Ein Muster ohne Wert

Der VfB ver­liert das Heim­spiel gegen  den FC Bay­ern Mün­chen erwar­tungs­ge­mäß mit 1:3, zeigt aber nach ein­hel­li­ger Mei­nung eine “star­ke Leis­tung” gegen den Rekord­meis­ter. Dabei war es trotz vol­lem Haus und Cho­reo das unwich­tigs­te Spiel der Rück­run­de.

Zunächst ein­mal: Ich habe mir das Spiel nur in der Zusam­men­fas­sung ange­schaut. Ich war nicht im Neckar­sta­di­on und habe auch kein Sky geschaut. War­um? Weil ich zum einen noch ande­res zu tun hat­te und weil es zum ande­ren das Spiel mit der gerings­ten Aus­sa­ge­kraft in die­sem Früh­jahr war.

Fanta4, Sami, Timo und der Mannschaftsbus

Immer­hin, der VfB hat­te groß auf­ge­fah­ren. Die Fan­tas­ti­schen Vier waren da, Sami Khe­di­ra und Timo Hil­de­brand gaben sich ein Meis­ter­mann­schafts-Stell­dich­ein und die Cannstat­ter Kur­ve kom­plet­tier­te das Bild mit einer schö­nen, weil ein­fa­chen Cho­reo­gra­phie. Den­noch war für mich von vorn­her­ein klar, dass es gegen die Bay­ern mit die­ser Mann­schaft nichts zu holen gab. Selbst mit den bei­den Ver­rück­ten Serey Dié und Kevin Groß­kreutz wäre es schwer gewor­den. Und das nicht ein­mal nur wegen der gro­ßen indi­vi­du­el­len

Zum "Südschlager" sind sie alle gekommen: Timo Hildebrand und Michi Beck. © VfB-Bilder.de
Zum “Süd­schla­ger” sind sie alle gekom­men: Timo Hil­de­brand und Michi Beck. © VfB-Bilder.de

Qua­li­tät der Münch­ner, son­dern auch wegen dem Man­gel an die­ser in der Stutt­gar­ter Hin­ter­mann­schaft.

Ich hat­te ja zunächst Jür­gen Kram­nys Ver­such, den Mann­schafts­bus vorm Tor zu par­ken belä­chelt, am Ende schien es aber ganz gut zu funk­tio­nie­ren. Nun ja, bis auf die Sze­nen, in denen sich Ribe­ry und Ala­ba der Stutt­gar­ter Abwehr­spie­ler als Sla­lom­stan­gen bedien­ten. Nie­der­mei­ers Eigen­tor, dass uns wahr­schein­lich zumin­dest in einer Sta­tis­tik am Sai­son­ende Platz 1 beschert, war unglück­lich, die ande­ren Gegen­to­re mit etwas mehr Kon­zen­tra­ti­on viel­leicht zu ver­hin­dern, Dida­vis zwi­schen­zeit­li­cher Anschluss­tref­fer kuri­os. Wie auch immer. Es genüg­te bereits, die Sze­nen im Zusam­men­schnitt zu sehen, um zu ver­ste­hen was los ist.

Gut verkauft. Na und?

Natür­lich wür­den sie sich gegen die Bay­ern so teu­er wie mög­lich ver­kau­fen. Denn zu ver­lie­ren hat­te der VfB in die­sem Spiel nichts. Lei­der trifft das noch nicht auf den Abstiegs­kampf zu. Das unte­re Tabel­len­drit­tel ist so eng gestaf­felt, dass die Brust­ring­trä­ger trotz der Sie­ge von Hop­pen­heim (in Frank­furt), Augs­burg (in Bre­men) und Darm­stadt (in Ham­burg) auch wei­ter­hin fünf Punk­te Vor­sprung auf den Rele­ga­ti­ons­platz haben. Das Pro­blem ist nur: Die gute Leis­tung gegen die bes­te Mann­schaft der Liga bringt uns für die nächs­ten Wochen rein gar nichts.

Den Klas­sen­er­halt holt man näm­lich, ich habe es schon mal betont, nicht im Duell mit den ers­ten sechs Plät­zen der Tabel­le, son­dern indem man die direk­ten Kon­kur­ren­ten nie­der­ringt und damit hin­ter sich lässt. Das funk­tio­nier­te zuletzt eher so la la. Das erschre­cken­de ist jedoch, dass man sich beim VfB mit dem 2:2 in Darm­stadt und dem 3:3 in Ingol­stadt schein­bar zufrie­den gibt. Selbst im Cannstat­ter Blätt­le stand vor ein paar Spiel­ta­gen sinn­ge­mäß: Wir stei­gen nicht ab, also ent­spannt Euch und kon­zen­triert Euch auf den Sup­port. Das sich auch in der Kur­ve die Stim­mung dies­be­züg­lich geän­dert hat, konn­te man in Darm­stadt beob­ach­ten, als die Spie­ler, für sie wohl über­ra­schend, zum per­sön­li­chen Moti­va­ti­ons­ge­spräch an den Zaun zitiert wur­den.

Wo ist der Hunger?

Seit dem Sieg gegen Her­tha und dem Ende der Sie­ges­se­rie am 13. Febru­ar hat der VfB nur noch ein ein­zi­ges Spiel gewon­nen, gegen offen­sicht­lich ver­coach­te Hop­pen­hei­mer. Schaut man sich die ande­ren Par­tien an — Nie­der­la­gen gegen Glad­bach, Lever­ku­sen und Mün­chen, Unent­schie­den gegen Darm­stadt und Ingol­stadt — dann muss man ganz deut­lich sagen: Da war mehr drin. Die rest­li­chen Par­tien hal­ten eine ähn­li­che Mischung an Geg­nern bereit: Heim­spie­le gegen Dort­mund und Mainz, Aus­wärts­spie­le in Augs­burg und Bre­men. Der Klas­sen­er­halt wird wahr­schein­lich eher aus­wärts besie­gelt als zu Hau­se, das heißt der VfB muss sich in Spie­len gegen direk­te Kon­kur­ren­ten im Abstiegs­kampf behaup­ten. Und genau dar­an habe ich mei­ne Zwei­fel.

Und selbst wenn es am Ende auch schon vor dem 34. Spiel­tag zum Klas­sen­er­halt reicht: Allein die Tat­sa­che, dass man es auf dem Weg dort­hin mehr­mals unnö­tig span­nend mach­te, treibt einen zur Weiß­glut. Denn die Mann­schaft wird aller Vor­aus­sicht nach in Augs­burg und Bre­men eher wie­der so auf­tre­ten wie in Darm­stadt und Ingol­stadt. Mit kur­zen lich­ten Momen­ten, kur­zen Black­outs und viel Behä­big­keit, im siche­ren Glau­ben, man sei schon durch.

Gegen Bayern ein Tor schießen ist im Abstiegskampf nicht genug. © VfB-Bilder.de
Gegen Bay­ern ein Tor schie­ßen ist im Abstiegs­kampf nicht genug. © VfB-Bilder.de

Wo bleibt die Ener­gie, wo bleibt der Hun­ger der ers­ten vier Rück­run­den­spie­le? Alles futsch. Statt­des­sen freut man sich, dass man gegen die gro­ßen Bay­ern gut mit­ge­hal­ten hat und das Sta­di­on voll war. Statt­des­sen bilan­ziert man ein ver­meid­ba­res Unent­schie­den mit “Haupt­sa­che die ande­ren auf Distanz gehal­ten”. Statt­des­sen lädt man die tor­ge­i­zigs­te Mann­schaft der Liga zu Tref­fern ein. Statt­des­sen schenkt man der mit Abstand schlech­tes­ten Mann­schaft der Liga drei Punk­te. Man könn­te den Ein­druck haben, die Mann­schaft sei der Mei­nung, sie habe mit dem furio­sen Rück­run­den­auf­takt ihre Schul­dig­keit bereits getan und kön­ne sich jetzt zurück­leh­nen, um die Sai­son ent­spannt aus­klin­gen zu las­sen. Anders las­sen sich die fah­ri­gen Auf­trit­te in den letz­ten Spie­len nicht erklä­ren.

Mit die­ser Ein­stel­lung kann es auch nach die­sem Sai­son­ende wie­der nur hei­ßen: Nichts erreicht, nur ver­hin­dert.

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