel­le, die dem Anschein nach immer da liegt, wo es dem Schieds­rich­ter und vor allem sei­nen Vor­ge­setz­ten gera­de am Bes­ten passt. Als Schla­ger im Febru­ar Robert And­rich aber zu Unrecht nicht vom Platz stell­te und im Mai 2023 eine hane­bü­chen Begrün­dung für einen aus­ge­blie­be­nen Elf­me­ter­pfiff gegen Frank­furt her­an­zog, galt die­se Aus­re­de nicht. Zum Glück gelang es ihm dies­mal nicht, uns aus dem Pokal zu kegeln.

Die Spielidee sitzt

Aber hal­ten wir uns nicht län­ger als nötig mit dem auf, was wir nicht beein­flus­sen kön­nen. Dafür hielt das Spiel auch trotz des knap­pen Ergeb­nis­ses zu vie­le posi­ti­ve Aspek­te bereit. Zunächst ein­mal Fabi­an Bred­low, der im Wind­schat­ten von Alex­an­der Nübel vor allem sein Spiel mit dem Ball erheb­lich ver­bes­sert hat und damit den Gesamt­ein­druck ver­stärkt, dass Sebas­ti­an Hoe­neß viel­leicht nicht jeden Spie­ler gegen jeden Geg­ner brin­gen kann, dass aber die Mann­schaft bis zum letz­ten Kader­platz hin die Spiel­idee ihres Trai­ners ver­in­ner­licht hat. Gegen einen zuletzt stark auf­spie­len­den Zweit­li­gis­ten hat­te er somit den Luxus, die Start­elf vom Sams­tag auf neun Posi­tio­nen zu ver­än­dern. Dass die Abläu­fe bei Spie­lern ohne Spiel­pra­xis nicht ganz so funk­tio­nie­ren wie bei der Stamm­elf, ist abseh­bar. Aber das Wech­sel­spiel ging am Ende auf.

Mit dem drit­ten Sieg in Fol­ge und auf ein­zel­nen Posi­tio­nen etwas aus­ge­ruh­ter geht die Mann­schaft nun am Frei­tag in das Duell Meis­ter gegen Vize­meis­ter, gefolgt den Par­tien gegen Euro­pa League-Sie­ger Ber­ga­mo und die auf­stre­ben­den Frank­fur­ter mit Ex-VfB-Leih­spie­ler Omar Mar­moush. Die ver­meint­lich leich­ten Auf­ga­ben in die­sen eng­li­schen Wochen hat die Mann­schaft also bereits hin­ter sich und sie hat sie mit der nöti­gen Serio­si­tät bewäl­tigt. In der kom­men­den eng­li­schen Woche erwar­tet uns wohl wie­der mehr Spek­ta­kel. Wich­tig ist aber, dass die Mann­schaft das Bay­ern-Spiel abge­schüt­telt hat und gestärkt in die drei Spie­le vor der nächs­ten Län­der­spiel­pau­se gehen kann — not­falls auch mal mit jeman­dem aus der zwei­ten Rei­he.

Zum Wei­ter­le­sen: Der Ver­ti­kal­pass sieht wenig Leich­tig­keit, aber viel Erleich­te­rung.

Titel­bild: © Chris­ti­an Kas­par-Bart­ke/­Get­ty Images

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