Ich kann nicht mehr!

Drei Jah­re kon­stan­ter Abstiegs­kampf zer­mür­ben einen. Die 6:2‑Klatsche bei Wer­der Bre­men ist nur der letz­te in einer lan­gen Rei­he von geziel­ten Schlä­gen in die Magen­gru­be, den Nacken und das Gesicht, die uns die Spie­ler mit dem roten Brust­ring in den letz­ten Jah­ren ver­passt haben.

 

 

Mag sein, dass noch zwei Spie­le zu spie­len sind. Mag sein, dass Frank­furt noch gegen Dort­mund und Bre­men ran muss. Mag sein, dass Darm­stadt noch gegen Her­tha und Glad­bach spie­len muss. Aber wie wol­len die­se Spie­ler, die nach der Nie­der­la­ge in Augs­burg erneut gegen einen direk­ten Kon­kur­ren­ten im Abstiegs­kampf völ­lig ver­sagt haben, denn die noch aus­ste­hen­den Spie­le gegen Mainz und in Wolfs­burg gewin­nen? Selbst wenn die Heim­spie­le gegen Mainz zum Sai­son­ende für den VfB zuletzt immer gut für uns aus­sa­hen. Selbst wenn VW eine Mann­schaft hat, die sich in Cha­rak­ter­lo­sig­keit mit der unse­ren mes­sen kann.

Letz­tes Jahr war anders. Da kam man von unten. Hat­te nichts zu ver­lie­ren. Zwar ver­spiel­te man auch damals im Sai­son­end­spurt Punk­te, aber man merk­te der Mann­schaft in den letz­ten drei Sai­son­spie­len an, dass sie den Abstieg mit aller Macht ver­hin­dern woll­te. Und ges­tern?

Eine Elf des Grauens

Da steht ein Chris­ti­an Gent­ner in der Halb­zeit­pau­se an den Sky-Mikro­fo­nen und erzählt einen vom Pferd (ich kann ihn mir nicht mehr anhö­ren), anstatt in der Kabi­ne bei der Mann­schaft zu sein und sie heiß zu machen. Ich weiß nicht, wie schwer er wirk­lich ver­letzt ist. Nur so viel: Ein Kevin Groß­kreutz, für den die Sai­son schon been­det war, steht am Sams­tag wahr­schein­lich wie­der auf dem Feld.

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Der VfB tanzt über die Klip­pe. Bild © VfB-Bilder.de

Da ist ein Georg Nie­der­mei­er an fast jedem der sechs Gegen­to­re betei­ligt, ein­zig bei Bar­bas und Tytons trot­te­li­ger Slap­stick-Akti­on hat­te er wohl sei­ne Fin­ger nicht im Spiel. Lie­ber Schorsch, ich weiß nicht, woher Du Dein Selbst­ver­ständ­nis als Abwehr­chef und Vize­ka­pi­tän einer Bun­des­li­ga-Mann­schaft her­nimmst. Bit­te tu uns allen einen Gefal­len und ver­län­ge­re dei­nen Ver­trag nicht.

Da stol­pert ein Emi­lia­no Insua hin­ter sei­nem Gegen­spie­ler her, der mit Ball schnel­ler ist, als Insua ohne.

Da steht ein völ­lig über­for­der­ter Dani­el Schwa­ab auf der Sechs, der die­se Posi­ti­on offen­sicht­lich noch weni­ger beherrscht als die des Außen- oder Innen­ver­tei­di­gers. Spiel­auf­bau? Null. Wenn man was nach vor­ne ging, dann über die Flü­gel. Tschüss und dan­ke für nichts.

Da lässt sich ein Dani­el Dida­vi nach einem Pfer­de­kuss aus­wech­seln. Auch hier weiß ich nicht, wie sehr es wirk­lich weh tat. Auch hier ver­wei­se ich auf Kevin Groß­kreutz. Dida sprach zwar anschlie­ßend von einer “Schan­de”, aber wir wis­sen schon von Mar­tin Har­nik, dass es von Selbst­kri­tik zu Selbst­ver­bes­se­rung ein unüber­wind­bar gro­ßer Schritt ist beim VfB.

Da steht ein Prze­mys­law Tyton im Tor, der aber, genau wie der Früh­rent­ner in Mün­chen, es nicht schafft, in sei­nem Fünf-Meter-Raum für Ord­nung zu sor­gen. Ers­te Flan­ke des Spiels: Drei Schrit­te vor, zwei zurück. Bei sechs Gegen­to­ren täu­schen auch sei­ne Glanz­pa­ra­den nicht dar­über hin­weg, dass er einer tau­meln­den Abwehr kei­nen Rück­halt geben kann.

Mat­thi­as Zim­mer­mann neh­me ich mal außen vor. Was soll man von einem Dritt­li­ga-Abstei­ger in so einer Situa­ti­on erwar­ten.

Ach­ja, Feder­i­co Bar­ba. Der wird froh sein, wenn er wie­der in Empo­li ist und dort in der Mit­tel­mä­ßig­keit in der Serie A kicken darf. In einer funk­tio­nie­ren­den Mann­schaft spielt der bestimmt gut mit. Aber wie so oft hat es Robin Dutt hier ver­säumt, einen gestan­de­nen Ver­tei­di­ger zu holen.

Bei Alex Maxim und Filip Kostic fragt man sich, was die eigent­lich beim Ecken­trai­ning machen. Wenn man schon spie­le­risch nichts auf die Rei­he bekommt, soll­te man doch wenigs­tens ver­su­chen, aus Stan­dards Gefahr zu erzeu­gen.

Mar­tin Har­nik fand immer­hin noch genü­gend Kraft, um Dida­vi klar­zu­ma­chen, dass er sich bei einem Rück­stand der eige­nen Mann­schaft doch bit­te am Spiel­feld­rand behan­deln las­sen soll. Ansons­ten war er so tor­un­ge­fähr­lich wie eh und je. Immer wie­der ver­sprin­gen ihm vor­ne Bäl­le. Sei­nen Tor­instinkt hat er völ­lig ver­lo­ren. Nach guter alter VfB-Manier (Ibi­se­vic!) wird er den wohl nächs­tes Jahr in Ham­burg oder Köln wie­der fin­den.

Danke für nichts

Ich könn­te jetzt die Lis­te der Ver­sa­ger kom­plett von oben nach unten durch­ge­hen, aber wie schon oben geschrie­ben: Ich kann nicht mehr. Ich mag nicht mehr. Wer sich am 32. Spiel­tag in einem direk­ten Duell um den Abstieg mit sechs zu zwei abschlach­ten lässt. Wer in 32 Spie­len knapp 70 Gegen­to­re kas­siert, der hat in der ers­ten Fuß­ball-Bun­des­li­ga nichts zu suchen.

Selbst wenn wir uns noch in die Rele­ga­ti­on ret­ten, wer glaubt denn ernst­haft, dass die­se Spie­ler einem Geg­ner wie Nürn­berg etwas ent­ge­gen zu set­zen hät­ten. Noch nie hat mich eine VfB-Mann­schaft so abgrund­tief ent­täuscht wie die­se. Es ist belei­be nicht der ers­te Abstiegs­kampf, den ich durch­zit­te­re.

Aber wer sich aus Über­heb­lich­keit, Dumm­heit und Faul­heit sel­ber ans Tabel­len­en­de bal­lert und damit dem Ver­ein erheb­li­chen Scha­den zufügt (vom emo­tio­na­len Scha­den der Fans ganz zu schwei­gen), der hat es nicht ver­dient, das Tri­kot mit dem Brust­ring zu tra­gen.

Lie­be Spie­ler: Selbst wenn ihr am Ende doch noch den VfB in der Bun­des­li­ga hal­tet, erwar­tet bit­te kei­nen Applaus. Wenigs­tens habt Ihr es jetzt geschafft. Ihr könnt mich nicht noch mehr ent­täu­schen. Ich erwar­te nichts mehr von Euch.

2 Gedanken zu „Ich kann nicht mehr!“

  1. Wer­der — VfB … 6 ‑2
    Wie haben sich die Bre­mer wohl von der Stutt­gar­ter Mann­schaft ver­ab­schie­det? Viel­leicht so: “Tschö und Dan­ke für’s Zuschau­en!” … ?

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