Die neue Bundesliga-Saison steht in den Startlöchern und mit dem SC Freiburg kommt zu Beginn ein Gegner, bei dem eine neue Ära ansteht. Wie die Lage bei den Breisgauern ist, beschreibt uns Fabi vom SC Freiburg-Fanclub Freiburger Botschaft zu Stuttgart.
Rund um den Brustring: Neue Saison und Beginn einer neuen Ära: Nach 5843 Tagen Christian Streich als Cheftrainer steht mit Julian Schuster ein neuer Mann an der Seitenlinie. Denkst Du der Zeitpunkt war zu spät, zu früh oder genau richtig?
Fabi: In Freiburg kann man ja durchaus den Personalentscheidungen vertrauen, da lief in den letzten Jahren sehr viel richtig. Streich hat während der Saison mehrfach angedeutet, wieviel Kraft ihn die Arbeit als Cheftrainer gekostet hat und dass man von Jahr zu Jahr schaut, ob die Energie für ein weiterhin reicht. Dass er aufhört ist schade, aber letztlich hatte man vereinsintern gute Optionen für eine Nachfolge und hat es als richtigen Zeitpunkt angesehen.
Ich hatte anfangs mit Thomas Stamm gerechnet, der in der zweiten Mannschaft sehr gute Arbeit geleistet hat. Julian Schuster war seit 2018 Verbindungstrainer zwischen den Profis und den Nachwuchsteams (U23,U19) und konnte dabei viele Einblicke in den Ablauf des Profigeschäfts erhalten. Ob das ausreicht oder noch zu früh ist, wird man sehen.
Was erwartest Du vom neuen Trainer?
Aus der Vorbereitung lässt sich bislang als größte Veränderung erkennen, dass Schuster ein deutlich aktiveres Pressing gegen den Ball spielen lässt. Bis zuletzt hat der SC eher aus einer Kompaktheit heraus verteidigt und stand etwas tiefer. Die Formation hat sich leicht verändert.
Zudem kamen vielversprechende Nachwuchsspieler zum Einsatz, die bisher gute Leistungen gezeigt haben. Ich würde mir wünschen, dass er mutig in seinen Entscheidungen bleibt und den Freiburger Weg weiterführt. Das Vertrauen in die Arbeit und die Entscheidungen des Trainerteams ist ja bekanntermaßen in Freiburg vorhanden 😊
Wie würdest Du ihn charakterlich bzw. fußballphilsophisch beschreiben?
Bereits als langjähriger Spieler beim SC war Julian Schuster sehr beliebt, auch da er sich sehr mit der Philosophie und den Werten des Vereins identifiziert hat. Unter anderem soll dieses Kriterium neben seinem Fachwissen und seiner Persönlichkeit zu der Entscheidung für ihn als Cheftrainer geführt haben. In den Interviews und Pressekonferenzen kommt er mir bisher sehr sachlich und unaufgeregt vor.
Kannst Du kurz für uns beschreiben, was sich am Kader der Breisgauer verändert hat?
Wir haben mit Eren Dinkci und Patrick Osterhage zwei bundesligaerfahrene Spieler holen können, die super in das neue Spielsystem des SC passen. Osterhage hat sich direkt in die Startelf gespielt, bei Dinkci muss man noch etwas abwarten, er hat aufgrund einer Verletzung einen Teil der Vorbereitung verpasst.
Mit Max Rosenfelder (IV) und Bruno Obgus (RV) haben zwei Nachwuchsspieler ihr Pflichtspiel-Debüt im Pokalspiel gegeben. Berkay Yilmaz und Johan Manzambi sind ebenfalls in den Profikader aufgerückt. Abgänge haben wir bis auf bereits letztes Jahr verliehene Spieler wie Keven Schlotterbeck keine. Krankheitsbedingt fehlt vorerst auch Noah Atubolu. Mit Flo Müller haben wir jemanden, der bei uns schon sehr gut funktioniert hat, daher mache ich mir wenig Sorgen.
Nach zwei Jahren Europacup wird der SCF nur national verreisen, seid ihr enttäuscht oder seid ihr froh, dass ihr nicht in den Abstiegskampf gerutscht seid?
Natürlich war am 34. Spieltag die Enttäuschung groß, besonders weil man eigentlich genug Möglichkeiten hatte, aus eigener Kraft die erneute Qualifikation für internationale Wettbewerbe zu schaffen. Es war etwas ganz besonderes, Fußball in anderen Ländern erleben und dann auch noch den eigenen Verein sehen zu dürfen. Wir waren ja für unsere Verhältnisse auch ziemlich erfolgreich.
Mittlerweile denke ich, dass es mit einem neuen, jungen Trainer vielleicht besser ist, sich auf zwei Wettbewerbe zu konzentrieren und dort dann auch bestmöglich abzuschneiden. Wir haben zum Glück in der letzten Saison frühzeitig genug Punkte geholt. Mit den zahlreichen Verletzungen in der Rückrunde hatten wir es nicht einfach, so groß war der Abstand nach unten nicht.
Wie sind die Erwartungen an die neue Saison? Ist Europa ein Ziel?
Der Verein wird sich keine hohen Ziele stecken und das ist auch gut so. Wichtig ist, gut in die Saison zu kommen, um in Ruhe arbeiten zu können. Es wird weiterhin dabei bleiben, die Klasse halten zu wollen. Je früher das Ziel erreicht ist, desto besser, erst dann schauen wir in der Tabelle nach oben.
Euer Männer-Team spielt seit drei Jahren nicht mehr im Dreisamstadion, sondern im neuen Europa-Park-Stadion. Fühlt man sich da mittlerweile heimisch oder hat man noch “Heimweh”?
Die erfolgreichen Saisons haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, dass der Wechsel in das neue Stadion sehr gut angenommen wurde. Der Verein ist wirtschaftlich gewachsen, die Mitgliederanzahl gestiegen, daher haben sich auch die 10.000 Plätze mehr im Europapark-Stadion sicher gelohnt, der Heimbereich war immer ausverkauft. Die Stimmung im Stadion ist immer gut und so wie ich gehört habe, soll auch das Sichtfeld im Gästebereich besser sein. Soll ja wirklich jeder sehen, wenn der SC trifft😉
Ein paar Veränderungen am Stadion kommen im Austausch mit den Fans immer noch hinzu.
Beim VfB herrscht nach einer historischen Saison ein Umbruch statt. Denkst du wir können uns im oberen Tabellenbereich etablieren oder geht es wieder runter?
Beim Kirmespokal hat man ja gesehen, dass der VfB an die Leistungen der letzten Saison anknüpfen kann. Union ist ja letztes Jahr unter anderem eingebrochen, weil sie ihre Spielweise verändert haben. Ich sehe den VfB als so stabil an, dass ich nicht glaube, dass es arg weit nach unten gehen wird. Demirovic mag ein anderer Spielertyp sein, Qualität ist aber meiner Meinung nach sowohl auf der Stürmer-Position, als auch in der veränderten Innenverteidigung vorhanden.
Zum Schluss, die Frage aller Fragen. Freiburg gegen Stuttgart, Derby ja oder nein?
Derby!
Dein Tipp/Gefühl für das Spiel?
Viele Tore — hoffentlich mit dem glücklich Ende für den SCF. Auf ein gutes, faires Spiel!
Vielen Dank und auf ein gutes Spiel!
Titelbild: © THOMAS KIENZLE/AFP /AFP via Getty Images