11 Fragen an einen Dresden-Fan

Die Län­der­spiel­pau­se ist vor­bei, die Liga hat uns wie­der. Vor dem Spiel des VfB bei Auf­stei­ger Dyna­mo Dres­den haben wir mit SGD-Fan Cle­mens (@CB1502) über das Spiel, sei­nen Lieb­lings­ver­ein und des­sen aktu­el­le Situa­ti­on gespro­chen.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Cle­mens! Erzähl bit­te kurz etwas über Dich. Wie bist Du Dyna­mo-Fan gewor­den?

Cle­mens: Hi, ich hei­ße Cle­mens bin 26 Jah­re und sit­ze der­zeit über mei­ner Diplom­ar­beit im Fach Sozio­lo­gie. Zum Fuß­ball bin ich ganz klas­sisch über mei­nen Vater gekom­men. Der war schon zu DDR-Zei­ten Fan. Mit 6 Jah­ren durf­te ich das ers­te mal mit ins Sta­di­on zum Regio­nal­li­ga­der­by gegen Chem­nitz. Seit­dem inter­es­sie­re ich mich für den Sport. Mit 14 Jah­ren ging es dann so rich­tig los, seit­dem bin ich fast jedes Heim­spiel im Sta­di­on.

Rund um den Brust­ring: Dyna­mo ist nach dem Abstieg 2014 wie­der in die 2. Bun­des­li­ga zurück gekehrt. Wie wich­tig war der Auf­stieg für den Ver­ein? Was hät­te ein wei­te­res Jahr in der 3. Liga für Euch bedeu­tet?

Cle­mens: Der Auf­stieg wur­de zu Beginn der letz­ten Sai­son als kla­res Ziel vor­ge­ge­ben. So gese­hen war es sehr wich­tig, dass die­ses Ziel auch erreicht wur­de, da sonst Kri­tik an der sport­li­chen Füh­rung auf­ge­kom­men wäre. Ein wei­te­res Jahr in der drit­ten Liga hät­te uns zwar sicher nicht umge­bracht. Immer­hin ist der Ver­ein inzwi­schen schul­den­frei und steht auf siche­ren Säu­len. Aller­dings wird der wirt­schaft­li­che Unter­schied zwi­schen zwei­ter und drit­ter Liga mit Ein­füh­rung der neu­en TV-Ver­trä­ge in Zukunft noch grö­ßer wer­den. Um so wich­ti­ger ist es, sich nun end­lich in der zwei­ten Liga fest­zu­spie­len.

Rund um den Brust­ring: Siehst Du für Dyna­mo die Mög­lich­keit, sich lang­fris­tig in der zwei­ten Liga zu eta­blie­ren? Was sprä­che dage­gen?

Cle­mens: Wenn nicht wie­der die glei­chen Feh­ler in Sachen Kader­pla­nung gemacht wer­den, wie beim letz­ten Inter­mez­zo in der zwei­ten Liga, sehe ich kei­nen Grund, der dage­gen sprä­che. Wir sind wirt­schaft­lich so gut auf­ge­stellt wie seit 26 Jah­ren nicht. Zudem haben wir mit Ralf Min­ge den per­fek­ten Sport­chef. Er kennt den Ver­ein in- und aus­wen­dig. Außer­dem haben wir inzwi­schen auch wie­der eine vor­zeig­ba­re Nach­wuchs­ar­beit. Wenn wir es dazu noch schaf­fen, die der­zei­ti­ge Ruhe im Ver­ein zu kon­ser­vie­ren, kön­nen wir auch mehr als nur zweit­klas­sig sein.

Rund um den Brust­ring: Ihr seid gut in die Sai­son gestar­tet, habt Leip­zig aus dem Pokal gewor­fen. Zuletzt lief es mit drei Nie­der­la­gen aus vier Spie­len, alle drei zudem ohne eige­nes Tor, nicht mehr so gut. Was sind dei­ner Mei­nung nach die Grün­de für die letz­ten Ergeb­nis­se?

Cle­mens: Wir haben zu Beginn noch etwas von der Auf­stiegs­eu­pho­rie und den Start­schwie­rig­kei­ten der Kon­kur­renz pro­fi­tiert. Inzwi­schen ord­nen sich die Ver­hält­nis­se lang­sam wie­der. Die letz­ten Spie­le waren wahr­lich nicht gut. Aller­dings muss man sehen, dass unse­re Mann­schaft ver­gleichs­wei­se wenig Zweit­li­ga­er­fah­rung besitzt. Zur Ent­wick­lung gehö­ren dann eben auch mal schwä­che­re Spie­le, wie zuletzt. Aus mei­ner Sicht lie­gen die Pro­ble­me aktu­ell im zen­tra­len Mit­tel­feld. Das Auf­bau­spiel wirkt des­öf­te­ren sehr unstruk­tu­riert. Unse­re drib­bel­star­ken Außen, Ste­fa­ni­ak und Gogia, ver­su­chen es dann oft auf eige­ne Faust und drib­beln sich fest, unse­re Spit­ze (Test­ro­et oder Kutsch­ke) liegt oft kom­plett in der Luft. Es fehlt aus mei­ner Sicht der­zeit ein Auf­bau­spie­ler im Zen­trum, der die Bäl­le ver­teilt und das Tem­po vor­gibt. Zudem machen uns der­zeit ein­fa­che Ball­ver­lus­te im Auf­bau­spiel das Leben schwer, dann stim­men im Umschal­ten auf die Defen­si­ve häu­fig die Abstän­de nicht mehr und wir krie­gen zu ein­fa­che Gegen­to­re.

Rund um den Brust­ring: Wo siehst Du Dyna­mo am Sai­son­ende? Ist mehr als nur der Klas­sen­er­halt drin?

Cle­mens: Der typi­sche Bun­des­li­ga­trai­ner wür­de sagen: “Erst­mal 40 Punk­te holen, dann schau­en wir wei­ter.” So hal­te ich das auch. Ich wäre am Ende auch mit Platz 15 zufrie­den.

Rund um den Brust­ring: Mit Erich Ber­ko spielt auch ein ehe­ma­li­ger VfB-Spie­ler in schwarz-gelb. Wel­che Rol­le spielt er bei der SGD?

Cle­mens: Er kam bis­her nur als Ein­wech­sel­spie­ler zum Ein­satz, ließ in den weni­gen Minu­ten jedoch sein Talent auf­blit­zen. Am letz­ten Sams­tag gelang ihm im Test beim Regio­nal­li­gis­ten Neu­gers­dorf (5:0) auch ein Tor. Er ist ein Roh­dia­mant, der behut­sam auf­ge­baut wer­den muss.

Rund um den Brust­ring: Wel­cher Eurer Spie­ler kann dem VfB am Sams­tag gefähr­lich wer­den? Was sind Dyna­mos Stär­ken die­se Sai­son?

Cle­mens: Unse­re Stär­ke ist vor allem die Aus­ge­gli­chen­heit im Kader. Wir hat­ten in den Pflicht­spie­len bis­her 8 ver­schie­de­ne Tor­schüt­zen, ver­teilt auf alle Mann­schafts­tei­le. Mit Mar­vin Ste­fa­ni­ak haben wir zudem einen Spie­ler, der an guten Tagen den Unter­schied aus­ma­chen kann, vor allem über sei­ne star­ken Stan­dards. Mit Gogia haben wir in die­ser Sai­son noch einen wei­te­ren Stan­dard­spe­zia­lis­ten hin­zu­ge­won­nen. Das kann ein Weg sein, um das Spiel in die rich­ti­ge Rich­tung zu len­ken.

Rund um den Brust­ring: Und wo lie­gen Eure Schwä­chen? Wie kann der VfB die drei Punk­te aus Dres­den ent­füh­ren?

Cle­mens: Die Pro­ble­me im Mit­tel­feld hat­te ich ange­spro­chen. Ich kann mir vor­stel­len, dass eure Mann­schaft ver­sucht die­se zu pro­vo­zie­ren, um uns dann mit schnel­lem Umschalt­spiel zu kna­cken. Ich hof­fe, dass wir die ein­fa­chen Feh­ler dies­mal ver­mei­den und selbst den Raum nut­zen kön­nen. Denn ich erwar­te euch deut­lich offen­si­ver als bei­spiels­wei­se Würz­burg oder Sand­hau­sen zuletzt.

Rund um den Brust­ring: Dyna­mo und der VfB sind das letz­te mal vor über 20 Jah­ren auf­ein­an­der getrof­fen, Ende der 80er spiel­te man sogar im UEFA-Pokal-Halb­fi­na­le gegen­ein­an­der. Hast Du noch Erin­ne­run­gen an die dama­li­gen Spie­le?

Cle­mens: Ich bin Jahr­gang 90, die gro­ßen Euro­pa­po­kal­spie­le habe ich lei­der nicht erlebt. Mein Vater erzählt mir jedoch gern die Geschich­te, wie er sich für das Heim­spiel gegen den VfB damals für 200 Mark ein Ticket vor der Sem­per­oper erstei­ger­te. Als er mich letz­tens frag­te, ob ich ihm für das Spiel am Sams­tag eine Kar­te besor­gen kön­ne, muss­te ich wie­der dar­an den­ken. Habe ihm dann geant­wor­tet, ich hät­te eine für 200 Euro vor der Sem­per­oper erstan­den. Wir lach­ten bei­de. 😉

Rund um den Brust­ring: Was kann man sich in Dres­den außer dem Fuß­ball­spiel am Sams­tag denn noch so anschau­en? Hast Du einen tou­ris­ti­schen oder kuli­na­ri­schen Geheim­tipp?

Cle­mens: Dres­den ist an sechs von sie­ben Tagen in der Woche immer eine Rei­se wert. In der Alt­stadt um die Frau­en­kir­che her­um fin­det man vie­le tol­le Cafes zum Ver­wei­len. Wer es lie­ber laut mag, für den ist die ande­re Elb­sei­te, die “Neu­stadt”, mit ihren vie­len Sze­ne­knei­pen und Bars zu emp­feh­len.

Rund um den Brust­ring: Dein Tipp fürs Spiel?

Cle­mens: Gro­ße Geg­ner lie­gen uns tra­di­tio­nell mehr als die klei­nen, daher sage ich ein 3:1 für Dyna­mo vor­aus.

Rund um den Brust­ring: Vie­len Dank für das Gespräch!

Bild: © Wiki­pe­dia / Z tho­mas

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