Das Spiel in Basel, das zweite in dieser Europapokalsaison, durfte der VfB eigentlich nicht verlieren. Wegen der Tabelle, aber auch wegen der Spielanteile. Der Schweizer Meister hatte gegenüber dem deutschen Pokalsieger aber in entscheidenden Momenten die Nase vorn.
Zum Beispiel darin, dass die Mannschaft der Gastgeber, auch wenn sie lange auf ihren nächsten Titel warten mussten, regelmäßig im internationalen Fußball vertreten ist und sich ja eigentlich für die Qualifikation zur Champions League qualifiziert hatte. Der VfB hingegen machte die gleichen Leichtsinnsfehler und verballerte genau die Chancen, die uns im Frühjahr die Europapokalteilnahme über die Liga kosteten. Man mag darüber schmunzeln, dass der in der Bundesliga fast vergessene Marwin Hitz mit 38 Jahren noch das Tor des FCB hütet und dass Xerdhan Shaqiri immer noch so breit wie hoch ist, aber es waren diese beiden Routiniers, die uns am Ende den Zahn zogen. Mal ganz abgesehen davon, dass VfB-Meisterspieler Ludo Magnin seine Mannschaft perfekt auf die Underdog-Rolle eingestellt hatte.
Der VfB hingegen mäanderte zwischen naiv und leichtsinnig. Naiv war es, genauso gedankenlos zu verteidigen und sich vorne den Ball hin- und herzuschieben in der Hoffnung, er würde qua Ballbesitz schon ins Basler Tor fallen. Geradezu leichtsinnig wurden die Chancen vorne vergeben und ich rede noch nicht einmal davon, wie sich Ermedin Demirovic fünf Minuten lang vom überforderten VAR hinhalten ließ, bevor er den Elfmeter — natürlich — verschoss. Torwart Hitz wurde nach dem Spiel zurecht gelobt, zur Wahrheit gehört aber auch, dass die meisten Schüsse genau auf die Mitte des Tors und damit auf ihn kamen. Von den völlig ziellosen Distanzschüssen ganz zu schweigen.
In die Bredouille rotiert
Leichtsinnig und naiv war es aber auch von Sebastian Hoeneß, zwei Qualitätsspieler wie Bilal El Khannouss und Jeff Chabot aus der Startelf zu rotieren. Natürlich ist die Bundesliga unser Brot-und-Butter-Geschäft. Gleichzeitig lag das Spiel in Köln schon vier Tage zurück und eventuell ist ein Heimspiel gegen Heidenheim die bessere Gelegenheit, um Stammkräfte zu schonen. Chabot musste das ganze Spiel von der Bank aus beobachten und insbesondere wie sich seine Kollegen vor dem Seitenwechsel regelrecht überrennen ließen und froh sein könnten, mit nur einem Gegentor in die Pause zu gehen. El Khannouss kam erst nach knapp 70 Minuten rein, als sich die Offensive schon erfolglos in der vielbeinigen Basler Abwehr verbissen hatte. Natürlich ist es immer noch die Mannschaft auf dem Feld, die die richtige Haltung und Konzentration an den Tag legen muss. Trotzdem rotierte sich der Trainer in diesem Spiel auch in die Bredouille.
Unterm Strich bleibt eine verpasste Chance. Wie schon in der vergangenen Saison lässt der VfB in einem Wettbewerb mit erstmal lediglich acht Spielen wichtige Punkte liegen. Ob man Basel jetzt mit Prag oder mit Belgrad vergleichen muss, sei dahingestellt. So kann man sich jedenfalls international nicht präsentieren, wobei sich für mich in der Bewertung die Chancen des VfB nach der Pause durch die des FCB davor aufheben. Schon gegen Celta de Vigo machte man ein einseitiges Spiel unnötig spannend, in Köln gewann man dreckig. Das war wichtig, aber es darf sich eben keiner darauf ausruhen. Und wir müssen endlich aufhören, uns selbst das Leben schwer zu machen oder uns gar selber zu schlagen.
Titelbild: © Daniela Porcelli/Getty Images