Am vierten Spieltag der Europa League empfängt der VfB Feyenoord Rotterdam im Neckarstadion. Vor dem Duell mit dem niederländischen Tabellenführer sprachen mit dem Podcast Kein Geloel, die uns auch schon bei der Verpflichtung von Ramon Hendriks Rede und Antwort standen.
Rund um den Brustring: Hallo und vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten. Nach drei Jahren ohne Titel hat Feyenoord nacheinander die Eredivisie, den KNVB-Pokal und den Johan-Cruyff-Schild gewonnen. Vor dem Spiel am Donnerstag steht der Klub punktgleich mit dem PSV Eindhoven an der Tabellenspitze. Wie zufrieden seid Ihr mit der aktuellen Situation bei Feyenoord?
Kein Geloel: Wir sind (natürlich) sehr zufrieden mit dem, wie es derzeit läuft. Die vergangene Saison war schrecklich – vor allem wegen der außergewöhnlich vielen Verletzungen. Insgesamt haben wir 39 Spieler eingesetzt. Dadurch haben wir die Qualifikation für die Champions League verpasst, was man rückblickend als ein schwaches Jahr bezeichnen kann. In dieser Saison lautet das Ziel, unter die Top 2 zu kommen und damit die Champions-League-Qualifikation zu erreichen. Momentan sind PSV und Feyenoord klar die beiden besten Mannschaften der Eredivisie. Natürlich wollen wir Meister werden, aber ehrlich gesagt hat PSV den stärkeren Kader und den erfahreneren Trainer – sie bleiben also die Favoriten.
Glaubt Ihr, dass Feyenoord in dieser Saison wieder einen Titel holen kann?
Wir hoffen es sehr. Aktuell stehen wir punktgleich mit PSV da, mit leicht besserer Tordifferenz. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Was sind die Gründe dafür, dass Feyenoord derzeit an der Tabellenspitze steht?
Wir haben aus der letzten Saison gelernt und einen sehr breiten Kader aufgebaut. Im Mittelfeld zum Beispiel haben wir sechs Spieler, die alle den Anspruch hätten, in der Startelf zu stehen.
Robin van Persie, ehemaliger niederländischer Nationalspieler und gebürtiger Rotterdamer, ist seit Februar Cheftrainer. Wie würdet Ihr seinen Spielstil in Bezug auf Taktik und Formation beschreiben – und wie zufrieden seid Ihr mit seiner Verpflichtung?
Robin van Persie hat unter Ferguson, Wenger und auch Arne Slot gearbeitet, als er bereits beim ersten Team aushalf. Sein Stil ist offensiv ausgerichtet – er will das Spiel dominieren. Im Gegensatz zu Slot ist er jedoch etwas pragmatischer und setzt nicht über 90 Minuten auf aggressives Pressing. Stattdessen wählt das Team seine Momente und kann auch damit leben, den Gegner zeitweise den Ball haben zu lassen. In der vergangenen Saison war Van Persie noch „okay“, aber er entwickelt sich deutlich weiter, und der Fußball, den wir aktuell spielen, wird von Woche zu Woche besser.
Ayase Ueda ist mit 13 Toren in elf Spielen Euer bester Torschütze in der Eredivisie. Auf wen sollten wir sonst noch achten?
Ueda ist in herausragender Form. Unser bester Spieler in dieser Saison ist aber wahrscheinlich der neu verpflichtete Mittelfeldspieler Luciano Valente. Er ist ein außergewöhnlicher Akteur – sehr ballsicher, mit hervorragendem Passspiel und dem Spielverständnis, sich in gefährliche Positionen zu bewegen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er in die niederländische Nationalmannschaft berufen wird – oder in die italienische, da seine Eltern Italiener sind.
Was sind die größten Stärken und Schwächen von Feyenoord?
Unsere größte Stärke ist wahrscheinlich die Defensive. Alle Spieler – auch die offensiven – arbeiten konsequent nach hinten. Zusammen mit unserer Kaderbreite ist das unser größtes Plus. Die Schwäche liegt vermutlich in der Physis: Wir haben erneut viele Verletzte und Schwierigkeiten, Spiele am Ende stark zu beenden.
Wie zufrieden seid Ihr mit den Sommertransfers? Ist der Kader stärker als im Vorjahr?
Wir sind sehr zufrieden mit den Neuzugängen. Valente, Steijn, Ahmedhodzic, Bos und Watanabe sind allesamt Stammspieler und haben ihr Potenzial bereits gezeigt. Natürlich gibt es auch Verpflichtungen wie Tengstedt, Borges und Diarra, die bislang keinen großen Einfluss hatten – aber insgesamt war es ein sehr gelungener Transfersommer.
In der Champions-League-Qualifikation ist Feyenoord gegen Fenerbahçe ausgeschieden, gegen die wir kürzlich gespielt haben. Das Rückspiel in Istanbul ging mit 2:5 verloren. Was ist dort passiert?
Ich fürchte, wir wurden „Mourinho’d“. Wir hätten im Hinspiel mehr Tore erzielen müssen, und im Rückspiel hatten wir eine Horrornacht von Lotomba, der drei Gegentore verschuldete. Damit haben wir das Duell verschenkt.
Feyenoord und Stuttgart haben in der Europa League bislang jeweils einen Sieg und zwei Niederlagen. Wie wichtig ist das Spiel am Donnerstag – auch im Hinblick auf die folgenden Partien gegen Celtic, in Bukarest, gegen Graz und bei Betis?
Natürlich hoffen wir, am Donnerstag zu gewinnen. Aber wir wissen, was für ein starkes Team Stuttgart ist. Angesichts der anderen Begegnungen gegen FCSB, Celtic und Sturm sehen wir dieses Spiel allerdings nicht als „Muss-Sieg“. Mit einem Punkt wären wir derzeit durchaus zufrieden.
Eine Niederlage gegen Aston Villa war zu erwarten – aber wie sehr schmerzte die Pleite zum Auftakt in Braga in Hinblick auf die internationalen Ambitionen?
Die Niederlage in Braga war sehr schmerzhaft, vor allem weil sie eigentlich nicht besser waren. Van Persie setzte dort auf viele Reservespieler (wie Tengstedt, Diarra und Borges), und alle haben das Gefühl, dass wir das Spiel leicht gewonnen hätten, wenn Ueda, Read und Watanabe auf dem Platz gestanden hätten.
Vor etwa 25 Jahren trafen Stuttgart und Feyenoord innerhalb von zwei Jahren viermal im UEFA-Cup aufeinander. Auch wenn das schon lange her ist, könnte man es als eine Art Klassiker sehen. Wie blicken Feyenoord-Fans auf Stuttgart?
Wir haben schon mehrfach gegeneinander gespielt, aber es gibt keine besonderen Emotionen gegenüber Stuttgart. Wir respektieren den Verein und freuen uns, dass die Auswärtsfahrt mit dem Auto möglich ist – aber ansonsten haben wir weder besonders positive noch negative Gefühle.
Der ehemalige Feyenoord-Spieler Ramon Hendriks hat sich in Stuttgart zu einem soliden Bundesliga-Verteidiger entwickelt. Wie blickt Ihr heute auf diesen Transfer?
Wir hätten nicht erwartet, dass Hendriks so viele Spiele für Euch machen würde. Er hätte wohl auch bei uns Chancen gehabt, aber alle verstanden seinen Wechsel, da er zuvor eine furchtbare Leihsaison bei Vitesse hinter sich hatte. Wir wünschen ihm alles Gute – außer natürlich am Donnerstag.
Habt Ihr verletzte oder gesperrte Spieler, die am Donnerstag fehlen werden?
Keine Sperren, aber leider ist wieder gefühlt die halbe Mannschaft verletzt: zwei Torhüter (Bijlow und Bossin), einige Verteidiger, zwei Mittelfeldspieler und ein Flügelspieler.
Für viele Stuttgart-Fans ist dies nach über einem Jahrzehnt ohne Europapokal das erste Aufeinandertreffen mit Feyenoord – und vielen anderen europäischen Gegnern. Was können wir vom Auswärtssupport im Neckarstadion erwarten?
Wir werden am Donnerstag laut sein. Feyenoord-Fans reisen überallhin, und der Gästeblock wird komplett gefüllt sein. Wir freuen uns sehr auf das Spiel!
Zum Schluss: Euer Tipp für die Startelf und das Ergebnis?
Vermutete Startelf: Wellenreuther – Read, Ahmedhodzic, Watanabe, Smal – Valente, Timber (oder Hwang), Steijn – Hadj Moussa, Ueda und Sauer.
Tipp: 1:1 (hoffentlich, haha).
Titelbild: © Dean Mouhtaropoulos/Getty Images