Es ist wohl besser, jetzt zu gehen

Mit Alex­an­dru Maxim ver­lässt einer der der­zeit dienst­äl­tes­ten Spie­ler den VfB nach vier­ein­halb Jah­ren und wech­selt zu Mainz 05. Ein Grund, Abschieds­trä­nen zu ver­gie­ßen?

Ich mei­ne nicht. Vor­weg: Ich hal­te Alex Maxim für einen sehr sym­pa­thi­schen Spie­ler. Nicht ein ein­zi­ges böses Wort über den VfB kam ihm über die Lip­pen, seit er im Janu­ar 2013 nach Bad Cannstatt wech­sel­te. Dabei hät­te er, aus sei­ner Sicht, sicher­lich Grund genug dazu gehabt, denn ein unum­strit­te­ner Stamm­spie­ler war er im Brust­ring nie. Den­noch stell­te er sich immer, wie es so schön heißt, “in den Dienst der Mann­schaft”, zumin­dest wenn es dar­um ging, die Ent­schei­dun­gen der Trai­ner, ihn auf die Bank oder teil­wei­se gar auf die Tri­bü­ne zu set­zen, zu akzep­tie­ren. Und so war er auch am Ende der gera­de abge­lau­fe­nen Zweit­li­ga-Sai­son da, als man ihn brauch­te und  erziel­te drei Tore und leg­te deren zwei vor. Ein gera­de­zu vor­bild­li­cher Spie­ler also?

Kurze Gewitter, aber kein Sturm

In vie­ler­lei Hin­sicht und auf per­sön­li­cher Ebe­ne auf jeden Fall. Aber es gibt eben auch den Alex­an­dru Maxim, der von kei­nem sei­ner Trai­ner das unein­ge­schränk­te Ver­trau­en aus­ge­spro­chen bekam. Der nie so rich­tig an Dani­el Dida­vi vor­bei kam, wenn der gera­de mal nicht ver­letzt war. Der viel zu häu­fig, auch in die­ser Sai­son, nicht genug nach hin­ten arbei­te­te, son­dern den man größ­ten­teils jen­seits der Mit­tel­li­nie wie­der­fand. Klar, da lagen und lie­gen auch sei­ne Stär­ken. Ich habe nie von ihm erwar­tet, dass er Tor­schüs­se von der Linie kratzt. Aber es gibt beim VfB auch Offen­siv­spie­ler wie Simon Terod­de, die sich die Bäl­le auch kom­pro­miss­los am eige­nen Straf­raum erkämp­fen und dafür in Kauf neh­men, dass sie dann viel­leicht beim Gegen­an­griff in vor­ders­ter Rei­he nicht dabei sind.

Ganz unab­hän­gig davon waren lei­der — und ich beto­ne noch ein­mal, dass ich hier nicht nur sei­ne über­ra­gen­den letz­ten Spie­le für den VfB betrach­te, son­dern alle 131 Par­tien, in denen er mit dem Brust­ring auf­lief — auch offen­siv vie­le Auf­trit­te dabei, bei denen es nicht beson­ders rund lief. Sei es bei Frei­stö­ßen oder Eck­bäl­len oder auch aus dem Spiel her­aus. Was er kann, lässt er immer wie­der auf­blit­zen, teil­wei­se ist es auch ein 90-minü­ti­ges Gewit­ter, aber es wächst sich nie zu einem Sturm aus, der über meh­re­re Wochen die geg­ne­ri­schen Abwehr­rei­hen durch­ein­an­der wir­belt. Viel zu häu­fig hat­te man nach einer sei­ner eher durch­wach­se­nen Par­tien das Gefühl, da sei irgend­wie noch mehr gegan­gen. Und immer hat­te man nach sei­nen Geis­tes­blitz-Spie­len die Hoff­nung, es möge noch lan­ge so wei­ter gehen. Auch ich bin häu­fig die­ser Ver­su­chung unter­le­gen, ihm nach einem star­ken Spiel wie gegen St. Pau­li letz­ten August eine Stamm­platz­ga­ran­tie aus­spre­chen zu wol­len. Aber dann kam das Spiel in Düs­sel­dorf, als sich die VfB-Offen­si­ve mit Maxim an defen­siv ste­hen­den For­tu­nen die Zäh­ne aus­biss.

Stürmische Zeiten

Jetzt exis­tiert ein Alex Maxim natür­lich nicht im luft­lee­ren Raum und eine Maschi­ne ist er auch nicht. Dass er, um sei­ne Leis­tung voll aus­zu­schöp­fen, Ver­trau­en und eine gute Atmo­sphä­re braucht, ist hin­läng­lich bekannt. Lei­der zähl­te die Rück­run­de der Sai­son 2012/2013 zu den letz­ten glück­li­chen Mona­ten des VfB in der Bun­des­li­ga vor dem Abstieg 2016. Der VfB erreich­te in jenem Som­mer das Pokal­fi­na­le und wursch­tel­te in der Fol­ge ein­fach so wei­ter, um dann viel zu spät Bru­no Lab­ba­dia zu ent­las­sen. Die fol­gen­den drei Jah­re waren von Cha­os, sport­li­chen Offen­ba­rungs­ei­den und wech­seln­den Trai­nern geprägt. Ein ruhi­ges Umfeld ist nun wahr­lich etwas ande­res. Wer weiß, wäre Maxim vor zehn oder 15 Jah­ren zum VfB gewech­selt, wäre er viel­leicht ganz anders auf­ge­blüht und ich wür­de die­se Wor­te gar nicht schrei­ben müs­sen, weil wir ihn schon vor Jah­ren für eine zwei­stel­li­ge Mil­lio­nen­sum­me hät­ten ver­kau­fen müs­sen.

Maxims emotionaler Wert

Nicht, dass ihn nicht trotz­dem in jedem Som­mer eine Trans­fer­de­bat­te beglei­tet hät­te. Meis­tens war es eine Web­sei­te aus sei­ner rumä­ni­schen Hei­mat, die einen Wech­sel nach Eng­land lan­cier­te. Statt­des­sen geht er jetzt zu Mainz 05, dem Kicker zufol­ge für eine Ablö­se­sum­me, die für Kopf­schüt­teln sorgt:

Aber ist die­se Ablö­se­sum­me wirk­lich so wahn­sin­nig unrea­lis­tisch? Natür­lich ist das gan­ze ein Spiel von Ange­bot und Nach­fra­ge. Mainz sucht immer noch einen Nach­fol­ger für Mal­li, schwimmt aber gleich­zei­tig soweit ich weiß, auch nicht im Geld. Beim VfB war man der Mei­nung, dass sich Maxim sich auch in sei­ner vier­ten voll­stän­di­gen Bun­des­li­ga-Sai­son nicht bes­ser schla­gen wür­de als in der Ver­gan­gen­heit. Maxim wird sich des­sen auch bewusst gewe­sen sein und des­halb auch nichts gegen einen Wech­sel gehabt haben. Zu einem Ver­ein, der ein biß­chen mehr Poten­zi­al hat als der Auf­stei­ger, den er jetzt ver­lässt. Zu einem Ver­ein, der ihm das Ver­trau­en und die zen­tra­le Rol­le ver­spricht, die er ger­ne hät­te. Gleich­zei­tig hat sich Maxim, der bis zum 27. Spiel­tag gan­ze fünf Spie­le über mehr als 80 Minu­ten in der zwei­ten Liga absol­viert hat­te, im letz­ten Jahr auch nicht unbe­dingt für einen grö­ße­ren und rei­che­ren Ver­ein als Mainz emp­foh­len. Natür­lich wer­den momen­tan Phan­ta­sie­sum­men für Spie­ler gezahlt. Aber halt nicht von der finan­zi­el­len Mit­tel­klas­se der Liga. Wolfs­burg, Leip­zig und Dort­mund kön­nen pro­blem­los zwei­stel­li­ge Mil­lio­nen­be­trä­ge zah­len. Aber die sind halt lei­der nicht an einem Spie­ler inter­es­siert, der in der zwei­ten Liga nicht zur Stamm­elf gehört, so bit­ter das klingt.

Natür­lich wäre es schön, noch mehr Geld durch sei­nen Trans­fer ein­zu­neh­men. Aber wir dür­fen auch nicht den emo­tio­na­len Wert, den er durch sei­ne herz­er­fri­schen­de Art und gele­gent­li­chen Geis­tes­blit­ze für uns hat, mit dem ver­wech­seln, was ein Ver­ein wie Mainz aus den oben genann­ten Grün­den bereit ist, für ihn zu bezah­len. Jan Schin­del­mei­ser hat auch wei­ter­hin, unab­hän­gig davon ob Maxim bei uns spielt oder nicht, die Auf­ga­be, eine Mann­schaft zusam­men zu stel­len, die in der kom­men­den Sai­son in der Lage ist, die Klas­se zu hal­ten. Und dazu zählt vor allem eine sat­tel­fes­te Abwehr und viel­leicht noch der eine oder ande­re Flü­gel­spie­ler, der auch in der ers­ten Liga kon­stant gute Leis­tun­gen zeigt. Dann kön­nen wir auch den Abgang eines Alex­an­dru Maxim ver­kraf­ten.

Alex, alles Gute für die Zukunft. Außer wenn es gegen den VfB oder um den sport­li­chen Erfolg des VfB geht!

Bild: © Fritzle92

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