Rund um das nächste Spiel — Interview mit dem Holstein Kiel-Blog Calcio Culinaria Kiel

Am Sams­tag bestrei­tet der VfB sein ers­tes Pflicht­spiel 2015/2016, im DFB-Pokal bei Hol­stein Kiel  Der Ver­ein und die Stadt Kiel wer­den für vie­le VfB-Fans Neu­land sein. Rund um den Brust­ring hat sich daher aus ers­ter Hand infor­miert, und zwar beim Hol­stein Kiel-Blog Cal­cio Culi­na­ria Kiel. Ein Gespräch über Fuß­ball, Essen und Kiel.

Cal­cio Culi­na­ria Kiel beschäf­tigt sich mit Hol­stein Kiel, Essen und Ground­hop­ping. Eine inter­es­san­te Mischung, die davon zeugt, dass die Autoren die­ses Blogs auch durch­aus über den Tel­ler­rand schau­en. Gleich­zei­tig sind sie natür­lich als Fans Exper­ten zu allem, was den kom­men­den Geg­ner des VfB und das kom­men­de Rei­se­ziel der VfB-Fans angeht. Ich habe die Kie­ler per E‑Mail um ein Blog-zu-Blog-Inter­view gebe­ten, dabei sind vie­le inter­es­san­te Infor­ma­tio­nen und Tipps rund um das Pokal­wo­chen­en­de her­aus­ge­kom­men.

Rund um den Brust­ring: Erzähl mal etwas über euren Blog. Wie seid Ihr auf den Namen gekom­men? War­um befasst Ihr euch außer mit Hol­stein auch noch mit Hop­ping und Ess­kul­tur?

Cal­cio Culi­na­ria Kiel: Cal­cio Culi­na­ria beschreibt im Grun­de die bei­den Sachen, die wir lie­ben. Den Fuß­ball und alles kuli­na­ri­sche. War­um wir das bei Grün­dung 2010 nun aus­ge­rech­net ins Ita­lie­ni­sche über­setzt haben, ist nicht mehr über­lie­fert. Ver­mut­lich weil es ein­fach gut klingt.

Zum Hop­pen sind wir gekom­men, weil wir über die Spie­le von Hol­stein hin­aus ein­fach mehr Fuß­ball erle­ben woll­ten. Rei­sen, Sta­di­en erkun­den und die jewei­li­ge Fuß­ball­kul­tur auf­sau­gen.

Und die Ver­pfle­gung im Sta­di­on ist ein nicht unbe­deu­ten­der Teil der Fuß­ball­kul­tur. Man freut sich immer, wenn man über den Fuß­ball mit regio­na­len Spe­zia­li­tä­ten in Berüh­rung kommt. So gese­hen, sind Sta­di­en auch immer eine Art Visi­ten­kar­te der Regi­on. Gera­de da hat­ten wir im Hol­stein-Sta­di­on Ver­bes­se­rungs­be­darf.

RudB: Dar­an anschlie­ßend: Was ist das Beson­de­re am Hol­stein-Sta­di­on und auf wel­che kuli­na­ri­schen Köst­lich­kei­ten kön­nen sich die VfB-Fans freu­en?

CCK: Unser Sta­di­on ist an man­chen Stel­len gänz­lich unper­fekt. Der Gäs­te- und der angren­zen­de Block bil­den noch den ein­zi­gen ver­blie­be­ne Teil des alten Ovals. Die Haupt­tri­bü­ne wur­de 1950 eröff­net, die zweck­mä­ßi­ge Stahl­rohr­kon­struk­ti­on ersetz­te 2006 die alten Tra­ver­sen der West- und Nordtribüne.In den letz­ten Jah­ren wur­de viel Flick­werk betrie­ben um die Auf­la­gen zu erfül­len. Aber Hol­stein spielt seit 1911 an glei­cher Stel­le. Es ist unse­re Hei­mat und wir möch­ten es nicht mis­sen.

Seit die­ser Sai­son haben wir einen neu­en Cate­rer im Sta­di­on. Bei einem ers­ten Pro­be­es­sen beim Spiel gegen die Zwo­te von Mainz wur­den die Wurst und die Fri­ka­del­le schon mal für gut befun­den. Kuli­na­risch her­aus­ste­chen tut die Ver­pfle­gung bei uns aller­dings nicht. Es bleibt abzu­war­ten, ob der Cate­rer noch­mal etwas nach­ge­legt bei der Viel­falt, wenn erst­mal alles läuft. Aber Ihr wer­det dafür wohl lei­der zu früh bei uns zu Gast sein.

Beim Bier wür­den wir uns lie­ber eine regio­na­le Mar­ke wün­schen, statt des nicht bei allen belieb­ten War­stei­ners. Aber die Spon­so­ren­ver­trä­ge geben das lei­der nicht her.

RudB: Was gibt es Inter­es­san­tes über die Fan­sze­ne in Kiel zu berich­ten?

CCK: Die Fan­sze­ne in Kiel hat sich nach den letz­ten Jah­ren end­lo­ser Tour über die Dör­fer rela­tiv gut ent­wi­ckelt. Wir gehö­ren sicher­lich nicht zu den Zug­pfer­den der Drit­ten Liga. Den einen oder ande­ren Auf­tritt wird man aber sicher auch bun­des­weit wahr­ge­nom­men haben. Die Aus­wärts­zah­len sind trotz der wei­ten Fahr­ten durch­aus für uns zufrie­den­stel­lend. Abge­se­hen von dem Fina­le der letz­ten Sai­son (Bie­le­feld, Duis­burg und 1860 waren schon ech­te Aus­nah­me­si­tua­tio­nen) gab es auch vie­le ande­re High­lights. Dabei ste­chen beson­ders die Extrem­di­stan­zen nach zum Bei­spiel Unter­ha­ching (ca. 150 Gäs­te) oder Groß­as­pach (ca. 250 Gäs­te und Cho­reo) her­aus.

Die expo­nier­te Lage Kiels führt dazu, dass schon Spie­le in Ros­tock oder Osna­brück als „Nach­bar­schafts-Duel­le“ bezeich­net wer­den. Eine Ein­grup­pie­rung in das däni­sche Ligen­sys­tem wür­de Vie­les ein­fa­cher machen. 😉

RudB: Wie war die Reak­ti­on in Kiel auf die Aus­lo­sung im DFB-Pokal? Was für ein Image hat der VfB bei Euch in der Gegend?

CCK: In Kiel wird der VfB als Tra­di­ti­ons­ver­ein wahr­ge­nom­men, der trotz der durch­wach­se­nen Leis­tung der letz­ten Jah­re nicht an Attrak­ti­vi­tät ver­lo­ren hat. Vie­le, vor allem die jün­ge­ren Zuschau­er haben ja noch kei­ne Begeg­nung gegen den VfB im Hol­stein-Sta­di­on erlebt.

Bei der Aus­lo­sung hofft man natür­lich immer auf einen inter­es­san­ten Ver­ein, gegen den noch nicht beson­ders häu­fig gespielt wur­de, der eine Fan­sze­ne mit gutem Namen mit­bringt und viel­leicht an einem außer­or­dent­lich guten Tag schlag­bar ist. Zumin­dest in der Theo­rie. Die­se Attri­bu­te bringt Stutt­gart auf jeden Fall mit. Ob Letz­te­res auch nur im Ansatz zutrifft, wer­den wir dann ja schon sehen.

RudB: Wie lief Eure Sai­son­vor­be­rei­tung?

CCK: Ehr­lich gesagt kata­stro­phal. Nach dem ver­pass­ten Auf­stieg fand mit­hil­fe der Neu­ver­pflich­tun­gen ein rela­tiv deut­li­cher per­so­nel­ler Schnitt statt. Die­ser soll­te dazu füh­ren, dass das Niveau sowohl in der Brei­te, als auch in der Spit­ze steigt. Die kur­ze Som­mer­pau­se (eine Woche weni­ger als die übri­gen Dritt­li­gis­ten) wur­de dann von einer Viel­zahl klei­ne­rer und grö­ße­rer Ver­let­zun­gen geprägt. In kei­nem Test­spiel — eigent­lich noch nicht ein­mal in auf­ein­an­der­fol­gen­den Trai­nings­ein­hei­ten — stand das sel­be Per­so­nal auf dem Rasen. Zum ers­ten Sai­son­spiel gegen Mainz waren wir von daher noch weit ent­fernt von einem ein­ge­spiel­ten Team.

Das wah­re Poten­ti­al des Teams wird sich wohl erst in den kom­men­den Spie­len zei­gen.

RudB: Wie ist die Stim­mung in Kiel nach dem ver­pass­ten Auf­stieg und den ers­ten bei­den Spie­len in der drit­ten Liga?

CCK: Der Sta­chel sitzt bei einer Viel­zahl von Fans noch tief. Spä­tes­tens ab April schwamm ganz Kiel ein­fach auf einer Eupho­rie­wel­le. Und die­se gip­fel­te im Rück­spiel in der Alli­anz­are­na. Dem­entspre­chend war das „Auf­schla­gen auf dem Boden der Tat­sa­chen“ nach Abpfiff natür­lich sehr hart. Die holp­ri­ge Vor­be­rei­tung, das ver­lo­re­ne Lan­des­po­kal­fi­na­le gegen Lübeck und die Klat­sche im Auf­takt gegen Mainz haben die Auf­bruchs­stim­mung in die neue Sai­son natür­lich noch etwas gedämpft. Aber spä­tes­tens nach unse­rem Aus­wärts­sieg in Hal­le, wo man deut­li­che Anknüp­fungs­punk­te an die guten Spie­le der ver­gan­ge­ne Sai­son erken­nen konn­te, blickt man mit Zuver­sicht nach vor­ne.

RudB: Wie hat sich Eure Mann­schaft im Ver­gleich zur letz­ten Sai­son ver­än­dert? Was ist das aus­ge­ge­be­ne Sai­son­ziel, bzw. was seht Ihr als rea­lis­tisch an?

CCK: Wie schon oben erwähnt, gab es einen deut­li­chen Umbruch im Kader. Leis­tungs­trä­ger wie Rafa­el Kazi­or (Wer­der II) und Mik­kel Ven­del­bo (Sil­ke­borg IF) sind gegan­gen. Die Her­aus­for­de­rung für das Trai­ner­ge­spann war, nicht nur adäqua­ten Ersatz zu fin­den, son­dern die Gesamt­qua­li­tät des Kaders wei­ter zu stei­gern. Wir den­ken, dass ist ganz gut gelun­gen, auch wenn noch nicht alle Neu­zu­gän­ge ihr Poten­ti­al voll abru­fen konn­ten, bzw. sich noch im Laza­rett befin­den.

Ein ein­stel­li­ger Tabel­len­platz ist das, was erwar­tet wird. Natür­lich wird sich kei­ner Beschwe­ren, wenn am Ende mehr bei her­aus­springt. Bloß Platz drei muss nicht sein. Das machen unse­re Ner­ven nicht wie­der mit. 😉

RudB: Wie kann Hol­stein den VfB schla­gen? Vor wel­chem Spie­ler muss sich unse­re Elf in acht neh­men?

CCK: Das wer­den wir Euch doch nicht ver­ra­ten. 😉

Aus unse­rer Sicht ist es natür­lich schwer zu beur­tei­len, zu was der VfB am kom­men­den Sams­tag in der Lage sein wird. Uns ist jedoch klar, dass wir gegen einen Bun­des­li­gis­ten spie­len und die­ser nur zu schla­gen ist, wenn Hol­stein einen beson­ders guten und Stutt­gart einen mie­sen Tag erwischt. Nichts­des­to­trotz wird unse­re Mann­schaft ohne über­trie­be­ne Ehr­furcht und moti­viert ins Spiel gehen.

Schon in der letz­ten Sai­son taten wir uns schwer, ein­zel­ne Spie­ler her­vor­zu­he­ben. Denn die geschlos­se­ne Mann­schafts­leis­tung hat­te einen bedeu­ten­den Anteil am Erfolg. Und genau das konn­ten wir nun in Hal­le wie­der beob­ach­ten.

RudB: Vie­le VfB-Fans wer­den wahr­schein­lich das gan­ze Wochen­en­de im Nor­den ver­brin­gen. Was gibt es in Kiel — und Umge­bung — zu sehen und zu besich­ti­gen?

CCK: Da wir am Wochen­en­de Bom­ben­wet­ter bekom­men sol­len, ist ein Besuch am Strand schon fast Pflicht­pro­gramm. Wer lie­ber auf dem Was­ser sein will, dem emp­feh­len wir eine Tages­kar­te für die KVG. Denn der Kie­ler Nah­ver­kehr erstreckt sich nicht nur auf die Stra­ße, son­dern auch auf die Ost­see. Mit klei­nem Bord­zu­schlag kann man, wenn man will, den gan­zen Tag die För­de auf und ab schip­pern. Dabei lohnt es sich zum Bei­spiel in Laboe von Bord zu gehen. Am Ende des Anle­gers gibt es her­vor­ra­gen­de Fisch­bröt­chen. Und wer hoch hin­aus will, kann die 341 Trep­pen­stu­fen des Mari­ne-Ehren­mals erklim­men (oder wahl­wei­se den Fahr­stuhl neh­men) und wird mit einem tol­len Blick über die Kie­ler För­de belohnt.

Die Kie­ler Innen­stadt ist im Krieg lei­der stark in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wor­den und aus heu­ti­ge Sicht sehr lieb­los wie­der auf­ge­baut. Wer trotz­dem geschicht­lich Inter­es­san­tes sehen will, der kann zum Bei­spiel ins Frei­licht­mu­se­um nach Molf­see.

Ansons­ten emp­feh­len wir unse­ren Kiel Gui­de auf calcio-culinaria.de

RudB: Pas­send zu Eurem Namen: Wo kann man in Kiel gut essen gehen?

Fisch ist glück­li­cher­wei­se an eini­gen Buden in Kiel ange­kom­men wie zum Bei­spiel am Boots­ha­fen, in Laboe oder auch die „Fisch­bar“ am Lan­des­haus. Ansons­ten kön­nen wir einen Aus­flug nach Gaar­den emp­feh­len, wo vie­le klei­ne tür­ki­sche Restau­rants und Imbis­se Grill­spe­zia­li­tä­ten und ande­re köst­li­che Gerich­te zu fai­ren Prei­sen anbie­ten. Eine sta­di­on­na­he Piz­za zum güns­ti­gen Preis gibt’s bei Piz­za World in der Ols­hau­sen­stra­ße 77.

Auch hier mehr im Kiel Gui­de.

RudB: Was hat es mit den Gut­schei­nen auf den Ein­tritts­kar­ten auf sich?

Das sind Rabatt­cou­pons für ver­schie­de­ne Kie­ler Läden. Ob Shop­ping im Cit­ti­park, eine Tüte Bröt­chen oder eine Auto­wä­sche, ein Blick auf die Ein­tritts­kar­te lohnt sich da viel­leicht.

Ver­kehrs­tech­nisch dient die Ein­tritts­kar­te am Spiel­tag auch als Bahn­ti­cket ab unter Ande­rem dem Ham­bur­ger Haupt­bahn­hof bis nach Kiel sowie für die bereits oben erwähn­te Fäh­ren.

RudB: Was ist Euer Tipp fürs Spiel?

CCK: Da sind wir ein biss­chen aber­gläu­bisch und tip­pen nur ungern. Natür­lich ist der Bun­des­li­gist der Favo­rit, aber Kiel hat in der Sai­son 2011/2012 schon ein­mal bewie­sen, was als unter­klas­si­ger Ver­ein mög­lich ist.

Auf jeden Fall hof­fen wir, das Spiel span­nend zu gestal­ten und freu­en uns auf die Begeg­nung.

RudB: Lie­bes Cal­cio Culi­na­ria Kiel, vie­len Dank fürs Gespräch und bis Sams­tag!

Cal­cio Culi­na­ria Kiel fin­det ihr auch bei Face­book und bei Twit­ter. Wenn Ihr euch noch wei­ter über Kiel infor­mie­ren wollt, schaut euch unbe­dingt den Kiel-Gui­de auf ihrem Blog an.

1 Gedanke zu „Rund um das nächste Spiel — Interview mit dem Holstein Kiel-Blog Calcio Culinaria Kiel“

Schreibe einen Kommentar zu ein Informierter Antworten abbrechen