Endlich ist es soweit: Der VfB kehrt zurück auf die internationale Bühne und trifft zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in einem Pflichtspiel auf Real Madrid.
4.037 Tage oder elf Jahre und 19 Tage ist es her, dass der VfB zum letzten Mal ein Europapokal bestritt. Der späte Ausgleich von Rijekas Mujanovic bedeutete den Beginn einer Auszeit vom internationalen Fußball, die so lang war, wie keine vor ihr. In den 70er und den 90ern mussten die VfB-Fans schon mal fünf Jahre auf eine Rückkehr aufs europäische Parket warten — aber geschlagene elf Jahre?! Unvorstellbar. Noch länger ist der in der VfB-Historie nicht besonders häufige Auftritt in der Champions League her, nämlich genau 14 Jahre und 6 Monate. Wobei uns nach einem Jahrzehnt des Niedergangs und der Schmerzen wahrscheinlich jeder Europapokal recht gewesen wäre. Dass sich der VfB endlich wieder mit den Besten Europas messen kann, ist aber natürlich der verdiente Lohn für eine fabelhafte Saison und die Vizemeisterschaft. Ich war damals im Februar 2010 beim Hinspiel gegen Barcelona im Stadion und kann mich noch gut daran erinnern, wie die Champions League-Hymne zum Einlauf unserer Spieler erklang. Für viele VfB-Fans ist das aber eine völlig neue Erfahrung, vielleicht neben vielen spannenden Spielen einer der Höhepunkte ihrer bisherigen Fankarriere. Für mich ist es eine Reise zurück in eine Zeit, als die Teilnahme am internationalen Geschäft eine derartige Selbstverständlichkeit war, dass man mitunter nicht einmal das Stadion voll bekam und ein Mittelfeldplatz in der Bundesliga eine Enttäuschung war. Dass wir nach zwei Abstiegen und zwei Last-Minute-Rettungsaktionen wieder dorthin zurückkehren, ist keine Selbstverständlichkeit und dementsprechend groß ist die Euphorie. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Der VfB, der VfB, der VfB ist wieder da!
Und nach dem spät erarbeiteten Sieg in Mönchengladbach können wir dieses Spiel und alles drumherum auch in vollen Zügen genießen. Dazu passt auch die
Personalsituation
die Trainer Sebastian Hoeneß auf seiner ersten Champions League-Pressekonferenz bekannt gab. Lediglich Leonidas Stergiou und Ameen Al-Dakhil fehlen, alle anderen für diesen Wettbewerb gemeldeten Akteure sind spielbereit. Was für Hoeneß bei der
Möglichen Startaufstellung
vor die Qual der Wahl stellt. Mein Vorschlag:
Millot und Führich, in Gladbach von der Bank gekommen, rotieren wieder in die Startelf. In der Innenverteidigung verdrängt der nach seiner Einwechslung stark agierende Rouault den jungen Anrie Chase.
Statistik
Es ist wie gesagt das erste offizielle Aufeinandertreffen der beiden Vereine, zuvor gab es nur zwei Freundschaftsspiele. Zu Real Madrid muss ich eigentlich keine Statistiken bemühen. Die Madrilenen sind sowohl Rekordsieger als auch Titelverteidiger des Wettbewerbs. Real steht in La Liga mit 11 Punkten nach fünf Spielen auf Platz 3, am treffsichersten zeigte sich bisher Kylian Mbappé mit drei Toren. Interessanterweise waren 4 der bisherigen 9 Saisontore Elfmeter, so auch am vergangenen Samstagabend beim 2:0‑Sieg gegen Real Sociedad San Sebastian.
Fazit
Der VfB feiert seine Rückkehr nach Europa gegen schwersten Gegner, den man sich aussuchen kann. Mit einem mutigen Auftritt können die Brustringträger im Estadio Santiago Bernabeu weiter Selbstvertrauen sammeln. Mit Madrid ist es bekanntlich noch schlimmer als mit Leverkusen letzte Saison: Irgendwann schlagen die immer zu. Eines hat sich aber in den letzten 14 Jahren nicht geändert. Für uns VfB-Fans ist der Besuch eines Champions League-Spiels weiterhin ein Privileg und ein Feiertag. Lasst ihn uns angemessen feiern!
Titelbild: PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images