Reingekämpft

Dank einer Leis­tungs­stei­ge­rung nach der Pau­se gewinnt der VfB das Heim­spiel gegen Feye­noord und fährt damit einen immens wich­ti­gen Sieg ein. Es scheint, als sei die Mann­schaft end­lich in der Euro­pa League ange­kom­men.

Die­ser Hacken­pass. An der Sei­ten­aus­li­nie, mit dem Rücken zum Spiel­feld und ohne einen Blick dar­auf, wie­viel Gegen­spie­ler auf einen Ball­ver­lust lau­ern. Als ich den am Don­ners­tag­abend sah, hat­te ich schon eine schlim­me Vor­ah­nung, die glück­li­cher­wei­se — mal wie­der — nur ein Vor­ah­nung blieb. Mit 2:0 schlug der VfB den nie­der­län­di­schen Tabel­len­füh­rer aus Rot­ter­dam am Don­ners­tag­abend und das, obwohl es danach lan­ge nicht aus­sah. Denn gera­de in der ers­ten Halb­zeit muss­te man wie am ver­gan­ge­nen Sams­tag in Leip­zig oder vor zwei Wochen in Istan­bul das Gefühl krie­gen, das gewis­se Geg­ner für einen VfB, der nicht wirk­lich alles auf den Platz bringt, eine Num­mer zu groß, zu schnell, zu effi­zi­ent sind. Und gleich­zei­tig stellt sich die Fra­ge, war­um die Mann­schaft im Brust­ring vor die­sen Geg­nern einen sol­chen Respekt zeigt, dass sie kaum in der Lage ist, die­se mit schnel­len Angrif­fen zu über­ra­schen, weil sie den Ball dann sicher­heits­hal­ber doch noch ein­mal quer­spielt.

Gleich­zei­tig muss man fest­hal­ten, dass der VfB am Don­ners­tag­abend ein wei­te­res Heim­spiel ohne Gegen­tor bestritt. Moch­te man das gegen St. Pau­li oder Hei­den­heim noch auf die Schwä­che des Geg­ners schie­ben, so war der Auf­wand, das eige­ne Tor sau­ber zu hal­ten, gegen Feye­noord erheb­lich grö­ßer. Natür­lich wäre es wün­schens­wert, wenn wir geg­ne­ri­sche Angrif­fe schon allein dadurch unter­bin­den, dass wir den Ball nicht so leicht­fer­tig bereits im Mit­tel­feld her­ge­ben oder indem wir nicht sol­che Päs­se wie den ein­gangs beschrie­be­nen spie­len — oder kei­ne Frei­stö­ße auf der Straf­raum­gren­ze ver­ur­sa­chen. Gleich­zei­tig hat der VfB aber erneut bewie­sen, dass er in der letz­ten Rei­he viel weg­ver­tei­di­gen kann, was ja schon Istan­bul die Basis für einen Punkt­ge­winn gewe­sen wäre, aber durch den Schieds­rich­ter und Ange­lo Stil­lers Leicht­sin­nig­keit ver­un­mög­licht wur­de. Am Don­ners­tag war der Schieds­rich­ter zwar auch nicht gera­de auf Sei­ten des VfB son­dern stopp­te durch vie­le unnö­ti­ge Pfif­fe immer wie­der den Spiel­fluß, aber selbst besag­ter Frei­stoß aus 16 Metern fand sein Ziel nicht.

Ein Quäntchen Einsatz und Mut

Auf die­ser Defen­siv­leis­tung konn­te die Mann­schaft auf­bau­en und Rot­ter­dam nach der Pau­se — und der Kor­rek­tur in der Auf­stel­lung vom kurz­fris­tig ein­ge­sprun­ge­nen Vagno­man zu Jamie Lewe­ling — die Gäs­te immer wei­ter hin­ten rein drän­gen, ohne sel­ber in Gefahr zu gera­ten. Ein Punkt wäre eigent­lich schon ein Erfolg gewe­sen, aber als Bil­al El Khan­nouss die Flan­ke des star­ken Lorenz Assi­gnon an die Unter­lat­te wuch­te­te, von der der Ball ins Tor fiel, ras­te­te die Cannstat­ter Kur­ve berech­tig­ter­wei­se kom­plett aus. Denn die Füh­rung hat­te sich abge­zeich­net, durch die Stei­ge­rung, zu der die Mann­schaft nach der Pau­se in der Lage war. Zwar domi­nier­te sie Feye­noord nicht, es war aber genau das Quänt­chen mehr Ein­satz und Mut, das viel­leicht in Istan­bul fehl­te und in die­sem Fall das Spiel in Rich­tung des VfB kip­pen ließ. Der dann, wie so häu­fig nach einem befrei­en­den Tor, rich­tig gut auf­spiel­te und beim nahe­zu per­fekt aus­ge­führ­ten Kon­ter zum 2:0 von Deniz Undav sei­ne gan­ze Qua­li­tät zeig­te. Also doch kein impos­ter syn­drom, ist der VfB in die­ser Sai­son end­lich so rich­tig in Euro­pa ange­kom­men?

Auf jeden Fall hat die Mann­schaft die unnö­ti­ge Nie­der­la­ge in Basel damit wie­der aus­ge­gli­chen und ist vor den rest­li­chen vier Spie­len nur noch zwei Sie­ge von mut­maß­lich für die Teil­nah­me an den Play­offs not­wen­di­gen zwölf Punk­ten ent­fernt. Ihr unter­lau­fen immer noch Pha­sen, in denen sie stark ins Wan­ken gerät und wie in Leip­zig auch mal stol­pert gene­rell zeigt der Trend aber nach oben. Auch wenn er bis Ende des Jah­res mit Spie­len gegen Bay­ern und Dort­mund noch­mal auf die Pro­be gestellt wird. Mit der gegen Rot­ter­dam gezeig­ten Leis­tung der zwei­ten Halb­zeit kön­nen wir aber mit Selbst­ver­trau­en ins Heim­spiel gegen Augs­burg gehen und dann mit einer guten Aus­gangs­po­si­ti­on in allen Wett­be­wer­ben in die Län­der­spiel­pau­se. Es scheint, als hät­te sich die Mann­schaft nicht nur in das gest­ri­ge Spiel rein­ge­kämpft, son­dern so lang­sam auch in die schwie­rig begon­ne­ne Sai­son.

Zum Wei­ter­le­sen: Der Ver­ti­kal­pass lobt: “Dass sie dran blie­ben, dass sie an einen Tref­fer glaub­ten, muss man der Mann­schaft hoch anrech­nen. Die alte Flos­kel “über den Kampf zum Spiel” fällt einem da ein. Aber es gab kein Spiel gegen Rot­ter­dam, nur Kampf. Fast.”

Titel­bild: © Alex­an­der Hassenstein/Getty Images

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