Es knipst wieder

Der VfB gewinnt zu Hau­se gegen den 1. FC Nürn­berg 3:1 und geht dabei nach einem alt­be­kann­ten Sche­ma vor. Den Unter­schied macht in die­ser Par­tie ein Offen­siv­trio, des­sen Tor­ge­fahr man in Stutt­gart lan­ge ver­misst hat.

Die Geschich­te die­ses Heim­siegs am Mon­tag­abend ist im Grun­de schnell erzählt. Der VfB legt erneut los wie die Feu­er­wehr, macht bereits in den ers­ten fünf Minu­ten das ers­te Tor und sorgt dafür, dass der Plan des geg­ne­ri­schen Trai­ners, den Favo­ri­ten so lan­ge wie mög­lich vom eige­nen Tor fern­zu­hal­ten, schon wie­der obso­let ist. Danach spie­len die Brust­ring­trä­ger mal mehr, mal weni­ger druck­voll wei­ter nach vor­ne. In die­sem Fall war ers­te­res der Fall, so dass es bereits nach der ers­ten Halb­zeit 2:0 stand. Dann geht irgend­wann bei eige­ner Füh­rung das Zit­tern los. Und zwar nicht, weil jetzt der Win­ter auch in Bad Cannstatt Ein­zug gehal­ten hat, son­dern weil der Geg­ner durch einen Lap­sus der Abwehr, am Mon­tag war es ein­fach pure Pas­si­vi­tät, wie­der den Anschluss schafft. Den Schluss­punkt setzt dann häu­fig doch der VfB, der mit einem drit­ten Tor den Sack zu macht. Die­ses Mus­ter zie­hen die Brust­ring­trä­ger jetzt seit dem Dres­den-Deba­kel durch und es hat sie zu vier Sie­gen und einem Unent­schie­den geführt.

Terodde! Mané! Asano!

Die posi­ti­ven und nega­ti­ven Aspek­te die­ser Spiel­wei­se haben wir in den ver­gan­ge­nen Wochen schon aus­rei­chend beleuch­tet. Statt wie­der dar­über zu sin­nie­ren, wel­che Fol­gen Schwä­che­pha­sen für den Auf­stiegs­kampf haben,

Er trifft und trifft und trifft. © VfB-Bilder.de
Er trifft und trifft und trifft. © VfB-Bilder.de

möch­te ich mich die­ses mal einem Phä­no­men wid­men, wel­ches man in Stutt­gart schon lan­ge nicht mehr bewun­dern durf­te: Das tor­ge­fähr­li­che Offen­siv-Trio. Seit Trai­ner Han­nes Wolf auch die jüngs­ten Neu­zu­gän­ge gegen Fürth in die Mann­schaft ein­ge­baut hat, liest sich die Bilanz von Car­los Mané, Taku­ma Asa­no und Simon Terod­de beein­dru­ckend: Sie waren an 13 der 16 Tore in den letz­ten sie­ben Spie­len direkt oder indi­rekt betei­ligt. Von die­sen 16 Tref­fern hat Terod­de allein die Hälf­te erzielt, jeweils zwei gehen auf das Kon­to von Mané und Asa­no, die zudem im glei­chen Zeit­raum zusam­men fünf Tore vor­be­rei­tet haben. Behiel­te der VfB sei­ne Tor­quo­te bei, der­zeit sind es 25 Tref­fer in 14 Spie­len, stün­den am Ende der Sai­son 60 Tore auf dem Kon­to, ein Wert, den der Ver­ein seit 2012 nicht mehr erreicht hat.

Natür­lich ist die spie­le­ri­sche Qua­li­tät der Abwehr­rei­hen in der 2. Bun­des­li­ga nicht mit der in der ers­ten Liga zu ver­glei­chen. Und sicher­lich pro­fi­tiert die Sturm­rei­he des VfB auch von der Tat­sa­che, dass man in die­sem Jahr nicht so häu­fig in Rück­stand gerät wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren, was wie­der­um Ein­fluss auf die Aus­rich­tung der Mann­schaft hat. Den­noch kommt man nicht umhin, fest­zu­stel­len, dass hier etwas zusam­men­wächst. Ich spre­che bewusst von ‑wächst, denn noch ist nicht alles per­fekt. Der VfB lässt immer noch vie­le Groß­chan­cen lie­gen. Aber, und das macht momen­tan den Unter­schied, er kommt zu sei­nen Toren.

Asano und Mané, glücklich vereint. Bild © VfB-Bilder.de
Asa­no und Mané, glück­lich ver­eint. Bild © VfB-Bilder.de

Sei es durch prä­zi­se Päs­se von Car­los Mané, die am Mon­tag­abend gleich zwei­mal Taku­ma Asa­no erreich­ten. Oder durch die Abge­zockt­heit der Arse­nal-Leih­ga­be, der den Ball beim 1:0 mit Über­sicht auf Terod­de quer leg­te und beim 3:1 in der Nach­spiel­zeit kalt­schnäu­zig genug war, Ex-VfB-Tor­hü­ter Thors­ten Kirsch­baum die Kugel zwi­schen den Bei­nen hin­durch ins Tor zu schie­ben. Oder dadurch, dass Simon Terod­de nach ein wenig Ein­ge­wöh­nungs­zeit sei­nen Tor­rie­cher wie­der­ent­deckt hat und, wenn er nicht gera­de ein Tor schießt, damit beschäf­tigt ist, ver­lo­re­ne Bäl­le zu erkämp­fen oder den geg­ne­ri­schen Tor­wart durch aggres­si­ves Anlau­fen zu wil­den Abstö­ßen zu zwin­gen. Gegen Nürn­berg kom­bi­nier­ten die drei Offen­siv­spie­ler ihre Fähig­kei­ten opti­mal und sorg­ten so für den ver­dien­ten Heim­sieg.

Auch die Defensive überzeugt — meistens

Es scheint, als habe Jan Schin­del­mei­ser soweit mit sei­nen Ver­pflich­tun­gen alles rich­tig gemacht, vor allem hat er die lah­men­de Offen­si­ve wie­der belebt. Es ist lan­ge her, dass ein VfB-Spie­ler mehr als 15 Tore in einer Sai­son schoss. Mit die­sem Drei­eck, ich ver­zich­te bewusst auf die Bezeich­nung “magisch”, könn­te es durch­aus wie­der gelin­gen. Aber, und das dür­fen wir nicht ver­ges­sen, viel wich­ti­ger als Tor­re­kor­de und Tor­jä­ger­ka­no­nen (gibt es die in die­ser Liga eigent­lich?) ist der Auf­stieg.

Auch die Defensive war meist stabil. Nicht nur bei Ecken. Bild: © Eric Späte
Auch die Defen­si­ve war meist sta­bil. Nicht nur bei Ecken. Bild: © Eric Spä­te

Die Ver­tei­di­gung gewinnt bekannt­lich Meis­ter­schaf­ten und auch die zeig­te sich in die­sem Spiel ver­bes­sert — mit den lei­der immer noch unver­meid­li­chen Aus­nah­men. Sieht man ein­mal davon ab, dass sich die kom­plet­te Hin­ter­mann­schaft beim Anschluss­tref­fer im Tief­schlaf befand und auf den Schlen­zer des Nürn­ber­gers qua­si gar nicht reagier­te, konn­te man mit der Defen­siv­leis­tung zufrie­den sein. Es gehört eben auch das not­wen­di­ge Glück dazu, wenn der Ball zwei­mal vom Innen­pfos­ten zurück ins Feld springt. Aber vor allem Timo Baum­gartl mach­te ein sehr gutes und sou­ve­rä­nes Spiel und auch sei­ne Neben­spie­ler stan­den ihm dar­in kaum nach. Offen­siv konn­ten sich die Außen­ver­tei­di­ger nicht so stark ins Spiel ein­brin­gen wie Emi­lia­no Insua zuletzt, aber dafür hat­te man ja das Offen­siv­trio. Und, das soll­te man nicht ver­ges­sen, zwei Innen­ver­tei­di­ger. Baum­gartl trieb es gegen Ende des Spiels ein­mal sehr weit nach vor­ne und Mar­cin Kamin­ski (Han­nes Wolf hat­te die Drei­er­ket­te dies­mal ein­fach nach rechts ver­scho­ben und um Insua ergänzt) erziel­te nach einer Ecke eigent­lich ein regu­lä­res Tor, jedoch hat­te Schieds­rich­ter Drees wohl Mit­leid mit dem unbe­hol­fe­nen Abwehr­ver­such Kirsch­baums.

Prüfstein Hannover

So kann man eigent­lich recht opti­mis­tisch auf die drei bis zur Win­ter­pau­se ver­blei­ben­den Spie­le bli­cken, auch wenn die Spie­ler in den Kom­men­ta­ren zum Spiel wesent­lich selbst­kri­ti­scher waren als gegen Ber­lin. Han­no­ver wird noch­mal ein schwe­rer Bro­cken, gegen den man sich den obli­ga­to­ri­schen Durch­hän­ger bei eige­ner Füh­rung eigent­lich nicht erlau­ben darf. Zumal man sich in die­sem Jahr nicht dar­auf ver­las­sen kann, dass Mar­tin Har­nik schon am Tor vor­bei schie­ßen wird. Aber sowohl in Aue, als auch in Würz­burg darf und soll­te bei der indi­vi­du­el­len Klas­se und dem sich ste­tig ver­bes­sern­den Zusam­men­spiel in der Offen­si­ve eigent­lich wenig anbren­nen. Der VfB hat sich dank des Sie­ges jetzt oben fest- und von sei­nen Ver­fol­gern etwas abge­setzt. Auf geht’s in den Hin­run­den-End­spurt!

 

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