Nach dem Gastauftritt beim Champions League-Sieger Real Madrid, kommt der Champion League-Finalist Borussia Dortmund zu Besuch. Mit dabei drei alte Bekannte, von denen einer möglicherweise nicht willkommen sein wird.
Trotz 1:3‑Niederlage im Bernabeu herrscht schon wieder ein gewisser Grad an Euphorie beim VfB und seinen Fans. Erster Sieg in der Liga, Comeback auf der größten europäischen Bühne und teuer verkauft gegen den Titelverteidiger Real Madrid. Auch die Comebacks des französischen Innenverteidiger-Duos Rouault und Zagadou geben der Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison zusätzlich Rückenwind. Doch kommt mit dem BVB — ich weiß, ähnliches habe ich letzte Woche behauptet — die schwerste Aufgabe der bisherigen Bundesliga-Saison. Denn uns erwartet nicht nur ein Gegner auf europäischen Top-Niveau, es wird auch ein emotionales Spiel.
Zum Einen kommt Rekord-Torschütze Serhou Guirassy zurück an den Neckar, der wahrscheinlich mit Danksagungen und Blumen begrüßt wird, zum Anderen kommt auch der ehemalige Kapitän Waldemar Anton zurück an die Mercedesstraße. Letzterer hatte schon beim EM-Spiel in Stuttgart einen Vorgeschmack erhalten, was ihn möglicherweise erwarten könnte: Buhrufe und Pfiffe bei jeder Ballberührung. Es gibt ja bekanntlich Dortmund-Fans, die nicht verstehen können warum VfB-Fans einen solchen Groll gegen Anton pflegen. Ist ja nicht das erste Mal, dass ein Spieler den VfB als Sprungbrett benutzt? Ironischerweise waren das vermutlich die gleichen BVB-Fans, die dafür gesorgt haben, dass Mario Götze sich 2013/2014 sich im Spielertunnel statt vor der Dortmunder Südtribüne aufwärmen musste. Aber ich schweife ab. Der BVB hat wie Stuttgart einen ähnlichen, vielleicht sogar größeren Umbruch durchführen müssen. Viele bekannte Gesichter wie Reus, Hummels und Terzic haben den Verein verlassen (müssen) und zahlreiche neue Spieler sollen die entstandenen Lücken fühlen. Mit Sahin wird ein neuer Fußball an den Borsigplatz gebracht, weg vom biederen Defensivfußballs Terzics zu einem ballbesitzorientierten Fußball. Bis jetzt auch mit Erfolg. Dortmund ist diese Saison noch ungeschlagen und musste lediglich in Bremen die Punkte teilen.
Nichtdestotrotz kann ich verstehen, wieso der VfB dennoch als — zumindest den Wettquoten zufolge — Favorit in das Spiel geht. Wir haben die letzten drei Duelle gewonnen, das Lazarett lichtet sich, die Mannschaft findet langsam ihren Rhythmus und man spielt zuhause im Neckarstadion. Dortmund gibt ebenfalls ein paar Argumente dafür. Ab und an leidet Dortmund noch an der Inkonstanz aus vergangener Saison. Gegen Heidenheim hätte man fast noch die 2:0 Führung aus der Hand gegeben, die Bremer konnten die Überzahlsituation nicht nutzen und Brügge litt Mittwochabend unter Chancenwucher.
Wir sind also nicht chancenlos. So einfach wie letztes Jahr werden es uns die Borussen aber nicht machen.
Personalsituation
Die gute Nachricht ist, dass Nartey und Neuzugang Al-Dakhil womöglich ab nächster Woche wieder zur Verfügung stehen. Auch Stergiou befindet sich im Aufbautraining und könnte somit nächste Woche eine Option sein. Gerade für Nartey freut es mich. Ich hoffe sehr ihn nochmal im VfB-Trikot spielen zu sehen, auch wenn er aufgrund der fehlenden Spielpraxis und des Trainingsrückstands keine Bäume ausreißen wird. Gegen den BVB fallen beide jedoch noch aus. Zu den Verletzten kommt auch Justin Diehl hinzu, der sich beim U21-Spiel die Schulter ausgekugelt hat.
Mögliche Startelf
Im Prinzip die gleiche Startelf, wobei wahrscheinlich Chase für Rouault reinrotiert wird, um den gerade erst fit gewordenen Franzosen ein bisschen zu entlasten. Eventuell könnte auch Zagadou reinrutschen, aber ich glaube für ihn kommt die Startelf noch zu früh. Vorne könnte Demirovic statt Undav starten und Rieder Führich ersetzen.
Statistik
In 108 Bundesliga-Duellen konnte der VfB dank den zwei Siegen in der vergangenen Saison im direkten Duell die Führung übernehmen. Mittlerweile steht es 42:41 Siege pro Schwaben. Nur die Torbilanz ist mit ‑8 pro Dortmund. 28 der 42 Siege konnte der VfB im heimischen Neckarstadion holen, auch wenn Heimsiege gegen die Schwarzgelben zuletzt eine Rarität waren. Neben dem Sieg in der letzten Saison konnte der VfB zuletzt 2017 und 2010 dreifach punkten. Trotz des offensiven Ansatzes von Sahin ist Dortmund defensiv sehr stark. Mit nur zwei Gegentreffern ist man nach Union Berlin die stärkste Defensive der Liga. Das liegt nicht nur am starken Ex-VfBler Gregor Kobel im Tor, sondern auch daran, dass der BVB so gut wie nichts zulässt. Sie lassen die wenigstens xGoals zu und haben zusammen mit den Bayern die wenigstens Torschüsse zugelassen.
Fazit
Es wird ein schwieriges und emotionales Spiel für den VfB. Der BVB kommt mit neuer Stärke und neuen Selbstvertrauen nach Stuttgart, während der VfB gerade erst zur Form findet. Ich denke unsere Siegesserie gegen Dortmund wird reißen und wir gehen ohne Punkte aus dem Spieltag.
Titelbild: © Alexander Hassenstein/Getty Images