Mit einem 2:1 dank seiner beiden Neuzugänge startet der VfB in die Europapokalsaison und hat mit den spanischen Gästen lange wenig Mühe — bevor man sich wieder selber das Leben schwer macht.
Dieses Gefühl wie im Pokalfinale. Wenn der Gegner plötzlich trifft und das eigene Tor den Ball magisch anzuziehen scheint. Wenn der Gegner Morgenluft wittert und einen langen hohen Ball nach dem anderen wie Pfeile in deinen Strafraum schießt. Und dann die Erleichterung, wenn der Sieg über die Zeit gebracht wurde. Okay, das Pokalfinale war wichtiger und nervenaufreibender, auch wenn wir ja, wie es aus der Kurve tönte und dort geschrieben stand, dieses Jahr den Europapokal holen. Das 2:1 gegen Celta de Vigo war auf jeden Fall der erste Schritt zu diesem entfernten Ziel.
Dabei hätte die Mannschaft diesen kollektiven Angstzustand kurz vor Schluss verhindern können. Denn sie dominierte den schwachen Tabellensiebten der vergangenen La Liga-Saison fast über die gesamte Spielzeit hinweg, gewann immer wieder wichtige Bälle im Mittelfeld und hätte eigentlich zur Pause das Spiel schon entscheiden können, wenn nicht sogar müssen. Dass die beiden Tore von Badredine Bouanani und Bilal El Khannouss sehr sehenswerte Einzelaktionen waren, kommt nicht von ungefähr: Denn sobald deer VfB den Ball eroberte, verlangsamte sich das Offensivspiel und die sowieso tiefstehenden Gäste waren wieder in Formation und konnten die meist ungefährlichen Flanken abfangen.
Die Unordnung nicht genutzt
Der VfB hatte die Kontrolle über Ball und Gegner, versäumte es aber in der kurzen Zeitspanne der Unordnung nach einem Ballverluste zuzuschlagen. Abgesehen davon zeigte die Mannschaft nach dem vergangenen Freitag erneut einen konzentrierten Auftritt, dem lediglich die Dynamik abging. Mit Ausnahme von Atakan Karazor, der erneut von der Bank kam und sich einen Defensivpatzer erlaubte, der weitere Startelfeinsätze eher verhindern dürfte, außer aus Gründen der Rotation. Dass ausgerechnet der Kapitän patzte, ist natürlich alles andere als optimal, am Ende setzte sich die Mannschaft als Einheit dennoch durch.
Beeindruckend ist auf jeden Fall, wie schnell Bilal El Khannouss und mit Abstrichen auch Badredine Bouanani beim VfB angekommen sind. Angesichts von drei Spielen in den nächsten zehn Tagen, davon zwei Auswärtsspielen, ist es wichtig, einen breiten Kader zu haben — gerade mit Blick auf die Offensive. Mit Aufsteiger Köln, dem FC Basel und Abstiegskandidat Heidenheim warten nun weitere Gegner, gegen die man sich mit kontrollierten Auftritten und individueller Qualität durchsetzen kann — dann aber bitte ohne defensiven Fauxpas.
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images