Nichts gelernt

Der VfB ver­liert das Heim­spiel an sei­nem 123. Geburts­tag ver­dient mit 1:2 gegen den 1. FC Hei­den­heim. Mann­schaft und Trai­ner zei­gen, dass sie aus den letz­ten Spie­len nichts gelernt haben und müs­sen sich jetzt drin­gend Gedan­ken machen, wie sie ver­hin­dern kön­nen, dass der Auf­stieg in Gefahr gerät. Und auch an ande­ren Stel­len im Ver­ein knirscht es.

Wir ver­su­chen hier ja immer, aus jedem Spiel mög­lichst noch etwas Posi­ti­ves raus zu zie­hen. Das gelingt, vor allem in letz­ter Zeit, nicht immer. Die Spie­le in Bre­men und Augs­burg waren so Fäl­le, in denen es über die han­deln­den Akteu­re in unse­rem Ver­ein nichts Erfreu­li­ches zu sagen gab. Das Heim­spiel gegen die Nach­barn aus Hei­den­heim reiht sich hier naht­los ein. Es ging schon los mit dem krampf­haf­ten Ver­such, die VfB-Fans mit einem wei­te­ren schlech­ten VfB-Schla­ger zu quä­len, setz­te sich mit dem pein­li­chen Auf­tritt der Spie­ler im Brust­ring fort und fand sei­nen Abschluss in die­sem sel­ten däm­li­chen Spruch­band, der offen­bart, dass auch im 21. Jahr­hun­dert eini­ge noch nicht damit klar kom­men, dass Frau­en genau­so gut oder schlecht Schieds­rich­ter im Pro­fi­fuß­ball sein kön­nen, wie Män­ner:

Da denkt man grad, die Mann­schaft sei das pein­lichs­te, was man an die­sem Abend im Neckar­sta­di­on gese­hen…

Pos­ted by Rund um den Brust­ring on Sams­tag, 10. Sep­tem­ber 2016

Aber zurück zum Hauptär­ger­nis des Frei­tag­abends: Die zwei­te Nie­der­la­ge im vier­ten Spiel.

Never change a Wackelabwehr?

Die Heidenheimer Mannschaft wusste, wie sie Stephan Sama und Toni Sunjic zur Verzweiflung bringen konnte. Bild © VfB-Bilder.de
Die Hei­den­hei­mer Mann­schaft wuss­te, wie sie Ste­phan Sama und Toni Sun­jic zur Ver­zweif­lung brin­gen konn­te. Bild © VfB-Bilder.de

Um sei­ne Spie­ler auf das Duell mit dem VfB ein­zu­stel­len, muss­te Hei­den­heims Trai­ner Frank Schmidt eigent­lich nicht mehr machen, als ihnen die Spie­le der Brust­ring­trä­ger gegen Sand­hau­sen und Düs­sel­dorf zu zei­gen und ihnen klar zu machen, dass sie ein­fach noch ein wenig bis­si­ger und aggres­si­ver die unüber­seh­ba­ren Schwä­chen des VfB in der Ver­tei­di­gung und im Spiel­auf­bau nut­zen müss­ten. Und genau so kam es auch.

Hei­den­heim fand sich von Anfang an in der Rol­le des Under­dogs, der nichts zu ver­lie­ren hat, zurecht und lau­er­te auf die Unkon­zen­triert­hei­ten des VfB. Die gab es in die­sem Spiel zur Genü­ge, weil zum einen Toni Sun­jic auch in die­sem Spiel Toni Sun­jic war und weil sich Ste­phen Sama zum ande­ren von des­sen Unkon­zen­triert­heit und Fahr­läs­sig­keit anste­cken und die Sicher­heit, die er in den ers­ten Spie­len größ­ten­teils zeig­te, ver­mis­sen ließ. Und so war sowohl am 0:1 nach einer Flan­ke und am 1:2 nach einem Kon­ter als auch an vie­len wei­te­ren brenz­li­gen Situa­tio­nen vor und im Straf­raum von Mitch Lan­ge­rak immer einer der bei­den betei­ligt. Der VfB hat rei­nes, pures Glück, dass Hei­den­heim nicht mehr aus den sich bie­ten­den Gele­gen­hei­ten mach­te.

Luhukay: Sturheit oder Einfallslosigkeit?

Das ist für sich genom­men schon eine Kata­stro­phe, denn die Pro­ble­me in der Innen­ver­tei­di­gung sind schon seit Jah­ren offen­sicht­lich. Dass es der Ver­ein nicht schafft, eine Abwehr zusam­men zu stel­len, die nicht wegen des Aus­falls eines Spie­lers völ­lig kol­la­biert, ist ein Armuts­zeug­nis. Das man mitt­ler­wei­le, in die­sem Bereich, auch Trai­ner Jos Luhuk­ay aus­stel­len muss. Mar­cin Kamin­ski kam als einer der ers­ten Neu­zu­gän­ge und kann wohl von kei­nem ande­ren als Jos Luhuk­ay sel­ber aus­ge­sucht wor­den sein, denn mit der Ver­pflich­tung eines Sport­di­rek­tors ließ man sich ja damals noch Zeit. Und wie zweit­li­ga­un­taug­lich muss die­ser Kamin­ski sein, wenn er es nicht schafft, an ent­we­der Sun­jic oder Sama vor­bei zu kom­men? Ent­we­der er ist wirk­lich so schlecht

Jos Luhukay muss Schlüsse aus den letzten Spielen ziehen. Bild © VfB-Bilder.de
Jos Luhuk­ay muss Schlüs­se aus den letz­ten Spie­len zie­hen. Bild © VfB-Bilder.de

oder Luhuk­ay ist so stur­köp­fig, dass er wider bes­se­ren Wis­sens auf die bei­den setzt. Bei­des ist, wie gesagt, eine Kata­stro­phe.

Die­se Pro­ble­ma­tik setzt sich in der Spiel­ge­stal­tung fort. Wie gegen Sand­hau­sen und Düs­sel­dorf weiß die Mann­schaft nicht, wie sie den Ball halb­wegs gefähr­lich vors Tor bekommt. Gelingt es doch ein­mal weil die Abwehr eines Zweit­li­gis­ten nun ein­mal nicht aus lau­ter Boatengs besteht, dann wer­den die weni­gen Chan­cen ver­ge­ben, ent­we­der übers Tor oder wie Terod­de mit sei­nem signa­tu­re move: Ball ans Außen­netz grät­schen. Auch hier ist weder bei Spie­lern, noch beim Trai­ner eine Lern­kur­ve erkenn­bar. Mag ja sein, dass Car­los Mané noch nicht ver­füg­bar ist und Taku­ma Asa­no in den letz­ten zehn Minu­ten allei­ne auch kei­ne Bäu­me mehr aus­rei­ßen kann. Aber schon in den letz­ten Spie­len war doch ersicht­lich, dass man mit lan­gen hohen Bäl­len ins Nichts und man­geln­der gegen­sei­ti­ger Unter­stüt­zung auf den Außen­bah­nen gegen tief­stehen­de Geg­ner wie Düs­sel­dorf, Sand­hau­sen und Hei­den­heim nicht weit kommt. Zumal Jos Luhuk­ay ja sowie­so von den drei Neu­zu­gän­gen nicht beson­ders ange­tan zu sein scheint.

Vier Baustellen

Und so hat die Sai­son des VfB nach dem etwas holp­ri­gen Start ihren ers­ten Tief­punkt erreicht. Natür­lich ist es jetzt noch zu früh, den Auf­stieg schon abzu­ha­ken. Aber so ziem­lich alles, was gera­de rund um den Brust­ring pas­siert, läuft den Bemü­hun­gen, am Sai­son­ende auf Platz 1 oder 2 der Tabel­le zu ste­hen, zuwi­der:

  1.  Da lässt sich die Mann­schaft wie bereits im Früh­jahr von einem aggres­si­ven Geg­ner kom­plett die But­ter vom Brot neh­men und hofft, dass sie irgend­wie unbe­scha­det aus der Sache raus­kommt.
  2. Da hält der Trai­ner trotz offen­sicht­li­cher Pro­ble­me an der immer glei­chen Auf­stel­lung fest.
  3. Da sind sich, wenn man den Stutt­gart Medi­en, deren Arti­kel seit Sai­son­be­ginn mit Vor­sicht zu genie­ßen sind, Glau­ben schenkt, Trai­ner und Sport­di­rek­tor über die Trans­fer­po­li­tik nicht nur uneins, son­dern regel­recht zer­strit­ten.
  4. Soll­te dem so sein, wäre die Zusam­men­stel­lung des sport­li­chen Füh­rungs­per­so­nals der ers­te von zwei schwe­ren Feh­lern des Auf­sichts­ra­tes, zum zwei­ten hat sich mitt­ler­wei­le der Vor­schlag von Wolf­gang Diet­rich für das Amt des Prä­si­den­ten aus­ge­wach­sen. Wie Peter Stol­ter­foht in der StZ berich­tet, hat die DFL die mög­li­che Prä­si­dent­schaft Diet­richs auf­grund sei­ner ver­schie­de­nen Fir­men noch nicht ein­mal abge­nickt.

Selbst wenn man den auf­ge­reg­ten Ton aus der Bericht­erstat­tung her­aus­fil­tert, blei­ben ver­schie­de­ne Aus­sa­gen und Tat­sa­chen bestehen, so dass es bereits jetzt, Mit­te Sep­tem­ber, an der Zeit ist, alle Betei­lig­ten an die­ser Gemenge­la­ge mal zu fra­gen: Habt Ihr sie noch alle?

Alles für den Aufstieg!

Schein­bar zei­gen sich nicht nur Mann­schaft und Trai­ner lern­re­sis­tent in Bezug auf die Erfah­run­gen der letz­ten Wochen, auch Auf­sichts­rat und der momen­tan neben Schin­del­mei­ser bestehen Rest­vor­stand aus Finanz­chef und Mar­ke­ting­vor­stand schei­nen aus den letz­ten Jah­ren nichts gelernt zu haben.

Wie schon häu­fi­ger betont: Es ist eben nicht so, dass sich der VfB in die­ser Sai­son und in die­ser Liga mit einem gemüt­li­chen Mit­tel­feld­platz begnü­gen kann, wie er es ja in den letz­ten Jah­ren in der Bun­des­li­ga zumin­dest ange­strebt hat. Will man nicht in ernst­haf­te Pro­ble­me gera­ten, soll­te man in die­ser Sai­son direkt wie­der auf­stei­gen. Es wäre lang­sam mal an der Zeit, dass sich alle ein wenig raf­fen und die­ses Ziel wie­der in den Fokus neh­men.

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