Vom Auswärtssieg beim italienischen Rekordmeister zum Heimspiel gegen den Aufsteiger. Das ist nur auf dem Papier eine leichte Übung. Aber auch eine Chance.
Der Sieg am Dienstagabend ist immer noch nicht raus aus dem Kopf. Zumindest nicht aus meinem. Aus denen der Spieler hoffentlich schon, denn die Herausforderungen, die ein Heimspiel gegen einen sieglosen Aufsteiger für die mentale Herangehensweise bedeutet, ist nicht zu unterschätzen. Natürlich wird auch im Neckarstadion die Stimmung genauso prächtig sein wie im Gästeblock des Juventus Stadiums. Aber Kiel kann sich solche eine fahrlässige Leistung wie die von Juventus nicht leisten, auch weil die eigene Qualität in der Abwehr und vor allem im Tor nicht mit der der Turiner zu vergleichen ist. Wo die italienische Mannschaft aber auf ihre Qualität vertraute, wird die KSV mit Sicherheit viel Zweikampfbereitschaft in die Waagschale werfen.
Und dennoch glaube ich, dass das nicht reichen wird, wenn die Mannschaft in der Lage ist, sich für dieses Spiel genauso heiß zu machen wie vor dem Highlight-Spiel in der Königsklasse. Die von Sebastian Hoeneß angekündigte Rotation wird sicherlich dabei helfen, Einwechselspieler für einen Kampf um einen Startplatz zu motivieren, gleichzeitig dürften Spieler, die in Turin auf dem Feld stehen, aus diesem Spiel Kraft und Selbstvertrauen ziehen. Und damit kommen wir zur
Personalsituation
Die größte Neuigkeit von der freitäglichen Pressekonferenz war, dass Angelo Stiller sich den Finger gebrochen hat und gegen Kiel mit Schiene auflaufen wird. Chris Führich steht wieder im Kader, Niko Nartey und Ameen Al-Dakhil hingegen werden am Sonntag für die zweite Mannschaft gegen Aue auflaufen. Außerdem fehlen natürlich die Langzeitverletzten.
Mögliche Startaufstellung
Rouault könnt eine Pause bekommen und Chase nach mehreren Einwechslungen einen Platz in der Startelf. Vorne ist noch das meiste Rotationspotenzial. Leweling hat auch wegen des Länderspieleinsatzes viele Minuten gemacht zuletzt, Führich könnte gegen Ende mit Speed von der Bank kommen. Touré dürfte starten, je nach Spielverlauf kann Millot auch ein wenig geschont werden, erst recht dann am Dienstag gegen Kaiserslautern.
Statistik
Erst zum fünften Mal spielen beide Vereine gegeneinander. In der letzten Zweitliga-Saison verlor der VfB bekanntermaßen beide Partien auf haarsträubende Weise, der einzige Sieg gegen Kiel konnte 2015 im Pokal gefeiert werden. Holstein ist aktuell Vorletzter mit nur zwei Punkten, von denen einer immerhin gegen Leverkusen geholt werden konnte. Zudem haben sie die meisten Gegentore der Liga kassiert und sind als einziges Team neben dem VfL Bochum noch sieglos. Zudem lassen sie bisher mit 48 auch ligaweit die meisten Schüsse aufs Tor zu, Torhüter Timo Weiner gibt bei einer post shot xG-Differenz von knapp ‑5 auch keine gute Figur im Ligavergleich ab. Vier der neun geschossenen Tore gehen auf das Konto von Shuto Machino. Im Offensivspiel setzen sie vor allem auf Flanken in den Strafraum, davon schlagen sie ligaweit die sechstmeisten. Bei Sprints und intensiven Läufen liegt Kiel erwartungsgemäß in der Spitzengruppe.
Fazit
Wie schon oben, aber leider auch vor anderen Spielern schon gesagt: Der VfB muss seine Qualität und das richtige Mindset auf den Platz bringen, dann können dieses Spiel und das anstehende Pokalspiel gegen Zweitligist Kaiserslautern mental einen richtigen Push vor den beiden Spielen gegen die letztjährigen Europa League-Finalisten Leverkusen und Bergamo geben können. Auf der anderen Seite kann man sich einen Punktverlust in diesem Spiel fast nicht erlauben, weil leichter wird es wie eben beschrieben in den kommenden Wochen nicht. Ich erwarte gegen Kiel kein Spektakel. Konzentration und drei Punkte sollten aber drin sein.
Titelbild: © Stuart Franklin/Getty Images