Die Macht erwacht, der VfB nicht

In einem pas­sa­blen Zweit­li­gaPokal­spiel würg­te sich der VfB ges­tern gegen Ein­tracht Braun­schweig ins Vier­tel­fi­na­le und trifft dort Anfang Febru­ar im Neckar­sta­di­on auf Borus­sia Dort­mund. Die Saga vom lang­sa­men Auf­schwung beim VfB wird flei­ßig fort­ge­schrie­ben, wäh­rend die VfB-Mann­schaft vor allem defen­siv bewies, dass sie in der zwei­ten Bun­des­li­ga bes­ser auf­ge­ho­ben wäre.

Man muss jetzt natür­lich auf­pas­sen, dass man nicht alles kom­plett schlecht redet. Der VfB hat eine Rück­stand gedreht und kam nach einem spä­ten Aus­gleich in der Ver­län­ge­rung noch ein­mal zurück. Damit hat es sich aber auch, was die posi­ti­ven Aspek­te des Spiels angeht.

Mir braucht nach die­ser Par­tie kei­ner mit den eige­nen Geset­zen, die der Pokal angeb­lich hat, kom­men. Der VfB star­te­te wie schon in Dort­mund unkon­zen­triert ins Spiel und lag fol­ge­rich­tig nach weni­gen Minu­ten bereits zurück. Ermög­licht wur­de der Füh­rungs­tref­fer der Braun­schwei­ger erneut durch eine unglaub­lich unkon­zen­trier­te VfB-Abwehr, die nach einer Ecke den Ball nicht aus dem Fünf-Meter-Raum bekam. Der frü­he Rück­stand konn­te einem als Fan schon wie­der die Zor­nes­rö­te ins Gesicht trei­ben. Danach kon­so­li­dier­te sich der VfB ein wenig und pro­fi­tier­te davon, dass sich auch die Braun­schwei­ger Abwehr nur auf geho­be­nem Zweit­li­ga-Niveau befin­det.

Das dritte Unentschieden in Folge

Wer jetzt dar­auf hoff­te, dass der VfB auf­dreh­te und bewei­sen woll­te, dass er in die Erst­klas­sig­keit gehört, wur­de erneut ent­täuscht. Inte­rims­trai­ner Jür­gen Kram­ny hat­te die glei­che Mann­schaft auf den Platz gestellt wie in Mainz und genau­so spiel­ten sie auch. Vor­ne rieb sich Timo Wer­ner erneut allei­ne auf, Serey Dié war immer noch neben der Spur und ver­lor vie­le Bäl­le im Mit­tel­feld. Alex­an­dru Maxim ver­schoss nicht nur einen Elf­me­ter, son­dern bestritt auch den Rest des Spiels im glei­chen lust­lo­sen Habi­tus. Auch die Abwehr war alles ande­re als sat­tel­fest. So brach­te man am Ende das drit­te Unent­schie­den in Fol­ge über die regu­lä­re Spiel­zeit. Als das Spiel lang­sam zu kip­pen droh­te, erziel­te Timo Wer­ner aus dem Nichts das 2:1 in der 99. Minu­te. Aber auch von die­ser Füh­rung ließ sich die Mann­schaft nicht beflü­geln, so dass Braun­schweig, nach­dem sie sich mehr­mals unbe­drängt durch die Brust­ring-Abwehr drib­beln konn­ten erneut aus­glich. In der 118. Minu­te war es dann Toni Sun­jic, der nach einer Ecke das 3:2 mach­te.

Wie ein­gangs bereits gesagt ein span­nen­des Zweit­li­ga-Spiel also. Der VfB hat­te Glück, dass Schieds­rich­ter Sip­pel ein rela­tiv ein­deu­ti­ges und vor allem plum­pes Foul von Georg Nie­der­mei­er im Straf­raum nicht ahn­de­te, ansons­ten wäre der VfB wohl nicht als Sie­ger vom Platz gegan­gen. Die Mann­schaft trat in kei­ner Pha­se auf wie ein Erst­li­gist. Nach vor­ne wur­de irgend­wann nur noch auf lan­ge Bäl­le gesetzt, wäh­rend man defen­siv kaum Zugriff hat­te.

Der VfB ist in der zweiten Liga schon angekommen, aber keiner merkt es

Die Situation des VfB zum Ende der Hinrunde. Ohne Wohlfühl-Oasen-Filter. Bild © VfB-Bilder.de
Die Situa­ti­on des VfB zum Ende der Hin­run­de. Ohne Wohl­fühl-Oasen-Fil­ter. Bild © VfB-Bilder.de

Wür­de der VfB auch in der zwei­ten Liga spie­len, könn­te man sich mit der Art und Wei­se, wie die­ser Sieg erreicht wur­de, auch zufrie­den geben. Der VfB spielt aber (noch) erst­klas­sig und die Mann­schaft steht schon seit Wochen und damit auch in die­sem Spiel in der Pflicht, dies auch zu bewei­sen. Dass man als Abstiegs­kan­di­dat gegen Dort­mund und Mün­chen nicht gewinnt, ist klar. Dass man aber gegen Mann­schaf­ten auf Augen­hö­he wie Bre­men oder unter­klas­si­ge­re Mann­schaf­ten wie Braun­schweig nicht gewin­nen kann, ist ein kla­res Zei­chen dafür, dass es die­ses Jahr wohl letzt­end­lich doch eine Eta­ge tie­fer geht.

Und genau an die­sem Punkt gehen die Pro­ble­me erst rich­tig los. Schon nach dem Remis in Mainz und dem Sturz auf den letz­ten Tabel­len­platz hat­te ich eine völ­lig unan­ge­brach­te vor­weih­nacht­li­che Wohl­fühlstim­mung beim VfB beob­ach­tet. Auch nach dem gest­ri­gen Spiel woll­te kei­ner die Mann­schaft aus ihrer Traum­welt her­aus­ho­len, am aller­we­nigs­ten natür­lich die Spie­ler sel­ber. Da wird der pein­li­che Auf­tritt vor einem halb­lee­ren Sta­di­on gegen einen Zweit­li­gis­ten als heroi­scher Kampf ums Vier­tel­fi­na­le umge­deu­tet. Timo Wer­ner spricht von Ver­bes­se­run­gen in der Mann­schaft. Es bleibt offen, wo sich die Mann­schaft ver­bes­sert hat. Das Defen­siv­ver­hal­ten kann es nicht sein und auch offen­siv reißt der VfB kei­ne Bäu­me aus. Und so wie in die­sen Tagen die Star Wars-Saga wei­ter­geht, redet man sich beim VfB wei­ter­hin ein, dass es auf­wärts geht. Schenkt man Gun­ter Bar­ner in den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten Glau­ben, dann wird nach dem Wolfs­burg-Spiel Jür­gen Kram­ny als Nach­fol­ger von Jür­gen Kram­ny vor­ge­stellt. Eine Kata­stro­phe.

Der VfB hält die Füße still und hofft, dass alles gut geht

Denn wie man in den letz­ten Spie­len gese­hen hat, fin­det auch er kei­nen Zugang zu einer Mann­schaft, die sich gera­de nur so hoch streckt, wie sie muss. Und manch­mal auch nicht hoch genug. Gegen Bre­men wur­de die 1:0‑Führung schlam­pig ver­spielt, gegen Mainz gab man sich schnell mit einem 0:0 zufrie­den und gegen Braun­schweig war die Mann­schaft der Ansicht, man wür­de wohl mit 50 Pro­zent Ein­satz ein­fach so eine Run­de wei­ter kom­men. Das bewei­sen schon die Lab­ba­dia-esken immer glei­chen Ein­wechs­lun­gen von Boris Tash­chy und Rob­bie Kru­se. Die lei­te­ten zwar jeweils ein Tor ein, blie­ben aber sonst so blass wie der Rest der Mann­schaft, was bei Tash­chy immer noch ver­kraft­ba­rer ist als bei Kru­se.

Jetzt geht es am Wochen­en­de gegen den VfL Wolfs­burg, ein Spiel, bei dem sich wohl kei­ner viel aus­rech­net. Und so wird beim VfB unterm Weih­nachts­baum völ­lig aus­ge­blen­det, dass man mit 12 Punk­ten auf dem letz­ten Platz der ers­ten Liga steht und sich mit Glück ins Vier­tel­fi­na­le des Pokals gerobbt hat. Dass eine Mann­schaft auf dem Feld steht, die nicht bewei­sen kann und nicht bewei­sen will, dass sie in die ers­te Liga gehört. Nach dem groß ange­kün­dig­ten und mitt­ler­wei­le als geschei­tert zu betrach­ten­den Total­um­bruch im Som­mer ver­sucht man nun, am Bes­ten gar nichts zu ändern und trotz­dem damit durch­zu­kom­men. Das erin­nert fatal an die ver­gan­ge­nen Jah­re, als man der Mei­nung war, man kön­ne nach dem Ver­kauf von Mario Gomez mit Stür­mern wie Ales­san­dro Ried­le in die Sai­son gehen, bevor man Hals über Kopf doch noch Pavel Pogreb­nyak hol­te. Oder als man nach dem Errei­chen des Pokal­fi­na­les völ­lig über­sah, dass der Nie­der­gang schon unter Bru­no Lab­ba­dia und sei­ner Spiel­wei­se zum Abge­wöh­nen ein­ge­setzt hat­te.

4 Gedanken zu „Die Macht erwacht, der VfB nicht“

  1. und jetzt kau­fe ich mir eine Dau­er­kar­te. Jawoll!!

    Nein, nicht jetzt sofort. Erst zur nächs­ten Sai­son, für die 2. Liga. Das Spiel ges­tern hat doch Mut gemacht. Da kön­nen wir wie Braun­schweig vor­ne mit­spie­len, na ja, nicht ganz vor­ne, aber doch wenigs­tens nicht ganz hin­ten. Auch wenn Dida­vi und Kostic und noch mehr gehen, dafür müss­te es rei­chen. Und mit dem Geld für mei­ne Dau­er­kar­te kann man ja auch ein­kau­fen.
    Im Ernst, ich wer­de eine kau­fen. Ob ich dann jedes Mal ins Sta­di­on gehe, bezweif­le ich, mehr Zeit wer­de ich auch nächs­tes Jahr nicht haben. Aber unter­stüt­zen will ich den VfB, und mei­nen Bei­trag für den Wie­der-Auf­stieg leis­ten.
    Ich bin ja auch mit Schuld an die­sem Schla­mas­sel. Ich habe mich ja auch nicht gewehrt in den letz­ten Jah­ren, kei­ner von uns hat sich wirk­lich rich­tig gewehrt und jetzt ist es halt zu spät. Wie man sich rich­tig wehrt? Das weiss ich auch nicht, aber still wer­de ich nicht mehr sein.
    obwohl …
    … „Opfer“ hat mich mein Jüngs­ter heu­te Mor­gen begrüßt, als er zum Früh­stück gekom­men ist. Mein Jüngs­ter ist der mit dem gel­ben Shirt. „Oh je“ hat mei­ne Frau ges­tern bei der Aus­lo­sung gesagt und mich mit­lei­dig ange­se­hen. Das wurmt. Das sti­chelt, das weckt Trotz und Wider­stand. Ich ver­su­che jetzt Kar­ten zu bekom­men, für mich, mei­ne Frau und mei­ne Kin­der. Das wol­len wir doch mal sehen. Ein KO-Spiel gegen Dort­mund, das moti­viert doch. Viel­leicht ja nicht nur mich, son­dern auch die Mann­schaft, und viel­leicht wird das ja die Initi­al­zün­dung für den Rest der Sai­son und es wird doch noch alles gut.

    Aber still wer­de ich nicht mehr sein.

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    • Hi,

      so bit­ter das alles ist, hat das Spiel glau­be ich ges­tern wirk­lich gezeigt, in wel­che Liga wir gehö­ren. Auch wenn das im Ver­ein kei­ner wahr­ha­ben will. Des­halb: Nicht schwei­gen, son­dern schrei­ben! 😉

      Grü­ße

      Lenn­art

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  2. Hey Lenn­art
    Hof­fe wir sind nicht die Opfer!
    Habs geschafft das mei­ne 14 jäh­ri­ge Toch­ter von Reus zum
    Maxim Fan wur­de! Sind vom Fami­li­en­block in CK umge­zo­gen.
    Aber ob die Fan‘s über­haupt noch von der Mann­schaft wahr­ge­no­men
    wer­den? Hat am ende des Spiels wie eine Pflicht­übung aus­ge­se­hen in
    die Kur­ve zuge­hen.
    Gruß Hel­ge

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    • Hal­lo Hel­ge,

      fin­de ich gut, dass Du dei­ne Toch­ter bekehrt hast, auch wenn die aktu­el­le Mann­schaft, Sams­tag­abend mal aus­ge­nom­men, zur­zeit nicht viel Anlass dazu bie­tet. Die wis­sen wahr­schein­lich meist schon, was sie erwar­tet, dafür gab’s ja dann aber nach dem Wolfs­burg-Spiel eine Ehren­run­de.

      Schau­en wir mal, wie es in der Rück­run­de mit Kram­ny wei­ter­geht. Schö­ne Fei­er­ta­ge Dir und Dei­ner Fami­lie!

      Gruß, Lenn­art

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