Heute Abend empfängt der VfB den 1. FC Union Berlin zum Duell im Tabellenmittelfeld. Vor der Partie am Nikolaustag sprachen wir mit Union-Fan Nadine vom Textilvergehen.
Rund um den Brustring: Hallo Nadine und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. In der vergangenen Saison nahm der Höhenflug von Union Berlin ja ein abruptes Ende mit dem Klassenerhalt als Happy End. Aktuell steht der FCU im Tabellenmittelfeld, ein Punkt hinter dem VfB. Erwartest Du eine ruhigere Saison als die letzte?
Nadine: Hallo Lennart, danke dass ich wieder hier über meinen Verein reden darf. Ja, wir haben in der letzten Saison mal wieder in der letzten Minute etwas klar gemacht. Diesmal den Klassenerhalt, aber der war um ein vielfaches wichtiger als vorher die europäischen Wettbewerbe. Ich erwarte bei Union eigentlich nie etwas, ich werde sowieso immer wieder überrascht. Aber ich hoffe sehr, dass wir eine langweilige Saison vor uns haben und im bedeutungslosen Mittelfeld bleiben. Das wäre wirklich mal schön.
Union spielte letzte Saison ebenso überraschend in der Champions League wie der VfB in dieser Saison — mit der entsprechenden Belastung. Wo siehst Du Parallelen zwischen den beiden Vereinen, was das Thema angeht?
Nach der Reform der Champions League weiß ich gar nicht, wie sehr man das vergleichen kann. Aber der VfB ist deutlich größer und hat erfahrenere Menschen im Hintergrund, wenn es um die europäischen Ligen geht. Ich denke da habt ihr deutliche Vorteile uns gegenüber.
Aber die dreifache Belastung die ihr mit Pokal, Europa und der Liga habt ist natürlich riesig. Für Fans und Team.
In der aktuellen Saison stand Union zwischenzeitlich ziemlich gut da, wartet aber seit Mitte Oktober auf den nächsten Sieg. Lag das nur an den schweren Gegnern (u.a. Bayern, Frankfurt, Leverkusen)?
Das war gut gemischt. Dass wir gegen Bayern vermutlich nicht gewinnen ist uns allen bewusst. Bielefeld im Pokal war ein schreckliches Spiel, was viele vermutlich direkt aus den Köpfen gelöscht haben. Mal waren wir wirklich nicht gut, mal kam Pech ins Spiel, wie zum Beispiel gegen Leverkusen. Wir haben gut mitgehalten in dem Spiel, nach Rückstand haben wir sogar ausgeglichen. Aber es scheitert oft an den letzten Pässen oder einem guten Torabschluss. Dafür stehen wir defensiv wieder sehr gut mit nur 11 Gegentoren da.
Bo Svensson übernahm im Sommer als Trainer in Köpenick. Was zeichnet ihn aus und wie bewertest Du seine Arbeit bisher?
Ich empfinde ihn als sehr ähnlich zu Urs Fischer. Er arbeitet ruhig und unaufgeregt. Ich glaube er hat sich wirklich schnell bei uns eingelebt und passt auch gut zu Union. Er kann hier in Ruhe seiner Arbeit nachgehen und das scheint ihm zu gefallen.
Wie lässt er die Mannschaft spielen und wo liegen aktuell die Stärken und Schwächen Unions?
Die Mannschaft konzentriert sich wieder vermehrt auf die defensive. Wir pressen sehr hoch ohne dann aber offensiv eine wirkliche Idee zu haben (oder man sieht sie einfach nicht).
Die Stürmer werden nicht gut angespielt, können mit den Bällen die sie bekommen nicht viel anfangen. Da muss definitiv noch nachgearbeitet werden.
Jeong Woo-yeong kam im Sommer leihweise zu Union. Wie läuft es für ihn bei Euch?
Woo ist ein fanatischer Spieler der mit seiner Schnelligkeit gut in unsere Offensive passt und im Umschaltspiel seine Stärke einbringen kann. Gegen Hoffenheim und Leverkusen hat er jeweils ein Tor gemacht. Er hat sehr schnell ins Team gefunden und stand in 7 Spielen in der Startelf. Da vorne oft rotiert wird, ist das schon nicht schlecht. Ich würde ihn gerne länger bei uns sehen.
Mit Rani Khedira und Benedict Hollerbach, der ebenfalls bei zwei Toren steht, gibt es zwei weitere Ex-VfBler bei Union. Wie ist ihre Situation?
Rani ist weiterhin der stellvertretende Kapitän und eine feste Säule bei uns geworden. Er spielt weiterhin sein körperbetontes Spiel bei dem er immer kurz vor der roten Karte steht. Wenn Rani fit ist, ist er auch eigentlich immer gesetzt.
Holle ist wie Woo einer, der sehr viel Schnelligkeit auf den Platz bringt. Er ackert sich auf dem Platz ab und nervt die Gegner, weil er immer wieder anläuft. Er traut sich viel, geht gerne in Dribblings. Manchmal trifft er die falschen Entscheidungen auf dem Platz, aber im Großen und Ganzen haben wir mit ihm einen sehr guten Spieler bekommen.
Ein Anreise von Berlin nach Stuttgart an einem Freitagabend ist natürlich aus Fansicht maximal beschissen, auf gut Deutsch. Wie viele Unioner*innen erwartest Du zum Spiel?
Unioner sind ja als sehr reisefreudig bekannt. Laut schriftlicher Meldung von Union am Mittwoch gibt es auch keine Resttickets für den Gästeblock. Ob das heißt, dass wir das Kontingent ausgeschöpft haben, wird die Pressekonferenz verraten.
Zum Abschluss: Dein Tipp für Aufstellung und Spiel?
Ich denke wir werden wie gegen Leverkusen starten. Eventuell muss Skarke wieder auf die Bank und für ihn kommt Volland oder Jordan. Auf rechts ist Juranovic nach Verletzung wieder zurück. Vielleicht darf er für Trimmel starten.
Ich hoffe, dass wir an unsere Leistung gegen Leverkusen anknüpfen können und euch das Pokalspiel noch in den Knochen hängt. Hoffentlich wird es ein 1:2 und wir nehmen drei Punkte mit nach Berlin.
Titelbild: © Maryam Majd/Getty Images