Die Verdrängungs-Meister

Der VfB ver­liert das Heim­spiel gegen Borus­sia Dort­mund mehr oder min­der sang- und klang­los mit 0:3. Was soll man dazu ange­sichts der im Ver­ein gras­sie­ren­den Ver­drän­gungs­or­gi­en noch schrei­ben?

Er wol­le das Spiel gegen Dort­mund sofort ver­ges­sen, blaff­te Robin Dutt direkt nach Abpfiff in die Sky-Mikro­fo­ne. Kei­ne Dis­kus­si­on dar­über, war­um der VfB im Abstiegs­kampf kein ein­zi­ges Foul begang, das dem Schieds­rich­ter eine gel­be Kar­te wür­dig gewe­sen wäre. Kei­ne Ana­ly­se, war­um der VfB erst nach 70 Minu­ten zum ers­ten Mal aufs Tor schoß, als sich der ein­ge­wech­sel­te Georg Nie­der­mei­er mit einem müden Kopf­ball wahr­schein­lich sein nächs­tes Arbeits­pa­pier im Brust­ring erspiel­te. Kei­ne Nach­fra­ge erlaubt, war­um die Abwehr es einer zuge­ge­be­ner­ma­ßen guten Dort­mun­der Offen­si­ve noch unnö­tig leicht mach­te. Kein Hin­ter­fra­gen, war­um die Mann­schaft in einem Spiel, in dem von ihr nicht unbe­dingt ein Punkt­ge­winn erwar­tet wür­de, erneut so spielt, als wür­de sie das alles nichts ange­hen.

Der Blick auf die Tabelle, für einige beim VfB anscheinend ein neuer Anblick. Bild © VfB-Bilder.de
Der Blick auf die Tabel­le, für eini­ge beim VfB anschei­nend ein neu­er Anblick. Bild © VfB-Bilder.de

Beim VfB sind sie in den letz­ten Wochen zum Meis­ter gereift. Meis­ter im Ver­drän­gen. Selbst nach der steil abfal­len­den Form­kur­ve der letz­ten Wochen ent­blö­det man sich nicht zu sagen, dass man ja zwei Punk­te Vor­sprung auf Bre­men und den Rele­ga­ti­ons­platz hat und damit psy­cho­lo­gisch im Vor­teil sei. Als sei das eine Leis­tung der Mann­schaft gewe­sen, aus neun Punk­ten Vor­sprung zwei zu machen und sich aus einer fünf Spie­le lang unge­schla­ge­nen Trup­pe in einen Trüm­mer­hau­fen zurück zu ent­wi­ckeln.

Wie ein waidwund geschossenes Reh

Nach jedem ent­täu­schen­den Punkt­ver­lust, mit dem das Tabel­len­en­de immer näher an den VfB her­an­rück­te, wur­de die Mann­schaft wei­ter in Wat­te gepackt. Das Ergeb­nis: Beim VfB regiert jetzt, nach dem 31. Spiel­tag, die blan­ke Panik. Denn die­ses Jahr ist der VfB nicht der Jäger, der sich im Play-Off-Modus zum Klas­sen­er­halt figh­tet. Die­ses Jahr ist der VfB das ange­schos­se­ne Reh, dass sich mit letz­ter Kraft ver­sucht, ins Dickicht zu ret­ten und dabei aber an jedem Ast und jedem Strauch hän­gen bleibt. Viel­leicht wäre es bes­ser gewe­sen, die Spie­ler hät­ten am Sams­tag noch nicht gewusst, wie die Kon­kur­renz von der Weser spielt. Im siche­ren Wis­sen, in der Tabel­le nicht abrut­schen zu kön­nen, fällt es eben leich­ter, sich von Dort­mund aus­ein­an­der neh­men zu las­sen.

Die Ergeb­nis­se der letz­ten drei Spie­le zu pro­phe­zei­en ist fast unmög­lich. Viel­leicht macht es in die­ser Trai­nings­wo­che bei dem Sau­hau­fen end­lich Klick und sie kämp­fen Bre­men in deren Sta­di­on nie­der. Viel­leicht stol­pert Mainz im Kampf um Platz 4 gegen Ham­burg und uns. Viel­leicht ist Wolfs­burg am letz­ten Spiel­tag im Nie­mands­land der Tabel­le alles egal. Es gibt aber momen­tan nichts, das mir irgend­wie Hoff­nung gibt, dass das Pen­del in unse­re Rich­tung aus­schlägt.

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