Die Antwort

Groß war das Weh­kla­gen in die­ser Woche — auch an die­ser Stel­le — über die ver­lo­re­nen Spie­le des VfB gegen Han­no­ver und in Mön­chen­glad­bach. Am Sams­tag zeig­te die Mann­schaft dann eine beein­dru­cken­de Reak­ti­on und feg­te deso­la­te Hop­pen­hei­mer mit 5:1 aus dem Sta­di­on. Haben wir uns umsonst Sor­gen gemacht?Ich hat­te es nach dem Glad­bach-Spiel geschrie­ben, wir hat­ten es am Frei­tag­abend im Pod­cast bespro­chen und waren uns rela­tiv einig: Die Mann­schaft hat ein Men­ta­li­täts­pro­blem und jetzt, wo die unmit­tel­ba­re Abstiegs­ge­fahr gebannt ist, las­sen sie es wie­der solan­ge ruhig ange­hen, bis es wie­der brenz­lig wird. Und auch ande­re Medi­en und Blogs wur­de die Cha­rak­ter­fra­ge gestellt. Die Mann­schaft fand dar­auf eine beein­dru­cken­de Ant­wort und mach­te in einer Umkeh­rung des Glad­bach-Deba­kels alles rich­tig, was sie in den Spie­len zuvor falsch gemacht hat­te.

Die Mannschaft kämpft, die Ecken kommen an

Das ging schon bei einem ele­men­ta­ren Erfolgs­fak­tor los: Der Kampf um jeden ein­zel­nen Ball. Hat­te man sich in den ver­gan­ge­nen Spie­len mit leicht­fer­ti­gen Ball­ver­lus­ten im Mit­tel­feld zufrie­den gege­ben, jag­ten die Jungs im Brust­ring dies­mal wie­der den Geg­ner und zwan­gen ihn so zu Feh­lern. In die glei­che Kate­go­rie passt auch das 1:0 durch Georg Nie­der­mei­er, der einen zur Sei­te abge­prall­ten Ball ener­gisch ins Tor grätsch­te. Der VfB war hell­wach und den Gäs­ten von Anfang an deut­lich über­le­gen.

Die Anzeigetafel hatte am Samstag gut zu tun. Bild © Eric Späte
Die Anzei­ge­ta­fel hat­te am Sams­tag gut zu tun. Bild © Eric Spä­te

Ein wei­te­res Man­ko, wel­ches die Mann­schaft am Sams­tag effek­tiv abstell­te, war die man­geln­de Effi­zi­enz nach Ecken. Gegen Han­no­ver hat­ten 17 Ecken nicht zum Erfolg geführt, dies­mal traf man gleich dop­pelt. Georg Nie­der­mei­er zufol­ge habe er Filip Kostic vor dem Spiel auf­ge­for­dert, sich beim Ecken­schie­ßen auch genau dar­auf zu kon­zen­trie­ren und nicht gedank­lich schon beim nächs­ten Flan­ken­lauf zu sein. Schorsch also nicht nur als Tor­schüt­ze, son­dern auch als Men­tal­trai­ner für die Mit­spie­ler?

Immer­hin, auch gegen Hof­fen­heim gerie­ten er und sei­ne Neben­leu­te ein paar Mal ins Schwim­men, aller­dings nie so ekla­tant, wie es am Nie­der­rhein der Fall gewe­sen war. Auch defen­siv wur­de um jeden Ball gerun­gen, um die­sen so schnell wie mög­lich wie­der aus der Gefah­ren­zo­ne zu brin­gen. Offen­siv brann­te der VfB ein Feu­er­werk ab, hät­te gut und ger­ne noch höher gewin­nen kön­nen. In einem Spiel, in dem Timo Wer­ner ein Tor macht, obwohl ihm der (mir ehr­lich gesagt etwas zu eigen­sin­ni­ge) Filip Kostic den Quer­pass ver­wei­ger­te und statt­des­sen sel­ber die Abwehr der Badenser düpiert, in einem sol­chen Spiel läuft es ein­fach für den VfB.

Die verschiedenen Gesichter des VfB

Timo Werner deutet es an: Weniger reden, mehr siegen. Bild © VfB-Bilder.de
Timo Wer­ner deu­tet es an: Weni­ger reden, mehr sie­gen. Bild © VfB-Bilder.de

Und so stellt man sich die Fra­ge: War­um? Wie schafft es die Mann­schaft drei so grund­ver­schie­de­ne Gesich­ter zu zei­gen: Das über­heb­li­che, das chan­cen­lo­se und das domi­nan­te. Immer­hin ist es beru­hi­gend zu wis­sen, dass sie das Fuß­ball­spie­len nach dem Her­tha-Spiel nicht völ­lig ver­lernt hat. Gegen Hof­fen­heim lag es mit Sicher­heit auch dar­an, dass Geg­ner sich kaum bun­des­li­ga­taug­lich prä­sen­tier­te, aller groß­mäu­li­gen Ankün­di­gun­gen des Trai­ners zum Trotz. Und auch die Spie­le gegen Han­no­ver und Mön­chen­glad­bach muss man sicher­lich im Kon­text der Spie­le davor betrach­ten. Das Spiel am Sams­tag beweist vor allem eins: Dass sich die Mann­schaft, auch wenn der Geg­ner schwach war, durch das Spiel am Mitt­woch und die anschlie­ßen­de Reak­ti­on, an der Ehre gepackt fühl­te. Das ist immer­hin ein Fort­schritt im Ver­gleich zur Hin­run­de, als kei­ne noch so schar­fe Kri­tik und kei­ne noch so deut­li­che Klat­sche die Nie­der­la­gen­se­rie auf­zu­hal­ten ver­moch­te.

Ich schrieb es bereits nach dem Köln-Spiel: Die Mann­schaft ist und bleibt eine Wun­der­tü­te. Das reicht ver­mut­lich, trotz der gegen Han­no­ver ver­schenk­ten Punk­te und noch zu absol­vie­ren­den Par­tien gegen Lever­ku­sen, Dort­mund und Bay­ern, für den Klas­sen­er­halt und zwar nicht erst am letz­ten Spiel­tag. Das reicht sehr wahr­schein­lich aus genau den glei­chen Grün­den nicht für Höhe­res (Du-weißt-schon-wel­chen-Pokal). Wenn uns die Mann­schaft ab jetzt mit Auf­trit­ten wie in Glad­bach ver­schont und bei Nie­der­la­gen wenigs­tens mit wehen­den Fah­nen unter­geht, kann ich mit dem dar­aus resul­tie­ren­den Mit­tel­feld­platz sehr gut leben.

 

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